Johannisstraße: Ist dieser Schaden noch zu beheben?
Man muss nur ein wenig in der jüngeren Vergangenheit schauen, um das Dilemma zu erkennen, in dem sich die Einkaufscenter-Befürworter der Lokalpolitik befinden, seit SinnLeffers ankündigte die Johannisstraße verlassen zu wollen.
Das Einkaufszentrum sollte den Bestand sichern – nicht weglocken
Im Sommer 2007, als erste Pläne diskutiert wurden ein Einkaufszentrum am Neumarkt anzusiedeln, ließ sich der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion noch auf der Homepage der SPD-Ratsfraktion zitieren mit: “ … dass die künftige Einkaufsgalerie an der Ecke Neumarkt zur Bestandssicherung von vorhandenen Unternehmen wie Sinn-Leffers beitragen werde“.
Parteien beziehen Stellung und suchen Schuldigen
Nachdem unsere Redaktion in einer „Spökenkiekerei“ die offizielle Ankündigung des Umzugs bereits vorwegnahm, und SinnLeffers zwei Wochen später zuerst gegenüber der HASEPOST die Umzugspläne bestätigte, haben die großen Osnabrücker Parteien mit Pressemitteilungen auf die Ankündigung des letzten großen Einzelhändlers der Johannisstraße reagiert.
SPD und Grüne mit einer gemeinsamen Pressemitteilung
„Der Umzug des Bekleidungshauses Sinn-Leffers in das geplante neue Einkaufszentrum in der Johannisstraße macht deutlich, wie richtig die langjährige Forderung der Ratsmehrheit nach einer Aufwertung der Johannisstraße ist und belegt, wie attraktiv das neue Center für den Osnabrücker Einzelhandel ist. Gleichzeitig wird die Dynamik deutlich, mit der andere Immobilienbesitzer angehalten werden, ebenfalls in ihre Immobilien zu investieren“, erklären die Fraktionsvorsitzenden von SPD und GRÜNEN, Frank Henning und Michael Hagedorn in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
„Bestätigt wird unsere Auffassung, dass die Johannisstraße in einem beklagenswerten Zustand ist, der nun mit dem von uns vorangetriebenen Bau des Einkaufszentrums deutlich verbessert wird. Leider haben die CDU-Ratsopposition und der OB diese positive Entwicklung nie oder allenfalls halbherzig unterstützt und damit den unhaltbaren Zustand der Johannisstraße billigend in Kauf genommen“, so Henning. „Begrüßenswert ist aus unserer Sicht auch die Einschätzung von Sinn-Leffers, dass der Busverkehr keine Belastung sondern eine Stärkung für den dortigen Einzelhandel bedeutet, da er die Kunden des Einzelhandels direkt vor die Ladentüren in der Johannisstraße bringt“, so Michael Hagedorn.
„Auch die Kritik von Sinn-Leffers an OB Wolfgang Griesert ist für uns nachvollziehbar. Schließlich kann man das Unternehmen nicht zwingen, am bisherigen Standort zu bleiben, wenn dies für das Unternehmen wirtschaftlich nicht tragbar ist. Insofern trägt das neue Einkaufszentrum offenkundig dazu bei, Sinn-Leffers als Textilanbieter und Arbeitgeber in Osnabrück zu halten, was wir natürlich begrüßen“, so die beiden Fraktionsvorsitzenden. Der Durchführungsvertrag sehe eben vor, neben 50 Prozent neuen Anbietern auch bisherige Anbieter aus dem Stadtgebiet zuzulassen, insbesondere wenn diese ihren bisherigen Standort aus welchen Gründen auch immer aufgeben müssten. Das Gesamtportfolio wird nach Abschluss aller Verträge zu bewerten sein. Ebenso sei davon auszugehen, dass es insbesondere nach der Attraktivitätssteigerung für die Johannisstraße durch das EKZ auch für das Sinn-Leffers-Gebäude einen oder mehrere interessante Nachfolgemieter geben werde. „Wir würden uns wünschen, dass der OB sich in dieser für die Stadtentwicklung Osnabrücks wesentlichen Frage nicht als oberster Bedenkenträger, sondern als Motor der Entwicklung einbringen würde. Dies wäre ein Gewinn für den Standort Osnabrück“, so Henning und Hagedorn.
Auch die FDP tritt Flucht nach vorne an
In einer bereits am Dienstag verbreiteten Stellungnahme der Liberalen heißt es: „Anstatt sich zu freuen, dass das am Neumarkt geplante Einkaufscenter an den Start geht, versucht der Oberbürgermeister (OB) anscheinend immer noch die Entwicklung zu torpedieren,“ ärgert sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Thomas Thiele über die Äußerung des OB. Griesert hatte in einer Medienstellungnahme betont, dass er gegen den Durchführungsvertrag gestimmt hat und die Umsiedlung von SinnLeffers in das neue Einkaufszentrum kritisch sieht.
Der FDP-Kreisvorsitzende Moritz Gallenkamp ergänzt: „Die Stadt trägt jetzt die Konsequenzen jahrelanger verfehlter Stadtplanung. Jetzt zu versuchen, den Umzug politisch zu verhindern, wäre ein weiterer Beleg für das Fehlverhalten der Verantwortlichen. Die Stadt hat sich bei wirtschaftlichen Entscheidungen der Händler, zumindest wenn es um Standorte geht, rauszuhalten. Sie mischt sich schon genug in die wirtschaftlichen Belange der Kaufleute ein. So sollten die Verantwortlichen froh sein, wenn SinnLeffers den Standort Osnabrück hält und nicht aufgibt. Vielleicht ist das ein Weckruf an den Oberbürgermeister, sich intensiv um diesen Bereich zu kümmern.“
Thiele unterstreicht die Bedeutung des neuen Einkaufszentrums für eine positive Entwicklung des Neumarktes sowie der Johannisstraße. Auch sieht er gute Chancen, dass damit Neuansiedlungen und Aufwertungen in der Johannisstraße erfolgen werden, auch für den jetzigen SinnLeffers-Standort.
