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AfD Veranstaltung in Osnabrücker Gemeinschaftszentrum sorgt für Ärger

Barbara Rosenkranz, FPÖ
Barbara Rosenkranz, österreichische Politikerin (FPÖ) will am Freitag auf Einladung der AfD nach Osnabrück kommen

Der Linkspartei, der er selbst einmal angehörte, wurde es jahrelang schwer gemacht städtische Räumlichkeiten zu nutzen, ärgert sich der inzwischen parteilose Osnabrücker Stadtrat Christopher Cheeseman auf seiner Facebook-Seite. Nun darf die Alternative für Deutschland (AfD) am Freitag im Gemeinschaftszentrum Lerchenstraße (Dodesheide, Haste, Sonnenhügel) Räume für eine Parteiveranstaltung nutzen, zu der auch die österreichische Politikerin Barbara Rosenkranz (FPÖ) eingeladen ist.

Stadtrat Cheeseman attackiert Oberbürgermeister

Christopher Cheeseman attackiert in seiner öffentlichen Reaktion den Oberbürgermeister scharf. Die AfD habe in Wolfgang Griesert  einen „Verbündeten“ bekommen, der damit womöglich eine „strategische Zusammenarbeit“ anbahnen wolle und die AfD in städtischen Räumen „begrüßen“ würde.
Hintergrund der kostenpflichtigen Überlassung städtischer Räumlichkeiten ist die kurzfristige Absage des Betreibers des Traditionslokals „Busch in Atter“, in dessen Saal die AfD ursprünglich eine Veranstaltung zum Thema „Gender Mainstreaming“ geplant hatte.

AfD beruft sich auf das Grundgesetz

Bereits kurz nach der Absage des ursprünglichen Versammlungsorts kommentierte die Osnabrücker AfD den Vorgang auf Ihrer Website. Dort heisst es, mit Bezug auf das grundgesetzlich zugesicherte Recht der Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG), das eine „sogenannte“ autonome Szene versuchen würde die AfD in diesem Grundrecht zu behindern. Dies sei sogar selbst nach dem Niedersächsischen Versammlungsgesetz (NVersG) illegal: „Es ist verboten, eine nicht verbotene Versammlung mit dem Ziel zu stören, deren ordnungsgemäße Durchführung zu verhindern.”

Barbara Rosenkranz, FPÖ
Barbara Rosenkranz, österreichische Politikerin (FPÖ) will am Freitag auf Einladung der AfD nach Osnabrück kommen

Linke Gruppierungen rufen zum „Veranstaltungsbesuch“ auf

Eine unter dem Namen „EPOS“ (Emanzipatorische Politik Osnabrück) auftretende Gruppe, die sich selbst als „solidarisch, praktisch, antifaschistisch“ bezeichnet, ruft über Facebook zu einem „Veranstaltungsbesuch“ auf, zuvor können ab 16 Uhr an einem Infotisch am Jürgensort Argumente gegen die AfD „abgeholt“ werden.
Unter anderem auch der antifaschistische Treff „Café Resistance“ und die Feminsitische Antifa („FANTIFA)“ teilen den Aufruf auf ihren Facebook-Seiten.

AfD erhält erstmals Zugang zu städtischen Räumen

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte der städtische Pressesprecher Dr. Sven Jürgensen heute, dass die AfD erstmals einen städtischen Raum zur Verfügung gestellt bekommen habe. Auf die Frage, ob der AfD auch in Zukunft städtische Räume zur Verfügung gestellt werden, konnte er keine Antwort geben. Zur Rolle des Oberbürgermeisters bei der Raumvergabe erhielten wir lediglich die Antwort, dass der OB die Entscheidung „kennt“.

Zu einer Demonstration anlässlich einer AfD-Versammlung in einem privaten Tagungscenter in der Parkstraße, konnte die linke Szene im Januar etwa 250 Teilnehmer zur Teilnahme motivieren (HASEPOST war vor Ort).

 

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Foto: Christian Jansky – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
AFP

Achtung Hundebesitzer: Blaukorn kann giftig sein

Blaukorn-Dünger
Achtung Hundebesitzer: Blaukorn kann giftig sein

In einigen Hundeforen bei Facebook ist derzeit die Aufregung groß: Auf verschiedenen städtischen Grünanlagen in Osnabrück, zum Beispiel auf dem Willy-Brandt-Platz oder am Moskaubad, wurde ein auffälliges blaues Granulat gesichtet. Das blaue Korn ähnelt sehr dem hochgiftigen „Schneckenkorn“, mit dem in Tötungsabsicht Hundeköder versetzt werden. Grundsätzlich kann Entwarnung gegeben werden. Das gesichtete Granulat, bekannt unter dem Handelsnamen „Blaukorn“, ist nicht in Köder eingearbeitet worden, und Hunde reagieren nicht mit gesteigertem Appetit auf die auffälligen Körner und lassen sie „normal“ einfach liegen.

Blaukorn-Dünger

Blaukorn düngt die Blumenzwiebeln für das kommende Frühjahr

Wir haben zu dem Thema beim für die Grünflächen in Osnabrück zuständigen Osnabrücker Service Betrieb (OSB) nachgefragt. Katrin Hofmann vom OSB erklärt dazu: „Es ist richtig, dass die Grünunterhaltung des Osnabrücker Servicebetriebs den mineralischen Dünger Blaukorn verwendet. Der Einsatz ist für die Blumenzwiebeln im „Straßenbegleitgrün“, damit sie im nächsten Jahr auch wieder gut rauskommen“.

OSB prüft Einsatz von alternativen Düngemitteln

Warum nicht per Hinweisschild davor gewarnt wird erklärt die OSB-Sprecherin damit, dass Hunde nicht an diesen Dünger gehen würden, ihres Wissens nach sei dieser auch nicht gefährlich für Hunde. Allerdings will man nun prüfen, ob die Verwendung von organischem Dünger wie Hornspänen bei „Flächen mit mehr Hundekontakt“ möglich wäre. Katrin Hofmann gibt allerdings zu bedenken, dass Hunde Hornspäne mögen, „sie wälzen sich gerne darin, was für die sprießenden Blumen fatal wäre“.

