Die Forderung der Grünen, neue Einfamilien- und Doppelhäuser in Osnabrück nicht mehr zuzulassen, ist nach Auffassung der CDU „rigoros, radikal und rigide“. Damit junge Familien in der Stadt bleiben, bedarf es – laut der CDU – neuer Einfamilien- , Doppel- und Reihenhäuser.
„Mit diesem einseitigen Standpunkt kann unsere Stadt nicht weiterentwickelt werden. Wir brauchen gute Kompromisse, die Bedürfnisse der Menschen, Klimaschutz, Artenvielfalt und Stadtklima bedenken”, so Fraktionsvorsitzender Fritz Brickwedde (CDU) und umweltpolitische Sprecherin Verena Kämmerling (CDU). Die CDU-Fraktion weist darauf hin, dass die Stadt Osnabrück erst vor wenigen Jahren ein Wohnraumversorgungskonzept durch ein Forschungs- und Beratungsinstitut habe erarbeiten lassen. Das Gutachten habe festgestellt, das Verluste in der Altersklasse unter 18 Jahren mit Verlusten in der Altersklasse 30 bis unter 40 Jahre im Zusammenhang stehen: „Hierbei handelt es sich u. a. um Familien in der Gründungsphase, die z. B. zur Eigentumsbildung die Stadt verlassen und im Umland wohnhaft werden.“
Ab 2020 315 neue Wohnungen pro Jahr
Aus gutachterlicher Sicht sei es notwendig bis 2020 jährlich 284 neue Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser zu bauen. Ab 2020 solle der jährliche Wohnungsneubau in diesem Bereich auf 315 anwachsen. Für Mietwohnungen werde ein jährlicher Neubau von 170 (bis 2020) und 189 (ab 2020) gesehen. Der Bedarf an zusätzlichen Eigentumswohnungen werde auf 114 bzw. 126 angegeben. Im Wohnraumversorgungskonzept der Stadt Osnabrück heißt es: „Generell ist der Neubau von Eigenheimen weiterhin von großer Bedeutung für Osnabrück. Nur wenn Bauland/Eigenheime in Osnabrück am Markt zur Verfügung stehen, können Stadt-Umland-Wanderungen aufgefangen und Haushalte v. a. Familien gehalten werden.“
Nachverdichtung besser als Zersiedelung
Wenn es in Osnabrück keine neuen Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser mehr geben würde, gingen junge Familien in die Gemeinden der benachbarten Landkreise. Die Folge wären nach Auffassung der CDU zusätzliche Pendler mit neuen CO2-Belastungen, da die Arbeitsplätze überwiegend in Osnabrück seien. Verena Kämmerling sagt: „Nachverdichtung in der Stadt ist für das Klima besser als Zersiedelung im ländlichen Raum mit zusätzlichen täglichen PKW-Fahrten.“ Als Beispiel nannte Fritz Brickwedde das seinerzeit von der CDU durchgesetzte Baugebiet an der Knollstraße beim Dodesheider Friedhof. Hier gebe es zahlreiche Eigenheime, aber auch andere Wohnformen. In keiner Weise werde das Stadtklima belastet, da viele Bewohner dieses neuen Baugebietes ihren Arbeitsplatz mit dem Fahrrad erreichen könnten.
Vielseitige Wohnformen
In neuen Baugebieten soll es alle Wohnformen geben: Einfamilien- und Doppelhäuser, Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser mit Miet- und Eigentumswohnungen. Neue Baugebiete könnten einen Beitrag zur Artenvielfalt und damit zum Schutz der Natur darstellen. Wo vorher ein Maisacker gewesen sei, blühten nun in Gärten und Grünanlagen tausende verschiedene Pflanzen.
Stadtklima in Abwägung und Konzeption einbeziehen
Bei allen neuen Baugebieten würden stadtklimatische Gesichtspunkte in die Abwägungen und Konzeptionen eingehen. „Wir wollen so bauen, dass die Funktion der Kaltluftschneisen erhalten bleibt, dies kann z. B. durch die Anordnung der Häuser und Freiflächen in den Baugebieten geschehen“, betonte Verena Kämmerling. Auch durch eine intelligente Naturschutzkompensation innerhalb stadtklimatisch wichtiger Räume könnten zentrale Flächen für die Frischluftzufuhr freigehalten werden. Ein entsprechender Ratsantrag sei bereits im Februar 2020 beschlossen worden und werde hoffentlich von der Verwaltung zügig umgesetzt. Auf Antrag der CDU habe der Rat beschlossen, für 3.000 neue Wohneinheiten Baurecht zu schaffen. „Das ist notwendig, damit Wohnen in Osnabrück bezahlbar bleibt“, erklärt Fritz Brickwedde. Angebot und Nachfrage müssten in einem guten Gleichgewicht sein, damit es Wohnraum für jeden Geldbeutel in Osnabrück gebe.