Die FDP stehe zu dem Bau des Einkaufszentrums. Schließlich seien es die Freien Demokraten gewesen, die vor über 12 Jahren den Masterplan Neumarkt angeschoben hätten und damit die Voraussetzung, den Neumarkt umzugestalten. Immer wieder sei die Umsetzung aber von der Verwaltung ausgebremst worden. Damit sei auch die negative Entwicklung der Johannisstraße verknüpft.
CDU: Keine Leerstände in der Innenstadt
Die CDU kontert mit einer eigenen Mitteilung, in der sie vor allem vor einem nun drohenden Leerstand an der Johannisstraße warnt.
„Das neue Einkaufszentrum am Neumarkt ist dann gut für Osnabrück, wenn es dem Investor gelingt, viele neue und attraktive Marken nach Osnabrück zu holen und damit neue Käuferschichten von außerhalb zu gewinnen. Denn wir wollen kein Nullsummenspiel, keinen Verdrängungswettbewerb und vor allem keine Leerstände in der Innenstadt. Dass der erste bekannt gewordene Ankermieter ein Unternehmen ist, das schon in Osnabrück ansässig ist, stellt kein gutes Signal dar“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Fritz Brickwedde. In diesem Sinne teile er auch die Sorgen von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und weise die Polemik von SPD und Grünen zurück.
Natürlich sei es die alleinige Entscheidung von Sinn-Leffers in das neue Einkaufszentrum zu gehen. Für die Johannisstrasse sei es aber zunächst bedauerlich, dass Sinn-Leffers seine Flächen deutlich reduziere und dann umziehe. Es sei zu hoffen, dass es in absehbarer Zeit Nachfolgemieter geben werde, aber keinesfalls selbstverständlich. Ein möglicher Leerstand an der Johannisstrasse stelle eine große Gefahr für die Neustadt dar.
Feuermeldung in Osnabrück-Wüste durch Heimrauchmelder
Am heutigen Vormittag (13.07.2016) kam es gegen 11:20 Uhr zu einem Kleinbrand in einer Wohnanlage für Studenten an der Limberger Straße.
Ein Rauchmelder machte Nachbarn darauf aufmerksam, die zeitgleich eine Rauchentwicklung wahrnehmen konnten. Sie alarmierten daraufhin die Feuerwehr, die mit dem Löschzug der Berufsfeuerwehr anrückte.
Brand in verlassener Wohnung
Weil in der betroffenene Wohnung kein Bewohner zuhause war, mussten die Einsatzkräfte gewaltsam die Tür öffnen. In der Wohnung fanden sie ein brennendes Handtuch auf einer eingeschalteten Herdplatte vor.
Mit etwas Wasser aus einer sogenannten Kübelspritze, einer Art „Eimer“ mit Handpumpe, konnte der Brand schnell gelöscht werden. Der Rauchmelder hat damit wohl ein größeres Feuer verhindert.
Feuermeldung in Osnabrück-Wüste durch Heimrauchmelder
Feuermeldung in Osnabrück-Wüste durch Heimrauchmelder
Feuermeldung in Osnabrück-Wüste durch Heimrauchmelder
Feuermeldung in Osnabrück-Wüste durch Heimrauchmelder
Warum das öffentliche Osnabrücker WLAN eine (teure) Mogelpackung ist
Zufriedene Gesichter waren am Dienstagnachmittag bei den Vertretern der Stadtverwaltung, des Stadtmarketings, der Werbefirma Ströer und nicht zuletzt bei Stadtbaurat Frank Otte zu sehen, als das groß angekündigte „öffentliche WLAN“ für Osnabrück vorgestellt wurde.
Wie die geladene Presse vor Ort in der Bierstraße testen konnte, funktioniert das drahtlose Internet erwartungsgemäß auch gut.
Wer will, kann ab sofort an neun Standorten in der Osnabrücker Innenstadt kostenfrei im Internet surfen. Bald sollen noch zwei weitere Standorte hinzu kommen.
So weit so gut. Wer heute hier nur gute Nachrichten lesen möchte, dem empfehlen wir jetzt einen Klick auf einen der Werbebanner rechts oder oben auf dieser Seite. Für alle anderen haben wir noch ein wenig sprichwörtliches „Wasser“, das wir in den „Wein“ der doch so gut klingenden Nachricht gießen müssen…
Unsere Redaktion hat vollstes Verständnis dafür, wenn sich viele Osnabrücker jetzt über das neue Angebot freuen, doch auch die Hintergründe sind eine genauere Betrachtung wert.
Das neue WLAN ist für die Stadt kostenfrei – wirklich?
Im Verlauf der Pressekonferenz fiel mehrfach die Aussage, dass die Stadt nichts für das öffentliche WLAN zahlen müsse, und es sei nicht nur für die Nutzer sondern auch für die Stadt „kostenfrei“. Etwas vorsichtiger formuliert es Stadtbaurat Frank Otte, der von „kostenneutral“ und einer „Kompensation“ spricht. Doch wie genau funktioniert die Finanzierung des neuen Wifi-Netzes? Ist den Verantwortlichen bekannt welchen Wert die“Kompensation“ hat, und wurden „am Markt“ Vergleichsangebote eingeholt?
Wir haben bei der Pressekonferenz nachgefragt und im Anschluss einige Aussagen nachgeprüft.