Outdoor Portrait Of Cute Smiling Dog Border Collie With Watering Can On Garden Background. Funny Puppy As Gardener Fetching Watering Can For Irrigation. Gardening And Agriculture Concept.
Foto: Hund / – Bildquelle depositphotos.com

Stadt Osnabrück verzichtet auf Schneckenkorn

Was das zum Verwechseln ähnliche Schneckenkorn angeht, hier kann der OSB Entwarnung geben. Katrin Hofmann: „Weder Schneckenkorn, noch Pestizide oder Herbizide kommen bei uns zum Einsatz.

Giftig oder nicht – die Menge macht´s

Hinsichtlich der Giftigkeit von Blaukorn, finden sich online ganz unterschiedliche Ansichten. Es handelt sich erstmal nicht um ein Produkt, das zur Vergiftung von Schädlingen produziert wurde, wie das optisch so ähnliche Schneckenkorn. Beide „Körner“ eint nur die blaue Farbe, die deswegen von den Produzenten gewählt wird, weil damit Vögel von der Aufnahme abgehalten werden.
Sinn und Zweck des Blaukorn-Düngers ist es als Kunstdünger das Pflanzenwachstum anzuregen. Dazu enthält das blaue Korn, wie auch das ähnliche „Gelbkorn“ oder „Rotkorn“, Phosphate und Nitrate in je nach Hersteller unterschiedlicher Konzentration und Zusammensetzung.
Nimmt der Hund oder die Katze – vielleicht auch über das Lecken der Pfoten – zu viel von dem Dünger auf, kommt es zu einer Reizung des Verdauungssystems, Erbrechen und sogar blutiger Durchfall sind die Folge. Da Nitrat im Körper zu Nitrit gewandelt wird, hemmt es auch die Sauerstoffaufnahme, was zu Krämpfen, Atemnot und im schlimmsten Fall zu Herzversagen führen kann.

Das Onlineportal ERSTE HILFE BEIM HUND gibt hilfreiche Tipps, was beim Verdacht auf eine Blaukornvergiftung zu tun ist.

Foto: Blaukorn-Düngung © singkham/ Fotolia.com
Foto: Blaukorn auf gelbem Hintergrund von Dr. Eugen Lehle, bodenlabor.de – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0.
AFP

Bäume müssen weichen an der Skate-Anlage

Skateanlage Liebigstraße Osnabrück
Skateanlage Liebigstraße Osnabrück

Quasi mit Stumpf und Stiel – und mit einem Bagger – wurde am Mittwochvormittag an der Liebigstraße (Gartlage) ein Baum aus dem Boden gerissen. Ein aufmerksamer Leser machte uns auf die sinnlos wirkende Aktion aufmerksam.

Mit schwerem Gerät sind Mitarbeiter des Osnabrücker Service Betriebs (OSB) angerückt und haben, rund um die im vergangenen Jahr neu eröffnete Skateanlage, allerlei Sträucher, kleinere Bäume und Büsche entfernt.
Wie Katrin Hofmann, Pressesprecherin des OSB, unserer Redaktion auf Nachfrage erklärte, handelt es sich dabei um eine zugesagte „Überarbeitung der Grünflächen“. Bald soll ein eigens angelegter Fußweg dafür sorgen, dass die Skateanlage nicht mehr nur „über den Rasen“ erreicht werden kann. Die Arbeiten werden teils von Azubis des OSB erledigt. Im Sommer soll alles fertig sein.

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AFP

Neumarkt Osnabrück: Müssen schon wieder Gerichte entscheiden?

Neumarkt vor Gericht
Neumarkt Osnabrück: Müssen schon wieder Gerichte entscheiden?

Zugegeben, als Zuschauer sitzt man manchmal im Ratssitzungssaal und beobachtet Szenen, Konflikte und Handlungen, die sich nicht auf den ersten Blick und anhand der Redebeiträge entwirren lassen.

So ein Moment, den man nur mit „was geht denn hier für ein Film ab“ beschreiben kann, spielte sich auch gestern vor meinen Augen ab.
Wie sich im weiteren Verlauf der Ratssitzung schon andeutete, werden womöglich wieder Gerichte klären müssen, was offenbar eilig durch das Lokalparlament „gepeitscht“ werden sollte.

 

Neumarkt Gericht


Gestern Abend, direkt aus dem Ratssitzungssaal, noch während der laufenden Sitzung, schrieb ich dies:

[…]
CDU-Fraktionschef Dr. Fritz Brickwedde meldete sich mit einem Antrag zur Geschäftsordnung zu Wort. Brickwedde bemängelte mit Hinweis auf die Niedersächsische Kommunalverfassung , dass es den Ratsmitgliedern und der Öffentlichkeit nicht möglich war sich hinreichend mit dem „Beratungsgegenstand“ auseinander zu setzen. Erst seit Freitagnachmittag lag die Vorlage seiner Fraktion vor. Der CDU-Chef betonte, dass dieser Teil seiner Bedenken nur formal sei.
Zusätzlich habe seine Fraktion aber auch inhaltliche Zweifel, dass der vorgezeigte Weg rechtlich möglich sei. Eine erste Einschätzung eines Fachanwalts ergab, so Brickwedde, dass die Umwidmung des Neumarkts dem Flächennutzungsplan und somit auch dem zugehörigen Bebauungsplans widersprechen würde.
[…]

Was sich für den Zuschauer und auf der Pressebank nicht sofort erschloss: Tatsächlich stand eine Mitarbeiterin des Rechtsamts der Stadt Osnabrück bereit, um die zuvor aufgeworfenen Fragen vor Ort – aus Sicht des Rechtsamtes – für die Mitglieder des Rates zu kommentieren.
Diese fachliche Beurteilung aber wurde von den Antragstellern des Antrags mit dem Titel „Neumarkt – Änderung der Verkehrsbeziehung“ abgelehnt, und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Heiko Pohlmann, Herausgeber der HASEPOST


Auch wenn sich die Ratsfrauen und Ratsherren – und somit auch die Zuschauer und letztlich die Bürger – am Abend der Entscheidung um eine juristische Beurteilung gebracht haben, können wir diese hier nachliefern. Heute meldete sich Dr. Thorsten Koch bei uns, ein Jurist, der als apl. Professor an der Universität Osnabrück tätig ist.
Seine Erläuterungen (siehe unten) sind zwar sehr juristisch formuliert, aber es verfestigt sich der Eindruck, dass die am Dienstag zum Neumarkt getroffene Entscheidung auf mindestens zwei verschiedenen Wegen „angreifbar“ ist. Womöglich „muss“ Oberbürgermeister Wolfgang Griesert sogar tätig werden.

