Wer erinnert sich an die Lastenausgleich-Debatte der 1950er Jahre und an das Lastenausgleichsverfahren in der eigenen Familie? Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven, das anhand realer Familiengeschichten und inszenierter Ausstellungsräume 330 Jahre deutscher Aus- und europäischer Einwanderungsgeschichte präsentiert, sucht für seine neue Dauerausstellung Zeitzeugen aus dem Raum Osnabrück/Bramsche.
Das von der Bundesregierung am 14. August 1952 beschlossene Lastenausgleichsgesetz sah vor, von Kriegsfolgen geschädigte Deutsche – darunter auch diejenigen, die durch Flucht und Vertreibung nach Westdeutschland kamen – zu entschädigen. Da Osnabrück am Ende des Zweiten Weltkrieges eine der am stärksten zerstörten Städte der Britischen Besatzungszone war, wurden Flüchtlinge und Vertriebene durch die Militärbehörden vor allem im Umland angesiedelt. Der Zustrom hielt jedoch an, was zu den Debatten um die Verteilung der Angekommenen führte. Für die junge Bundesrepublik bedeutete die Auseinandersetzung über die Kosten der Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen einen wichtigen Schritt zur Klärung des eigenen Selbstverständnisses. Heftig umstritten waren sowohl der Umfang als auch die Finanzierung der Zahlungen. Nicht selten erlebten die Betroffenen die Ausgleichszahlungen nicht mehr, da diese größtenteils erst Ende der 1970er Jahre vollständig ausgezahlt worden sind.
Auch Fotos und Tagebücher werden gesucht
Das Deutsche Auswandererhaus sucht jetzt Personen, die über die Debatte um den Lastenausgleich als ein Teil der eigenen Familiengeschichte, von dem Prozess der Antragstellung oder den Reaktionen der Umgebung berichten. Auch sind die Museumswissenschaftler an der Darstellung von Kritikern der damaligen Regelung interessiert. Darüber hinaus sucht das preisgekrönte Migrationsmuseum Objekte, die an die Debatte erinnern: Fotos, Tagebücher oder andere Schriftstücke von Privatpersonen sowie amtliche Dokumente, Antragsunterlagen und Mitteilungsblätter von Interessenverbänden – gerne auch Transparente und Schilder von den damaligen Demonstrationen.
Rückfragen werden auch telefonisch beantwortet
Die Beiträge sind zu schicken an: Deutsches Auswandererhaus, Stichwort: „Lastenausgleich“, Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven – oder per E-Mail an: e.kasakow@dah-bremerhaven.de. Für Rückfragen steht Dr. Ewgeniy Kasakow, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Auswandererhaus, auch telefonisch zur Verfügung (Tel.: 0471 / 90 22 0-0).