Osnabrück ist vertraglich verbandelt mit der Firma Ströer (ehemals “Deutsche Städte Reklame”). Alle paar Jahre, zuletzt 2013, wird darüber verhandelt in welchem Rahmen und an welchen Standorten in der Stadt das Unternehmen exklusiv Werbeflächen (CityLight-Poster etc.) aufstellen und vermarkten darf. Im Gegenzug kann die Stadt einen Teil dieser Flächen für eigene Veranstaltungsplakate kostenfrei oder kostenreduziert nutzen – und erhält einen Teil der Werbeeinnahmen. Alle näheren Vertragsdetails sind jedoch geheim.
Bereits beim letzten Vertragsschluss im Jahr 2013 wurde mit-verhandelt, dass die Werbefirma im Gegenzug für den Werbevertrag auch ein offenes Wifi-Netz installiert.
Nachdem fast zwei Jahre nichts passiert war, brachte die Kleinstfraktion UWG/Piraten im Frühjahr 2015 mit einem im Rat der Stadt eingebrachten Antrag, wieder Schwung in die Verhandlungen.
Freies Wifi gibt es nur für noch mehr Werbeflächen
Im vergangenen Jahr stellte sich heraus, dass die Verantwortlichen 2013 jedoch nur eine „Absicht“ verhandelt hatten. Damit Osnabrück tatsächlich sein öffentliches WLAN bekommt, stellte die Firma Ströer nachträglich nicht unerhebliche Gegenforderungen.
Wie unsere Redaktion bereits im vergangenen Jahr recherchierte, verlangte die Werbefirma als Kompensationsleistung die Pachtfreistellung für mehrere neu geplante Anlagen (darunter zwei „Mega-Light“-Anlagen in der Hannoverschen Straße und Ackerstraße sowie Pagenstecherstraße; einen „City Star“ an der Bohmter Straße und fünf neue „City-Light-Poster“-Wechselanlagen in der Innenstadt).
Pressekonferenz zum Start des öffentlichen WLAN in Osnabrück
Nachgefragt: Wie „in Euro und Cent“ wurden die Kompensations-Werbeanlagen bewertet?
Im Verlauf der Pressekonferenz am Dienstag wurde bekannt, dass Ströer sich wohl weitestgehend bei den geforderten Werbeflächen durchsetzen konnte. Im Gegenzug bekommt die Stadt nicht 10(!) wie noch 2015 diskutiert wurde, sondern immerhin 11 Einwahlpunkte, von denen zwei zum Start allerdings noch nicht aktiv sind.
Auf Nachfrage unserer Redaktion wollte der Stadtbaurat nicht beziffern welchem finanziellen Betrag die Kompensation durch die Stadt (also die Gewährung der Werbeflächen) entspricht. Otte zog sich dabei auf die Nicht-Öffentlichkeit solcher Details zurück.
Kompensationsgeschäft ohne Kenntnis des Gegenwerts?
Auf erneute Nachfrage, ob denn diese Summe überhaupt „ausgerechnet“ wurde, erklärte Otte, dass dies nicht geschehen sei. Der Wert der von der Stadt gewährten Gegenleistung ist „nicht in Euro und Cent“ bekannt, so Otte.
Auch sei kein Gremium der Lokalpolitik über den Wert des mit Ströer vereinbarten Kompensationsgeschäfts informiert worden, so Otte auf Nachfrage.
Obwohl die Vereinbarung über das öffentliche WLAN von beiden Seiten bereits 2018 wieder gekündigt werden kann, ist im entsprechenden Vertrag auch nicht definiert, welche Leistung (in Geld) die Firma Ströer an die Stadt abführen muss, sollte diese in Zukunft wieder auf das öffentliche WLAN verzichten wollen oder sich für einen anderen Dienstleister entscheiden. Hierzu hieß es vom Stadtbaurat lediglich: „das werde man dann dann ja ausrechnen können“.
Was zusätzliche Zugangspunkte kosten wurde ebenfalls nicht vertraglich fixiert
Aber auch in umgekehrter Richtung scheint das nicht-öffentliche Vertragswerk recht schlicht gestrickt zu sein. Zwar ist es grundsätzlich möglich in Zukunft noch zusätzliche Zugangspunkte hinzuzufügen, doch welche Kompensationen dann an die Firma Ströer geleistet werden müssen, sei ebenfalls „nicht definiert“, so Frank Otte.
Man können ja nicht „0,7 Citylight-Poster“ genehmigen, weil sich das rechnerisch irgendwie als der Gegenwert dafür ergebe“, ging der Stadtbaurat über die scheinbar lästige Frage hinweg.
Alexander Stotz, CEO der Ströer Media Deutschland GmbH, der extra zu der Presseveranstaltung aus Köln angereist war, wollte keine Stellung zu der unserer Redaktion vorliegenden Information eines unabhängigen Beraters nehmen, nachdem die von der Stadt Osnabrück gewährten Kompensationen auf das Jahr gerechnet einem Gegenwert entsprächen, der mit einer mindestens fünfstelligen Summe bewertet werden kann.
Kein Ausschreibungsverfahren, nur Nachfragen
Warum denn ausgerechnet das von der Firma Ströer angebotene WLAN das richtige für die Stadt sei, auch vor dem Hintergrund, das mit den Netzen von Freifunk e.V. und Stadtwerke/NOZ bereits zwei kostenfreie Netze vorhanden sind, erklärte der Stadtbaurat damit, dass kein anderer Anbieter ein solches „Leistungspaket“ hätte bieten können.
Eine reguläre Ausschreibung fand aber wohl nicht statt, wie aus den weiteren Erläuterungen zu vernehmen war. Dazu hätte wohl auch der Wert der gewährten Kompensationen an die Firma Ströer vor Vertragsunterzeichnung einmal ausgerechnet worden sein müssen. Ohne das die im Raum stehende Summe bekannt ist, versteifte sich Stadtbaurat Otte in seinen Äusserungen auf die hohe Servicequalität die von Ströer (bzw. dem Partner Telekom) geboten würde. Diese Qualität hätte nach Ansicht des studierten Architekten von keinem anderen Partner angeboten werden können.