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte der Pressesprecher der Stadt Osnabrück, Dr. Sven Jürgensen, heute: Ob der Oberbürgermeister den Beschluss des Rates zum Neumarkt anfechten wird, wird zur Zeit geprüft“.

Die Stellungnahme von Prof. Dr. Koch im Wortlaut:

1. § 88 Abs. 1 der nds. Kommunalverfassung (NKomVG) sieht vor, dass der Hauptverwaltungsbeamte – also der (Ober-) Bürgermeister – gegen einen Ratsbeschluss einen „Einspruch“ einlegen kann, wenn er einen Ratsbeschluss für rechtswidrig hält (Sätze 1 und 2). In diesem Falle ist der Beschluss zunächst nicht auszuführen (Satz 5). Der Rat muss erneut über die Sache beschließen (Satz 3). Erst wenn dies geschieht, muss der Oberbürgermeister die Kommunalaufsicht einschalten, wenn er den Beschluss weiterhin für rechtswidrig hält (Satz 4). Ein Link zu § 88 NKomVG ist am Ende angefügt.

 Entscheidend ist also, ob der Oberbürgermeister einen Ratsbeschluss für rechtswidrig hält. Ist dies der Fall, muss (!!) er tätig werden. Allerdings hat er die Möglichkeit, statt Einspruch einzulegen auch sofort die Kommunalaufsicht einzuschalten (§ 88 Abs. 1 Satz 1 NKomVG).

 2. Hier kommen als Ansatzpunkte für eine Rechtswidrigkeit zwei Gesichtspunkte in Betracht:

 a) In der Einladung zu der Ratssitzung findet sich als Tagesordnungspunkt Ö 5.12 „Neumarkt – Änderung der Verkehrsbeziehungen“. Dass damit eine Teileinziehung gemeint sein soll, erschließt sich allein aus der Sitzungsvorlage, die aber wohl erst nach Ablauf der Ladungsfrist (ob Mittwoch oder Freitag letzter Woche, blieb in der Ratssitzung ungeklärt) in das Ratsinformationssystem eingestellt wurde. Das begründet Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit der Ladung:

 Die Ladung hat eine Doppelfunktion, das hat Herr Brickwedde in der Begründung seines Antrags zur Geschäftsordnung mE zutreffend geschildert:

 – Die Nennung der Tagesordnungspunkte soll den Abgeordneten die Möglichkeit geben, sich auf die Sitzung vorzubereiten;

 – Sie soll außerdem die Öffentlichkeit über beabsichtigte Beschlüsse unterrichten. Das ist Teil der Herstellung der Öffentlichkeit der Sitzung, denn dazu gehört auch die ordnungsgemäße Unterrichtung der Öffentlichkeit über das vorgesehene „Programm“.

Diese Funktionen kann die Ladung aber nicht erfüllen, wenn die beabsichtigte Beschlussfassung nicht hinreichend konkret bezeichnet ist. Nach meiner Ansicht hätte daher die Beschlussfassung über die Teileinziehung des Neumarktes als Tagesordnungspunkt angegeben werden müssen. 

Ist der Tagesordnungspunkt nicht präzise genug beschrieben, so ist der gleichwohl erfolgte Beschluss rechtswidrig, weil zu dem Tagesordnungspunkt nicht ordnungsgemäß und fristgerecht geladen wurde und die Vorgaben für die Öffentlichkeit der Sitzung nicht eingehalten wurden. Der Einwand von Herrn Henning, die Position der Ratsmehrheit sei seit langem bekannt, ist hingegen Ausdruck von Selbstüberschätzung und liegt neben der Sache. Wie das Rechtsamt / die Stadtverwaltung die Tagesordnung beurteilt, ist mir allerdings nicht bekannt.

b) Der zweite Punkt betrifft die aktuelle Bauleitplanung: Im Flächennutzungsplan ist (soweit mir bekannt) den Neumarkt als „Durchgangsstraße“ ausgewiesen, der Bebauungsplan spricht von einer „Verkehrsfläche“. Dem würde die Umwandlung des Neumarkts in eine Fußgängerzone widersprechen. (Falls Details interessieren: § 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB unterscheidet „Verkehrsflächen“ und „Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung“, zu letzteren gehören auch Fußgängerzonen).

Die Frage ist daher, ob sich der Rat durch eine Teileinziehung in Widerspruch zur Bauleitplanung setzen darf. Dazu existiert ein (knappes) Rechtsgutachten, das zu dem Ergebnis gelangt, dass die Umwandlung des Neumarkts in eine Fußgängerzone keine vorangegangene Änderung des Bebauungsplanes erfordere (abrufbar im öffentlich zugänglichen Teil des Osnabrücker Ratsinformationssystems in den Unterlagen zu TOP Ö.5.12 der Sitzung vom 05.04.16). Das sieht das Rechtsamt / die Stadtverwaltung aber offenbar anders, wie sich aus den Ausführungen von Herrn Stadtbaurat Otte gestern Abend ergibt. Meines Erachtens zu Recht: In dem Gutachten wird ausgeführt, dass die straßenrechtlichen Vorschriften über die Widmung oder Einziehung keine entsprechende Festsetzung voraussetzen (S. 9 f.). Das mag so sein, beantwortet aber nicht die Frage, ob sich das Straßenrecht in Widerspruch zu existierenden (!) planerischen Festsetzungen setzen darf. Dazu äußern sich die Gutachter aber nicht, da sie einen Widerspruch zu den planerischen Festsetzungen schlicht leugnen (S. 8).