Es habe jedoch „Gespräche und Nachfragen“ mit bzw. bei anderen Anbietern gegeben, so Frank Otte.
Das „eigene öffentliche WLAN“ für die Stadt sind tatsächlich längst bestehende HotSpots der Telekom
Doch zurück zu den Details – weg vom leidigen Thema Geld. Als Partner hat sich die Firma Ströer die Deutsche Telekom gesucht; mit der man allerdings auf vielfältige Weise wirtschaftlich verbandelt ist, doch dazu unten mehr.
Schaut man sich die Karte der verfügbaren HotSpots an, stellt sich schnell heraus: Mit Ausnahme der noch nicht installierten Zugangspunkte in der L+T-Markthalle und am Markt, sowie dem Zugangspunkt in der Touristeninformation in der Bierstraße, handelt es sich um Standorte an denen die Telekom bereits „Telefonsäulen“ stehen hat, und über die auch schon bislang ein großer Teil der mehr als 40 Millionen Mobilfunkkunden der Telekom kostenfreien Zugang ins Internet hatte.
„Telekom-Säulen“ verbreiten das öffentliche WLAN, allerdings nicht in der Johannisstraße (Foto)
Das Dilemma mit der SSID (dem Netz-Namen)
Das es sich bei den kostenlosen Zugangspunkten um Teile der Telekom-Infrastruktur handelt, wird auch durch die SSID – also dem Namen des Zugangspunktes – deutlich. Im Umfeld des entsprechenden Zugangspunktes muss der Kunde nach der SSID „Telekom“ suchen.
Für viele Nutzer dürfte es ärgerlich sein, dass die (zumindest für nicht Telekom-Kunden) kostenpflichtigen Zugangspunkte sich mit dem exakt gleichen Namen melden. Erst nach der Auswahl des entsprechenden Wifi-Netzes erkennt der Kunde, ob er sich an einem der neun kostenfreien oder einem von über 30 kostenpflichtigen Zugangspunkte angemeldet hat.
Man werde überpüfen, ob die Zugangspunkte nicht doch anders benannt werden könnten, so Petra Rosenbach, Geschäftsführerin der Osnabrück – Marketing und Tourismus GmbH (OMT), die offenbar erkannt hat, dass einem auswärtigen Besucher nur schwer zu vermitteln ist, warum das kostenfreie WLAN der Hasestadt nicht einen „sprechenden Namen“ (zum Beispiel „Free Wifi Osnabrück“) trägt.
Nach einem Netz mit dem Namen „Telekom“ muss man suchen, doch neben neun kostenfreien Zugangspunkten gibt es allein im Postleitzahlgebiet 49074 noch zusätzlich mehr als 30 kostenpflichtige Netze unter exakt gleichem Namen (Foto: OMT)
Am Hauptbahnhof wird die Suche nach kostenfreiem Wifi schwierig
Nach Recherchen unserer Redaktion gibt es zudem direkte Überschneidungen zwischen dem kostenfreien Wifi und dem kostenpflichtigen Netz unter gleichem Namen. Am Hauptbahnhof warten allein vier Zugangspunkte mit dem Namen „Telekom“, nur einer davon ist kostenfrei.
Welcher Hotspot ist denn nun kostenfrei? Besonders am Hauptbahnhof wird es schwierig.
Die Neustadt ist vom kostenfreien Wifi abgehängt
Ausgerechnet in der Johannisstraße, die von Politik und Verwaltung immer wieder mit Absichtserklärungen bedacht wird, wie sehr man sich um eine Aufwertung bemühen will, ist Funkstille! Hinterm Neumarkt hört die WLAN-Herrlichkeit auf. Die einzige „Insel“ außerhalb der Altstadt ist der einzelne kostenfreie Zugangspunkt am Hauptbahnhof – dort allerdings verborgen und teils überlagert von den drei kostenpflichtigen Telekom-Zugangspunkten.
Auf Nachfrage erklärte Stadtbaurat Frank Otte, dass in der Johannisstraße „aus technischen Gründen“ keine WLAN-Zugangspunkte möglich seien.
Wir haben im Anschluss an die Pressekonferenz den Faktencheck gemacht: Sowohl an der Bushaltestelle gegenüber SinnLeffers als auch gegenüber der Johanniskirche stehen zwei Telefonsäulen der Telekom, die unter der bekannten SSID „Telekom“ ein Wifi-Netz anbieten – kostenpflichtig.
Jenseits vom Neumarkt wird es zwar kein freies Wifi geben, dafür soll die Firma Ströer hier neue Werbeanlagen aufbauen dürfen (Entwurf: Ströer)
Die Neustadt bekommt zusätzliche Werbeflächen
Auch wenn die Osnabrücker, die sich täglich in Osnabrücks heruntergekommener Einkaufsstraße tummeln, nicht das Privileg bekommen kostenfrei im Internet zu surfen, hat man offensichtlich an diese Zielgruppe gedacht. So soll eine der neuen CityLight-Werbeflächen direkt gegenüber der Johanniskirche aufgebaut werden. Zusätzliche Werbung bekommt die Neustadt – kostenfreies Internet allerdings nicht.
Aufwertung von BigBelly durch WLAN-Zugangspunkte? Fehlanzeige!
In der Diskussion um die teuren aber fehleranfälligen BigBelly-Mülltonnen wurde öffentlich mehrfach auf die Tausendsassa-Fähigkeiten dieser zum Stückpreis von 6.000 Euro angeschafften Luxuskübel hingewiesen.
Wie Hermann Meyersieck von Ströer erklärte, wurde die Funk-Option der BigBellies weder berücksichtigt, noch sei es geplant die Problem-Mülltonnen auf diese Weise einer nützlichen Funktion zuzuführen.
Die Mär vom starken technischen Dienstleister
Von Seiten der beiden Vertreter der Firma Ströer wurde betont, wie leistungsfähig die Telekom als Dienstleister sei, dass man sich deshalb für diesen „starken Partner“ entschieden habe, und dass man ganz bewusst keine Werbung auf der speziell für das öffentliche WLAN erstellten Seite platzieren würde. Auch würde man keine Daten sammeln, da der Handel mit Daten „nicht unser Geschäftsfeld“ sei, so Ströer-Chef Alexander Stotz.
Offensichtlich konnte oder wollte der Werbemanager sich da nicht an die Geschäftstätigkeit der Konzernmutter erinnern? Allein in den vergangenen drei Jahren übernahm die Ströer SE & Co. KGaA sieben Onlineportale direkt aus dem Portfolio der Telekom, darunter auch t-online.de und wetter.info. Die Geschäftsbeziehung zu diesem „starken Partner“ ist also durchaus als eng zu bezeichnen. Obwohl inzwischen in Eigentum der Werbefirma Ströer, wird das t-online-Portal weiter unter der Marke der Telekom geführt und von der Telekom in eigene Produkte (bspw. als Startseite für Hotspots) integriert.
Diese Ströer-Portale – nicht etwa lokale Angebote aus oder von der Stadt Osnabrück – werden prominent auf der eigens eingerichteten Startseite angezeigt und verlinkt. Diese Einbindung ist durchaus als Werbung zu verstehen – für die eigenen Portale von Ströer. Wenig überraschend wird über diese Portale auch „nutzungsbasierte Onlinewerbung“ verbreitet, folgt man den Links auf der WLAN-Startseite.
Und was ist mit den anderen freien WLAN-Netzen?
Bereits 2012 richteten die Stadtwerke Osnabrück (immerhin zu 100% in Besitz der Stadt Osnabrück) in Kooperation mit der Regionalzeitung NOZ ein öffentliches WLAN-Netz ein. Nicht nur vor den Mobilitäts- bzw. Kundenzentren am Neumarkt und am Nikolaiort, sondern auch in der Großen Straße und im Nettebad und Moskau kann seitdem kostenfrei gesurft werden. Nach Auskunft von Stadtwerke-Presseprecher Marco Hörmeyer wird dieses Angebot auch in Zukunft bestehen bleiben.
Und auch das ehrenamtlich betriebene Freifunk-Netzwerk, das bereits die Maiwoche und den Weihnachtsmarkt erfolgreich mit einem Wifi-Netz versorgte und ganzjährig mehr als 600 Zugangsmöglichkeiten in der Stadt Osnabrück und im Osnabrücker Land anbietet, will nach Informationen unserer Redaktion nicht aufgeben sondern plant „Größeres“. Angesichts von derzeit nur 9 und geplanten 11 Zugangspunkten wird es wohl nicht schwierig sein hier „größer“ zu sein.
Einzig bei den Kosten – auch wenn die noch niemand ausgerechnet hat – dürfte die elf Zugangspunkte für das „öffentliche WLAN der Stadt Osnabrück“ wirklich unschlagbar sein!
Zwei Fahrgäste bei Bremsung in Osnabrücker Bus verletzt
Am heutigen Nachmittag (12.07.2016) wurden zwei Personen beim Bremsmanöver eines Linienbusses verletzt.
Gegen 16:05 Uhr nahm ein PKW einem Bus auf der Iburger Straße in Richtung stadteinwärts die Vorfahrt. Der Busfahrer musste deshalb stark bremsen, wobei sich zwei Fahrgäste leicht verletzten.
Der Unfallverursacher flüchtete jedoch mit seinem PKW. Zeugen konnten sich allerdings das Kennzeichen des Fahrzeuges merken. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Jetzt kann es eigentlich losgehen mit der neuen Saison – das offizielle Mannschaftsfoto ist im Kasten!
Bei einem Fototermin am frühen Dienstagnachmittag präsentierte Joe Enochs das Team, mit dem er in die Saison 2016/2017 starten wird. „Euphorisch“ beschreibt am besten die Grundstimmung, so unser neuer freier Fotograf Michail Niemeyer der für uns auf der Illoshöhe war.
Die dritte Woche der Vorbereitung bietet jede Menge Abwechslung für die Lila-Weißen: Übungseinheiten auf heimischem Gelände, ein Trainingslager, ein Testspiel gegen Ankum und den spannenden Leistungsvergleich mit dem 27-fachen portugiesischen Meister FC Porto.
Von Mittwoch bis Samstag machen die VfLer in Ankum Station und treffen im Rahmen des Trainingslagers auf den SV Quitt Ankum. Am Sonntag steht dann ein Höhepunkt der Vorbereitungszeit auf dem Programm. Um 17.00 Uhr geht es für das Team von Joe Enochs in Erkenschwick gegen den FC Porto.
Hier sämtliche Termine der Woche in der Übersicht:
Was geht ab? Auch im Sommerloch hat die Osnabrücker Kulturszene einiges zu bieten. Wer gerne tanzen geht, der kommt in dieser Woche voll auf seine Kosten. Am Dienstag, 12. Juli, bieten gleich zwei nette Osnabrücker Gastronomieeinrichtungen spezielle Veranstaltungen: ab 20 Uhr geht es unter dem Motto „360 Grad Salsa“ im Projekt 36 am Rosenplatz zur Sache, und ab 20.30 können alle Tangoliebhaber im Piesberger Gesellschaftshaus beim „Tango-Tanzabend“ die Sau rauslassen. Am Mittwoch, 13. Juli, gibt es zwei tolle Live-Acts: um 20 Uhr spielt Turbo ACs im Bastard Club (mehr was für die Freunde der etwas härteren Schiene) und ab 19.30 Uhr tritt die begnadete Sängerin Mélinée im Rahmen der Timezone-Veranstaltungsreihe „Live im Grünen“ am Büdchen auf dem Westerberg auf. Am Samstag, 16. Juli, gibt es von 11 bis 14 Uhr in der Osnabrücker Innenstadt eine bunte Mischung an Livemusik. Auf dem Theatervorplatz spielen Taman Weltmusik mit den hoffentlich neuesten Hammerhits von Wladiwostok bis Feuerland, in der Krahnstraße und auf dem Marktplatz treten Gustav und Gerlinde auf und präsentieren Hits mit Susaphon und Melodica. Am Heger Tor spielt Liedermacher Fabian von Wegen, der ja kürzlich erst mit einem lockeren Partysong über Osnabrück im Internet für Furore gesorgt hat. Von Sommerloch kann also in unserer wunderschönen Hasemetropole keine Rede sein!