3. Bleibt die Stadtverwaltung bei ihrer Position, muss der Oberbürgermeister daher tätig werden. Außerdem könnten Ratsmitglieder und -fraktionen eine nicht ordnungsgemäße Einladung zum Gegenstand eines verwaltungsgerichtlichen Verfahrens machen. Demgegenüber haben Ratsmitglieder keinen Anspruch auf einen bestimmten Beschlussinhalt, so dass ein Widerspruch zur Bauleitplanung erst nach endgültig erfolgter Umwidmung des Neumarkts nur von Bürgern angegriffen werden könnte.

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Der Osnabrücker Güterbahnhof soll zur „Vorratsfläche“ werden

Gegen formelle Bedenken – Osnabrücker Stadtrat will den Neumarkt zur Fußgängerzone machen
Gegen formelle Bedenken – Osnabrücker Stadtrat will den Neumarkt zur Fußgängerzone machen

Vorratsfläche

…dieses sperrige Wort fiel in einigen Redebeiträgen der Ratsdebatte am Dienstagabend, als es um den Bebauungsplan für das Gelände des alten Güterbahnhofs ging. Obwohl bei Volkswagen derzeit gar nicht sicher ist, welche Modelle im Werk Osnabrück in den kommenden Monaten überhaupt noch gefertigt werden sollen, wurde auch der VW-Konzern als zukünftiger Interessent für die Flächen genannt.

Reine Gewerbenutzung, mit Ausnahmen oder auch Wohnbebauung?

Insgesamt drei Anträge standen zur Abstimmung. Der von der Verwaltung eingebrachte Entwurf, der eine rein gewerbliche Nutzung des etwa 20 Hektar großen Geländes vorsieht, ein von der CDU eingebrachter Entwurf, der dem städtischen Entwurf grundsätzlich folgt, aber Ausnahmen für die Lebensquelle e.V. und den Kulturverein Petersburg ermöglicht hätte. Und der von dem parteilosen Stadtrat Christopher Cheeseman eingebrachte Antrag, der eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe hätte möglich machen können.

Demonstration Lebensquelle Osnabrück
Vor der Ratssitzung demonstrierten Gemeindemitglieder der Lebensquelle vor dem Rathaus.

Nutzung durch die Gemeinde wurde lange Zeit positiv gesehen

Fritz Brickwedde (CDU) begründete die „Ausnahmen“, die der Antrag seiner Fraktion möglich gemacht hätte. Noch 2013, im Rahmen der „frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung“, war das von der Freikirche Lebensquelle gekaufte alte Abfertigungsgebäude Bestandteil der Planung, und zwar als Gemeindehaus. Vor drei Jahren sah man diese Nutzung sogar noch als ausdrücklich positiv an, da mit einer Weiternutzung der Räumlichkeiten auch wertvolle und denkmalgeschützte Substanz erhalten bleiben könne.
Nicht zuletzt habe die Gemeinde die Nutzung der Flächen, die sie später für einen Millionenbetrag erworben hatte, auch von der Verwaltung empfohlen bekommen. Der „Umschwung“, so Brickwedde, erfolgte erst vor „wenigen Wochen“, nach jahrelanger Kontinuität in der Sache.
Der von der Lebensquelle beanspruchte Anteil an dem Gesamtgelände mache nur 8% aus, argumentierte der CDU-Fraktionschef weiter [Anmerkung der Redaktion: Nach Angaben der Lebensquelle e.V., siehe Screenshot unten, sind es 13,1%].

Güterbahnhof Osnabrück Grösse der Abfertigungshalle
Die Lebensquelle e.V. berechnet ihren Anteil am Güterbahnhofgelände mit 13,1%; Screenshot: YouTube

„Wir achten das Recht auf Religionsfreiheit und schätzen die Arbeit des Kulturvereins“, mit dieser Positionierung der CDU-Fraktion schloss Brickwedde sein sachlich vorgetragenes Plädoyer, das sicher auch mit Interesse von den anwesenden Vertretern sowohl des Kulturvereins als auch der Lebensquelle, verfolgt wurde.

Gewerbenutzung kann lange dauern – Wohnungen fehlen jetzt

Das am weitestgehende Konzept, eine Mischnutzung aus Wohnen und Arbeiten, verteidigte Christopher Cheeseman damit, dass es Jahre dauern kann, bis die geplanten Gewerbeflächen benötigt werden. Er habe beim Durcharbeiten des vorliegenden Bebauungsplan-Enntwurfs „ein Bild von Hochregallagern“ vor Augen gehabt, und offensichtlich scheint auch das die einzige Möglichkeit zu sein, den der vorliegende Plan ermöglicht. Das gültige Märkte- und Zentrenkonzept sehe auch keine Nutzung als Handelsfläche vor, und grundsätzlich könne er keine „Krise bei den Gewerbeflächen“ erkennen, weshalb man diese jetzt am Güterbahnhof ausweisen müsse.
Der sonst eher sachlich argumentierende Cheeseman, warb recht emotional für das von ihm favorisierte „innenstadt-nahe Wohnen. Mit dem Appell, man soll „die Chance nicht vertun, nur weil man die Lebensquelle in Osnabrück nicht will“, beendete er seinen Beitrag.

Ein Bebauungsplan nur als Diskussionsgrundlage?

Für die Grünen wollte Volker Bajus feststellen, dass es jetzt doch nur um eine „Planungsabsicht“ ginge, „jetzt beginnt die Bürgerbeteiligung“. Bajus wünscht sich eine „offene Diskussion“. Und wenn man sich die Insellage der Fläche ansieht, so Bajus, dann sei das „keine Innenstadtlage wo man wohnen kann“. Bei einer entsprechenden Nutzung seien „Nachbarschaftskonflikte“ vorauszusehen, und die könne man nicht wollen.
Alles was bisher auf dem Gelände passierte, bezeichnete Bajus als „Zwischennutzung“.