„Rettet die Osnabrücker Kneipenkultur!“
Doch der Schein trügt. Gerade bei schönem Wetter haben die klassischen Osnabrücker Gaststätten mit mangelnder Akzeptanz zu kämpfen, viele Gäste sind entweder im Urlaub oder mit Kind und Kegel draußen unterwegs oder hängen beim Grillen und im Schwimmbad rum. Wobei wir wieder beim Thema der letzten Wochen sind und bei unserer Aktion „Rettet die Osnabrücker Kneipenkultur!“ Die HASEPOST hat nach ausgiebigem Quellenstudium das Rauchverbot als einen der Hauptschuldigen für den Niedergang vieler Gaststätten ausgemacht. Aber daran alleine liegt es nicht. Wo früher Kegelclubs und Gesangsvereine für regen Betrieb gesorgt haben, herrscht mittlerweile gähnende Leere. Vor allem die ländlich gelegenen Gaststätten haben schwer zu kämpfen und zu einem großen Teil auch schon aufgegeben. Dabei ist die Entwicklung nicht ganz unverhofft gekommen. Der demographische Wandel und die eklatanten Veränderungen im Ausgehverhalten besonders der jüngeren Generation haben sich seit einigen Jahren angekündigt, aber vielen Gastronomen fehlt offensichtlich die Kraft, die Kreativität oder auch ganz einfach die Lust, um sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Nur mit einer Ladies Night (jede Dame bekommt einen Piccolo gratis) oder einem nicht immer wirklich attraktiven Tagesangebot (Cola-Korn 1,50 € / Jedes zehnte kleine Bier umsonst / Two for one) läßt sich heutzutage kein Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Die Mischung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für einen rentablen Gastronomiebetrieb geworden, was bedeutet, daß die eindimensionale Konzentration auf Stammgäste in der heutigen Zeit einfach zu wenig ist. Der Betreiber einer Gastronomieeinrichtung ist gezwungen, sich immer wieder etwas Neues auszudenken und sich selbst und sein Angebot permanent auf den Prüfstand zu stellen und den Vorlieben des Publikums anzupassen. Das muß gar nicht so schwer sein. Wo früher eine profane Jukebox den Musikgeschmack der Gäste befriedigte, bieten Gastronomen jetzt auch schon mal eine Schlagernacht, einen AC/DC-Abend oder eine Oldies-Night. Hauptsache, es kommt etwas Bewegung ins alltägliche Einerlei und die Kosten bleiben überschaubar. Der Gast dankt es mit einer höheren Anwesenheitsfrequenz und mit etwas Glück gibt’s für den Gastronomen auch noch gute Mund zu Mund-Propaganda. Solche speziellen Aktionen müssen natürlich zur Art des Gastronomiebetriebes passen. In einer klassischen Kneipe mit einem Durchschnittsalter des Publikums von 60+ ist eine House-Party nicht die Lösung zur Attraktivitätssteigerung und ein Szene-Club wird seine Gäste durch eine Peter Alexander-Gedächtnisnacht wohl eher verstören. Den guten Ideen sind aber natürlich keine Grenzen gesetzt, und das, was auf den ersten Blick eher schräg wirkt, kann sich im Nachhinein als kultiger Erfolgsknaller rausstellen. Wichtig ist, daß Leben in die Bude kommt, auch und grade an den heißen Sommertagen, von denen wir in diesem Jahr hoffentlich noch ein paar mehr erleben dürfen als bisher. Nächsten Montag gibt’s mehr zu diesem brisanten Thema. Geht bis dahin einfach mal raus und „rettet die Osnabrücker Kneipenkultur“. Viel Spaß!
Für Hinweise auf Neueröffnungen oder Aktionen in der Gastronomie sind wir immer sehr dankbar. Schickt uns alles, was interessant sein könnte, entweder per E-Mail info@hasepost.de oder unter Fax 0541/20280379. In dringenden Fällen könnt ihr uns auch gerne unter 0541/20280370 anrufen.
Für viele Osnabrücker Dieselauto-Besitzer ein Damoklesschwert.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Thomas Thiele wertet die Diskussion um die Aussperrung von Dieselfahrzeugen in Osnabrück als Sommerlochtheater.
Thiele sagt: „Die Einführung der Umweltzone in Osnabrück war von Anfang an ein Flopp. Es wurde viel Geld für Personal, Beschilderung und Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben. Mehrfach wurde der Katalog der Ausnahmeregelungen für verschiedene Fahrzeugtypen erweitert. Der Erfolg ist aber ausgeblieben. Nachweisbar bessere Schadstoffwerte ergab bislang lediglich die Sperrung des Neumarktes. Anstatt systematisch alle anderen sinnvollen Maßnahmen zur Begrenzung der Schadstoffemmissionen abzuarbeiten bzw. einzuleiten, versteift sich die Verwaltung jetzt auf die Dieselfahrer.