Brachflächen im Hasepark sind kein schlechtes Beispiel

Mit Anspielung auf die bereits laufenden Bemühungen der Stadt, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, erklärte Heiko Panzer (SPD): „Wer 3.000 Wohnungen schaffen will, muss auch Platz für Gewerbe schaffen“. Wer sich am Güterbahnhof konkret ansiedeln könnte, wusste der Sozialdemokrat aber offenbar auch nicht. Panzer verwies aber auf Volkswagen [hier ein Bericht zur aktuell schlechten Auftragslage des Osnabrücker VW-Werks] und die auch für Pendler verkehrsgünstige Lage des Gebiets. Auch die nach rund 20 Jahren immer noch ungenutzten Flächen im Hasepark lies Panzer nicht unerwähnt: „Wettbewerb belebt das Geschäft“. Und daher, so der verkehrspolitische Sprecher der SPD, mache das Gewerbegebiet in seinen Augen Sinn.

Freifläche Hasepark
Nur hundert Meter Luftlinie vom Güterbahnhof gibt es seit mehr als 20 Jahren große Brachflächen

Stadtrat und Verwaltung haben sich in die Ecke manövriert

Für die CDU machte Anette Meyer zu Strohen das ganz große Dilemma des Abends deutlich: „Wir müssen heute Abend beschliessen, da uns sonst die Veränderungssperre flöten geht“, gab die langjährige Landes- und Kommunalpolitikerin offen zu. Tatsächlich hat Stadtbaurat Frank Otte die Verabschiedung eines Bebauungsplans solange hinausgeschoben, dass eine weitere Veränderungssperre rein rechtlich nun nicht mehr möglich ist (HASEPOST berichtete vergangenen Sommer). Meyer zu Strohen wollte natürlich für den Plan ihrer Fraktion werben und stellte nochmals heraus, wie ideal doch der Ringlokschuppen für eine kulturelle Nutzung sei. Und auch die Gemeinde Lebensquelle hätte sich ihren Informationen zu Folge bereit erklärt ihren Veranstaltungssaal auf „nur“ 800 Plätze zu begrenzen. Vor dem Hintergrund solle man sich doch nochmals zusammensetzen. Mit ein wenig mehr Entgegenkommen des Eigentümers gäbe es dann vielleicht auch eine Lösung für die fehlenden Grundstücke, damit der Hauptbahnhof vom Schinkel aus angebunden werden kann („Terminal Ost“) und die Brücke über die Hamburger Straße verschwenkt werden könne.

„Fip wollte nicht – Pistorius war es zu teuer“

Es half alles nichts, Ulrich Hus machte für die SPD nochmals klar: „Wer den Gewerbeflächenmangel bezweifelt, weiss nicht wie wir [in Osnabrück] aufgestellt sind“. Die auch nach zwei Jahrzehnten noch reichlich freien Flächen im Hasepark wollte Hus als gutes Beispiel dafür verstanden wissen, dass Politik und Verwaltung gegenüber dem Münchner Eigentümer immer eine harte Linie gehalten hätten, damit sich dort nur Gewerbe im Interesse der Stadt Osnabrück ansiedele – Interessenten hätte es hingegen reichlich gegeben.
Jens Meier (Grüne) drückte nochmals die Bewunderung seiner Partei für die Petersburg aus, wusste aber auch keine Lösung, wie es für die Kulturschaffenden weitergehen wird. Für die FDP lies Dr. Thomas Thiele nochmals die Vergangenheit aufblitzen, und das Versagen der ehemaligen Oberbürgermeister: „Fip wollte nicht – Pistorius war es zu teuer“, brachte Thiele es auf den Punkt. Auch der FDP-Politiker brachte VW als möglichen Interessenten ins Gespräch.
Wie zuvor Thomas Thiele konnte Wulf Siegmar Mierke (UWG) sich ebenfalls einen Rückblick nicht verkneifen. Ohne direkt einen der Beteiligten zu nennen, sprach er von „persönlichen Animositäten“, die dazu geführt hätten, dass das Gelände nun nicht in städtischer Hand sei.

Auch ein abschliessender Appell des CDU-Fraktionsvorsitzenden Brickwedde, doch nochmals mit der Lebensquelle und der Zion GmbH über einen Kompromiss zu reden, fruchtete nicht. Gegen die Stimmen der CDU-Fraktion und von Michael Florysiak – bei Enthaltung des Piraten Ralf ter Veer – geht der Bebauungsplan 370 als „reines Gewerbegebiet“ seinen weiteren Weg.

 

Luftaufnahme: Screenshot YouTube, Video Lebensquelle e.V.

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NDR: Niedersachsen führt Mietpreisbremse auch in Osnabrück ein

Vertrag Wohnung Mietvertrag
Mietvertrag

Schon im Sommer könnte es soweit sein. Nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen will das Land Niedersachsen insgesamt in zwölf Kommunen, sowie auf den Nordseeinseln, eine Mietpreisbremse einführen.

Vertrag Wohnung Mietvertrag

Neben Osnabrück sollen Braunschweig, Hannover, Göttingen, Lüneburg, Wolfsburg Oldenburg, Langenhagen, Leer und Vechta sowie in Buchholz in der Nordheide und Buxtehude unter die neue Regelung fallen. In diesen Orten sind nach Ansicht von Experten die Wohnungsmärkte besonders angespannt.

Das Sozialministerium in Hannover bereitet, so der NDR, aktuell ein Inkrafttreten noch in diesem Sommer vor

Was bedeutet das konkret?

Bei einer Neuvermietung dürfen die Mieten zukünftig maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Das dazu notwendige Gesetz ist am 1. Juni 2015 in Kraft getreten. Von der Regelung ausgenommen ist der Erstbezug von Neubauten. Für Neubauten darf der Vermieter die Miete weiterhin beliebig festlegen. Auch nach umfassenden Modernisierungen kann der Vermieter die nach der Mietpreisbremse zulässige Miete um einen Zuschlag erhöhen.