Verkehr in Osnabrück soll fließen, nicht stehen
Dabei hatten viele Dieselfahrer bei Einführung der Umweltzone ihre Fahrzeuge bereits teuer umrüsten müssen in gutem Glauben, dass sie damit auf der sicheren Seite sind. Die städtische Verwaltung sollte lieber endlich dafür sorgen, dass der Verkehr in Osnabrück fließt und nicht steht. Mit adaptiver Ampelschaltung, Verlagerung des LKW-Verkehrs auf die Autobahn und besser geleiteten Bussen hätten wir das Problem der hohen Stickoxidwerte im Innenstadtbereich schon längst nicht mehr. Es kann nicht sein, dass wieder der „kleine Mann“ schuld ist und die Zeche bezahlen soll. Das haben die Kommunen und die Autohersteller zu verantworten.“
Der FDP-Kreisvorsitzende Moritz Gallenkamp ergänzt: „ Sollte es zu der bleuen Plakette kommen, käme das faktisch einer Enteignung gleich. Die Diesel-Fahrzeugbesitzer müssten einen eklatanten Wertverlust hinnehmen und ihre Fahrzeuge wären auf dem freien Markt nicht mehr zu verkaufen.“
Wie schon in den fünf vorangegangenen Jahren, machten sich am vergangenen Samstag 40 weiß gekleidete Osnabrückerinnen und Osnabrücker auf den Weg zu einem konspirativ verabredeten Treffen.
Beim Dîner en blanc wird der Treffpunkt bis kurz vor Beginn streng geheim gehalten. Erst am Samstagnachmittag gegen 17 Uhr wurde über die gemeinsame Facebook-Seite bekanntgegeben, dass man sich etwa zweieinhalb Stunden später am Neuen Graben treffen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt stand lediglich der Tag und die ungefähre Uhrzeit fest.
Der Dresscode gehört zum Dîner dazu
Vom Treffpunkt zogen die 40 Teilnehmer dann weiter in den Schlossgarten. Dort vor der historischen Kulisse des Schlossgebäudes wurde dann gemeinsam eine Tafel aufgebaut und allerlei mitgebrachte Speisen konnten angerichtet werden.
Der gemeinsame Nenner des Abends ist nicht nur gemeinsam Spass zu haben, gut zu essen, zu trinken und ein bisschen „savoir vivre“ in Osnabrück zu genießen, sondern auch gemeinsam ganz in weiß an der Tafel zu sitzen. Der Dresscode begründet den Namen der Veranstaltung.
Kein „Fitzel Müll“ wurde hinterlassen
Wie in jedem Jahr war auch die diesjährige Veranstaltung ein echter „Flashmob“, dessen Teilnehmer sich ohne vorherige bürokratische Hürden an dem ausgewählten Ort versammelten. Auch damit es in Zukunft nicht zu Problemen mit den Behörden kommt, war es für alle Teilnehmer Ehrensache, dass nach dem Ende der Veranstaltung nichts an das Dinner erinnerte. Kein „Fitzel Müll“ wurde hinterlassen, schreiben die nicht persönlich in Erscheinung tretenden Organisatoren auf ihrer Facebook-Seite.
Hintergrund
Ein Dîner en blanc ist eine auf privater Initiative beruhende, über Netzwerke von Freunden und Bekannten organisiertes Massenpicknick weiß gekleideter Menschen an prominenten städtischen Orten, so beschreibt es Wikipedia.
Ausgangspunkt des Phänomens war 1988 die französische Hauptstadt Paris, von wo sich die Idee weltweit verbreitete.
Die Veranstaltungen, traditionell im Juni, werden polizeilich nicht angemeldet und die Veranstaltungsorte sollten bis zuletzt geheim bleiben.
Durch die zunehmende Kommerzialisierung, bei der es inzwischen auch um Markenrechte geht, werden diese Grundsätze leider oft verwässert und es entstehen teilweise lange vorher angekündigte Großveranstaltungen – nicht so in Osnabrück, wo man sich noch streng an den alten Grundsätzen orientiert.
Unsere Leserin Katharina-Maria Brüggemann-Heilek hat uns „eine kleine Alltagsgeschichte“ geschickt, die uns berührt und zum Nachdenken angeregt hat.
Wir wollen sie unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten.
Eine kleine Alltagsgeschichte:
Ich hatte gerade mein Leergut weggebracht, da sprach mich, in gebrochenem deutsch, ein junger Mann an. Er war eindeutig arabischer Herkunft und bat mich darum, ihm zu erklären, wo sich die Gesmolder Straße befindet. Er hatte GoogleMaps auf seinem Smartphone geöffnet und wirkte ziemlich verzweifelt.
Ich nahm ihm das Handy aus der Hand und musste mich erstmal selbst orientieren. Dann versuchte ich ihm zu erklären, in welche Richtung er gehen müsse. Doch er sagte, dort käme er gerade her und wurde dann hierhin geschickt. Er blickte sich in alle Richtungen um und wirkte immer hilfloser. Ich betrachtete ihn. Er war gut gekleidet und machte einen sehr seriösen Eindruck. Ich entschloss mich, ihn zu der gesuchten Adresse zu fahren und gestikulierte ihm, er solle in den Wagen einsteigen. Man konnte ihm die Erleichterung deutlich anmerken. Wir fuhren los und er stellte sich mir vor: Er komme aus Syrien. Sofort interessierte mich, ob er auch über’s Mittelmeer geflohen sei und seine Stimmung trübte sich. Er bejahte meine Frage kurz und verhalten und ich verstand, dass er darüber nicht reden wollte.