 

AFP

LKW durchbricht Leitplanke auf der A30

LKW durchbricht Leitplanke auf der A30
Mit einem Kran wurde der LKW abgesichert

Am Mittwochmorgen kam ein LKW mit Sattelauflieger auf der Autobahn A30 in Richtung Rheine von der Fahrbahn ab. Er überfuhr Hinweisschilder sowie das Grün zwischen der Ab- und Auffahrt Sutthausen, durchbrach eine Leitplanke und blieb mit der Zugmaschine zwischen Gebüsch und Bäumen stecken.

Der Unfall ereignete sich kurz nach 7 Uhr. Nach Angaben der Polizei war der LKW alleinbeteiligt, warum genau er von der Fahrbahn abkam, ist jedoch noch unklar.  Nach der Unfallaufnahme rückte am Vormittag ein Bergungsunternehmen an. Mit einem Kran wurde der LKW zunächst gegen weiteres Abrutschen gesichert. Während ein Abschlepp-LKW mit einer Winde den verunfallten Sattelzug am Heck zurück zog, schwenkte zeitgleich der Kran die Zugmaschine aus dem Wäldchen heraus.

Für die Bergung und Aufräumarbeiten musste die Anschlusstelle Sutthausen in Richtung Rheine bis zum Mittag gesperrt bleiben. Ob der Fahrer bei dem Unfall verletzt wurde, konnte uns die Polizei noch nicht sagen.

 

[Update 06.04.2016 – 15 Uhr]

Wie die Polizei am Mittag mitteilte, kam der 49-jährige LKW-Fahrer aufgrund eines Hustenanfalls von der Fahrbahn ab. Trotz einer Vollbremsung rutschte er über die Anschlusstelle hinweg.

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Gegen formelle Bedenken – Osnabrücker Stadtrat will den Neumarkt zur Fußgängerzone machen

Osnabrück Neumarkt Fussgängerzone
Gegen formelle Bedenken – Osnabrücker Stadtrat will den Neumarkt zur Fußgängerzone machen

Wir machen es für die schnellen Leser leicht: Mit einer großen Mehrheit hat die „Regenbogenkoalition“ aus SPD, Grüne, FDP, bestehenden und ehemaligen Linken, UWG und Piraten, heute die Verwaltung beauftragt alles auf den Weg zu bringen, damit noch vor der Kommunalwahl (11. September) der Neumarkt zur Fußgängerzone werden kann.
Die lebhafte Debatte, die wir in Auszügen mitgeschrieben haben, ist es dennoch wert weiterzulesen.


 

In einer an kontroversen Themen reichhaltig bestückten Sitzung des Stadtrates, gehörte die Zukunft des Neumarkts am Dienstagabend (5. April 2016) eindeutig zu den Höhepunkten.

Nach der vom Osnabrücker Handwerker Bernd Klute im Februar vor Gericht durchgesetzten Wieder-Öffnung des Neumarkts für den Individualverkehr, dem die Sperrungsbefürworter der „Regenbogenkoalition“ vor einigen Wochen wohl nur zähneknirschend zustimmten, stand heute der nächste Akt für den zentralen Platz auf der Agenda.
Diesmal unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben, sollte auf den Weg gebracht werden, dass der zentrale Platz zu einer Fußgängerzone umgewidmet und zu diesem Zweck teilweise „eingezogen“ wird.
Wie schon während der zeitweisen Sperrung zwischen Sommer 2014 Februar 2016, bleibt die künftige Nutzung neben dem Fußgängerverkehr auch für Radfahrer, Busse sowie notwendige Anlieferverkehre möglich.

„Regenbogenfraktion“ will mit dem Neumarkt-Thema bei der Kommunalwahl punkten

Damit zukünftig auch alles (vor Gericht) Bestand hat, beinhaltet der von der „Regenbogenfraktion“ aus SPD, Grünen, FDP, Linken, Ex-Linken, UWG und Piraten eingebrachte Antrag den Auftrag an die Verwaltung , die zur Umwidmung notwendigen Verfahrensschritte in die Wege zu leiten. Insbesondere soll die Absicht über die „Teileinziehung“ unverzüglich öffentlich bekanntgegeben werden.
Die endgültige Entscheidung über die „Teileinziehung“, so der Antrag, soll der Stadtrat in seiner letzten Sitzung, wenige Tage vor der Kommunalwahl, am 30.08. treffen.

War der Antrag der Regenbogenfraktion zu spät und/oder rechtlich nicht haltbar?

CDU-Fraktionschef Dr. Fritz Brickwedde meldete sich mit einem Antrag zur Geschäftsordnung zu Wort. Brickwedde bemängelte mit Hinweis auf die Niedersächsische Kommunalverfassung , dass es den Ratsmitgliedern und der Öffentlichkeit nicht möglich war sich hinreichend mit dem „Beratungsgegenstand“ auseinander zu setzen. Erst seit Freitagnachmittag lag die Vorlage seiner Fraktion vor. Der CDU-Chef betonte, dass dieser Teil seiner Bedenken nur formal sei.
Zusätzlich habe seine Fraktion aber auch inhaltliche Zweifel, dass der vorgezeigte Weg rechtlich möglich sei. Eine erste Einschätzung eines Fachanwalts ergab, so Brickwedde, dass die Umwidmung des Neumarkts dem Flächennutzungsplan und somit auch dem zugehörigen Bebauungsplans widersprechen würde.
Abschliessend bat Brickwedde, dass das Rechtsamt die vorliegenden inhaltlichen Zweifel prüfen solle. Somit war seine Wortmeldung ein „Antrag auf Nichtbefassung [mit dem Antrag]“, für die nur eine Gegerede zulässig sei, wie Bürgermeister Burkhard Jasper als Ratsvorsitzender betonte.

Osnabrück Neumarkt Fussgängerzone

Frank Henning kann die Bedenken der CDU nicht nachvollziehen

Für den Antragsteller [die Regenbogenfraktion] erklärte SPD-Fraktionschef Frank Henning, dass wenn diese Maßstäbe angelegt werden würden, ein Großteil aller Anträge nicht behandelt werden dürften. Einen solchen Antrag, wie der von Fritz Brickwedde, hätte es seiner Erinnerung nach im Stadtrat noch nicht gegeben. Und inhaltlich hätten sich alle Ratsmitglieder mit dem „Thema Neumarkt“ befassen können, und auch die Medien hätten das Thema zu Genüge und öffentlich verbreitet.
Was den formellen „Antrag auf Nichtbefassung“ angeht, so Frank Henning, sei der Tagesordnungspunkt am vergangenen Mittwoch in das Ratsinformationssystem eingestellt. Hierzu gab es Zwischenrufe von Seiten der CDU-Fraktion, dieser Antrag sei erst ab Freitag abrufbar gewesen.

Das, was in den nächsten drei Monaten passieren wird, bezeichnete Frank Henning als ein „umfassendes Bürgerbeteiligungsverfahren“.

Gegen die Stimmen von CDU und dem parteilosen Stadtrat Michael Florysiak lehnte der Rat die von der CDU beantragte „Nichtbefassung“ ab.

Frank Otte (er)klärt die rechtliche Einschätzung des OB

In Vertretung des Oberbürgermeisters stellte der Stadtbaurat Frank Otte für die Verwaltung fest, dass keine strittige Schnellentscheidung auf den Weg gebracht werden darf, die geeignet ist das Bild der Stadt zu beschädigen. Auch gebe es Zweifel, so Otte in Vertretung für Wolfgang Griesert, ob die Beratung über die Sommerferien dem Thema gerecht wird. Was in Summe wohl der Einschätzung entsprach, dass eine Verabschiedung des vorliegenden Antrags rechtswidrig sei.
Diese Aussage sorgte für erhebliche Verwirrung. Auf eine weitere rechtliche Kommentierung der Sachlage, durch eine eigens dafür im Ratssitzungssaal anwesende Mitarbeiterin des Rechtsamts, wollte die Mehrheit des Stadtrates verzichten.

Trotz aller Bedenken der CDU, begann Frank Henning mit der inhaltlichen Debatte, in der er die Umwidmung des Neumarkts in eine Fußgängerzone mit dem Einkaufszentrum begründete. Das geplante Shoppingcenter werde allerlei positive Auswirkungen auf die Innenstadt haben.
Die Neumarktquerung, so wie sie aktuell besteht, bezeichnete Henning als „sechsspurige Autobahn“, die zusammen mit dem Kachelhaus und dem ehemaligen Wöhrl-Haus eine städtebauliche Fehlentwicklung darstellen würde. Während der Zeit der Sperrung sei bewiesen worden, dass die Belastung der Luftwerte signifikant zurückgegangen sei, und das ohne das dadurch der Verkehr in Osnabrück zusammengebrochen wäre.

Fußgängerzone mit 2.000 Bussen?

Eine Fußgängerzone mit über 2.000 Bussen sei sinnwidrig, erwiderte Fritz Brickwedde. Nur durch eine  – zuvor diskutierte – Nachrüstung der Dieselbusse, könne man die Schadstoffe zurückschrauben. Dann aber brauche man auch keine Neumarktsperrung. Die Sperrung würde überdies die Gesundheit der Anwohner schädigen und zu längeren Streckenfahrten und dadurch auch zu weiteren Verbrauchssteigerungen und Schadstoffemissionen rund um die Innenstadt führen.
Erneut betonte Brickwedde, dass erst bei einem Lückenschluss der A33 Nord über eine Neumarktsperrung nachgedacht werden solle. Mit den bald anstehenden Lückenschlüssen bei Bad Oeynhausen (A30) und Halle (A33) kommt schon bald mehr Verkehr auf Osnabrück zu, der dann in die Innenstadt drängt und für zusätzliche Belastung sorgen wird. Fritz Brickwedde sieht die oberzentrale Funktion Osnabrücks gefährdet, wenn Osnabrück zur „Stauhauptstadt“ verkomme.

Hagedorn: Stadtteile werden so zusammenwachsen

Für die Grünen konterte Michael Hagedorn, dass es selten ein Thema gegeben habe, das so emotionsgeladen sei. Die zuvor von Frank Henning noch genannte „sechsspurige Autobahn“, bezeichnete der Grüne Fraktionschef (etwas realistischer) als „vierspurige Straße“, die zu einer Trennung der nördlichen und südlichen Stadtteile geführt habe.
Wenn nur noch die Busse über den Neumarkt fahren, wird die Zahl der Fahrzeuge auf 10% reduziert, und das werde für eine verbesserte Aufenthaltsqualität und ein Zusammenwachsen der Stadtteile sorgen. Nicht zuletzt werden die Schadstoffe in der Innenstadt signifikant gemindert. Ein Neumarkt ohne Autos sein „konkreter Gesundheitsschutz“ für über 90.000 Personen, die sich täglich an dem zentralen Platz aufhalten. Eine Umverteilung auf die Wälle gibt es nicht, der Durchgangsverkehr, das habe man festgestellt, würde jetzt aussen um die Stadt herum fahren. Das Allgemeinwohl überwiege bei einem gesperrte Neumarkt und deswegen stelle er mit den anderen Parteien den Antrag.

Neumarkt wurde bereits aufgewertet?

Dieser Platz ist aufgewertet worden durch städtebauliche Maßnahmen, so Thomas Thiele (FDP) mit Verweis auf das neue Hasehaus. Die Bürger würden den Neumarkt „für sich erobern“, meint Thiele beobachtet zu haben. Die Stadt hätte während der Neumarktsperrung ein anderes „Pulsieren“ gezeigt, so Thiele. An Michael Wiese gerichtet, der als Initiator der neuen Partei „BOB“ gilt, kritisierte der FDP-Politiker, dass sich die Lokalpolitiker eine Diskussion von einem Landkreisbewohner habe aufzwingen lassen [Michael Wiese wohnt in Rulle, die Redaktion].