Er ist eigentlich Unfallchirurg, erzählte er, und fühle sich in Deutschland überhaupt nicht wohl. Die Jüngeren seien noch ganz nett, aber die Älteren, so sagte er, seien schrecklich arrogant zu ihm gewesen, selbst wenn er nur eine Frage gestellt hatte. Irgendwie schämte ich mich in dem Moment für unsere deutsche „Gastfreundlichkeit“. Die Fahrt dauerte nur kurz und als wir die Zieladresse erreichten, freute er sich und bedankte sich überschwänglich. Es war ein Unternehmen für Werkzeugtechnik. Ich vermutete, dass er dort ein Vorstellungsgespräch hatte oder sich in Eigeninitiative versuchte zu bewerben. Die ganze Begegnung über, hat er versucht deutsch zu reden, egal wie schwer es ihm fiel. Und das beste … Ich wurde weder vergewaltigt, noch ausgeraubt!
ich habe in den letzten Wochen verstärkt am öffentlichen Gucken teilgenommen. Diese in Fachkreisen auch als „Public Viewing“ bezeichnete Tätigkeit hat mir enormen Spaß gemacht. Leider muss ich jetzt wieder mal zwei Jahre warten, bis ich beim nächsten öffentlichen Gucken dabei sein darf. Donnerstagabend sind zwar einige schöne Träume jäh zerplatzt, aber den deutschen Fußballfans ist ein ruhiger Sonntag mit Zeit für die Familie und ohne Verlockungen zum übermäßigen Alkoholkonsum geschenkt worden. Man muß auch einer Niederlage etwas Positives abgewinnen! Ich mußte im Vorfeld des Halbfinalspiels gegen Frankreich in der lokalen Tageszeitung mit Verwunderung die Feststellung lesen, daß die Zeit des öffentlichen Guckens vorbei sei, daß sich die Bürger wieder mehr in den privaten Raum zurückziehen, daß verstärkt im Kreis der Familie und zusammen mit Nachbarn, Freunden, Bekannten und Verwandten der Leidenschaft für das runde Leder gefrönt wird. Nun ja, von den sechs Fußballspielen bei dieser Europameisterschaft mit deutscher Beteiligung habe ich mir vier in einem großen Biergarten am Westerberg und zwei in einer urigen Gaststätte in Voxtrup angeschaut. Trotz des bis auf gestern immer etwas unsteten und teilweise sogar katastrophalen Wetters war die Stimmung grandios bis bombastisch, es wurde friedlich mitgefiebert und gefeiert. Selbst nach der Niederlage gegen Frankreich gab es zwar keine Jubelstürme, aber die Fans der deutschen Nationalmannschaft trugen ihr Schicksal mit Fassung und konnten nach dem ersten Schock dann doch auch schnell wieder lachen und sich mit der Feststellung trösten, daß wir ja immerhin noch mindestens zwei Jahre lang Weltmeister sind. Ich glaube, daß Totgesagte oft länger leben, als gemeinhin prognostiziert wird. Wenn bei der Fußballweltmeisterschaft 2018 im wunderschönen Russland über Deutschland ausnahmsweise ausgiebig die Sonne scheinen sollte, dann wird das öffentliche Gucken mit Sicherheit wieder zu alter Blüte gelangen, allen Schwarzmalereien irgendwelcher Lokalredakteure zum Trotz. Daß zum Schluß dieser EM nun auch ein paar der betroffenen Gastronomen ins gleiche Horn blasen, hat mich dann aber doch ein wenig traurig gestimmt. Ich habe volles Verständnis für die Enttäuschung und die finanzielle Belastung, die ein nicht immer gut besuchtes „Public Viewing“ für den Veranstalter mit sich bringt. Aber auch hier sollte doch die Devise gelten: nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Es kann meiner Ansicht nach nur besser werden, denn wenn selbst eine wettertechnisch so durchwachsene Veranstaltung wie dieses Fußballturnier zumindest in Ansätzen ein Erfolg war, dann sollten wir uns alle gemeinsam auf das nächste Großereignis freuen und das öffentliche Gucken nicht im Zuge einer temporären Niedergeschlagenheit pauschal verdammen und schlecht reden. Als ich gestern Abend die Bilder von den vielen zehntausend Menschen gesehen habe, die gemeinsam in Sichtweite zum Eiffelturm den Sieg der Franzosen gefeiert haben, da war mir klar, daß diese Form des kollektiven Erlebens seine große Zeit noch vor sich hat. Wie hat Udo Jürgens, Gott habe ihn selig, so schön gesungen: und immer, immer wieder geht die Sonne auf…
Was bleibt sonst noch zu dieser Europameisterschaft zu sagen? Die üblichen Verdächtigen haben mal wieder vor dem Schwenken von Deutschlandfahnen gewarnt, weil damit vermeintlich den politisch rechtsstehenden Kräften in diesem Land in die Karten gespielt wird. Ich halte diese Form der Belehrung für armselig und verlogen. Wessen Geistes Kind muß man sein, um dieses (bis auf die Ausraster von ein paar Hooligans) im Großen und Ganzen friedvolle und völkerverbindende Fußballfest in eine nationalismusverherrlichende Veranstaltung umzuinterpretieren und für seine kruden politischen Zwecke zu instrumentalisieren? Ich halte Aussagen wie „Deutschland verrecke“ für in hohem Maße gewaltfördernd und gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in diesem Land. Aber bestimmt nicht das Schwenken einer Deutschlandfahne oder das Tragen eines Trikots der deutschen Nationalmannschaft als Zeichen der Verbundenheit mit den elf Jungs, die als Botschafter unseres Landes auf dem grünen Rasen stehen. Europa braucht viel mehr Meisterschaften wie diese, denn sie verbinden die Menschen auf einem über viele Jahrhunderte hinweg wahrlich leidgeprüften Kontinent mehr als jede EU-Kommission, jedes halbherzige Hilfspaket und jede hochtrabende Politikerrede. Es gibt Zeiten, da bin ich gerne ein Bürger Europas, da bezeichne ich mich sogar mit stolz als Europäer. Die zurückliegenden vier Wochen gehören unzweifelhaft dazu.
Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern ein Wochenende, an dem es nichts zu kritisieren gibt. Die Hoffnung stirbt zuletzt!