Mierke (UWG): Dankbar dabei gewesen zu sein

Für die UWG bezeichnete Wulf Siegmar Mierke die Gegner der Neumarktsperrung als Vertreter von „Klientelpolitik“, und er sei froh, jetzt an der Entwicklung einer alten UWG-Forderung mitwirken zu dürfen. Mit „gesundem Menschenverstand“ könne man den vorliegenden Antrag nicht torpedieren, so Mierke mit Blick auf die CDU. Den Durchgangsverkehr, für den der Neumarkt stehe, können wir in Osnabrück nicht gebrauchen, schloss Mierke seinen Redebeitrag.

„Ist die Lotter Straße, die Bohmter Straße und die nach Wünschen von Rot/Grün demnächst zurückgebaute Martinistraße eine Stadtautobahn?“, fragte Katharina Pötter (CDU) und konterte damit Frank Hennings Aussage über eine „6-spurige Stadtautobahn“, tatsächlich sehe der Bebauungsplan nur zwei Spuren für den Individualverkehr auf dem Neumarkt vor.
Für die Kommunalwahl am 11. September sagte Pötter eine Quittung für die Verkehrspolitik der Regenbogenfraktion voraus.

„Warum ist denn die Johannisstraße nicht aufgeblüht?“

Heiko Panzer, der verkehrspolitische Sprecher der SPD, versuchte die nach Angaben der CDU 2.000 Busse auf dem Neumarkt zu widerlegen, nach seinen Angaben seien es nur etwas mehr als 1.600 Busse.
Dieser Vorstoß wurde nur wenige Minuten später von Anette Meyer zu Strohen (CDU) mit Verweis auf ein Schreiben der Stadtwerke gekontert. Ihren Angaben zu Folge geben die Stadtwerke 2.096 Busse an, die täglich über den Neumarkt fahren.

Jens Meier von den Osnabrücker Grünen sieht die erfolgreiche Verbannung der Autos aus der Großen Straße, vom Kamp und vom Marktplatz als Erfolgsfaktor der Innenstadt. Die nun anstehende Aussperrung des Autoverkehrs vom Neumarkt sei somit eine logische Folge, und so würde „Stadtleben“ in Osnabrück gefördert. Schon 2001 hätte das Bürgergutachten ergeben, dass die Bürger keinen PKW-Verkehr auf dem Neumarkt wollen – der Stadtrat lässt 15 Jahre später nun diese Bürgerentscheidung mit einer großen Mehrheit Realität werden.

„Warum ist denn die Johannisstraße nicht aufgeblüht“, die ja seit Jahrzehnten eine Fußgängerzone mit Busverkehr sei, fragte Anette Meyer zu Strohen an die Sperrungsbefürworter gerichtet.
Meyer zu Strohen hätte auch gerne eine Stellungnahme der Feuerwehr gehört, auch vor dem Hintergrund, dass mit der anstehenden Sperrung der Römereschstraße mit noch mehr Verkehr in der Innenstadt zu rechnen sei (HASEPOST berichtete).

Kampfzone Neumarkt?

Mit Hinweis auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung, die den Begriff „Kampfzone“ für den Münchner Marienplatz geprägt haben soll, warnte CDU-Ratsmitglied Ingo Dauer vor drohenden Konflikten zwischen Radfahrern, Bussen und Fußgängern, die zukünftig ohne Steuerung durch Ampeln aufeinander treffen werden. Dauer mutmaßte auch, dass die Sperrungsbefürworter heimlich auch eine Ausdehnung des geplanten Einkaufscenters am Neumarkt befördern wollen, was für ihn ein „Skandal“ sei.

Michael Hagedorn beendete für die Grünen die Debatte und stellte nochmal klar, dass der Rat der Souverän sei.
Wenn der Oberbürgermeister der Ansicht sei, das Verfahren sei  rechtswidrig, könne er die Entscheidung der Kommunalaufsicht vorlegen.

Gegen die Stimmen von CDU und des ehemaligen Grünen Michael Florysiak (jetzt DMD) wurde der Antrag der Regenbogenfraktion angenommen.

AFP

Papplos will Osnabrück papplos machen!

Papplos Osnabrück
Papplos will Osnabrück papplos machen!

Der Stadtrat debattierte heute über eine Initiative, die mehr Akzeptanz für Mehrwegbecher fördert.

„Pro Stunde werden in Deutschland 320.000 Coffee-To-Go-Pappbecher weggeworfen – das sind am Tag 7,6 Millionen. Das verbraucht extrem viele Ressourcen. Holz, Energie, Wasser.
Aber: Muss das wirklich sein?“ So die Initiative auf ihrer Facebook-Seite, deren Anliegen zukünftig von der Stadtverwaltung unterstütz werden soll.

Der Antrag bekam von allen Fraktionen eine breite Zustimmung. Heiko Panzer stellte für die SPD-Fraktion fest „aus Porzellan schmeckt es auch besser“.
In allen städtischen Einrichtungen und Beteiligungen soll die Verwaltung nun darauf hinwirken, dass die Verwendung von Pappbechern bei Automaten und Getränkebehältern eingeschränkt wird und durch Mehrweg-Systeme ersetzt wird.

Der Antrag wurde vom Stadtrat als „Grundsatzbeschluss“ angenommen, die Umsetzung im Detail wird in den Ausschüssen beraten.

Papplos Osnabrück

AFP

Das wird der Nelson Mandela Platz in Osnabrück

Nelson Mandela Platz Osnabrück
Frisches Grün auf dem Nelson-Mandela-Platz (2013)

Willy Brandt, der Westfälische Friede, die Deutsche Einheit und nun auch Nelson Mandela.

Wichtige Personen der Zeitgeschichte und historische Ereignisse – sie alle haben in Osnabrück eines gemeinsam: Die Lokalpolitik will sie (vollkommen zu Recht) in Ehren halten – am besten natürlich mit einer Straße oder einem Platz, der feierlich nach ihnen benannt wird. Doch mit der Umbenennung drohen neue Probleme, daher bekommen große Namen in Osnabrück oft eher unbekannte Plätze zugewiesen.

Eine „einfache Straße“ in einem profanen Industrie- oder Neubaugebiet? Wird der Bedeutung der zu Ehrenden oder des Anlasses oft nicht gerecht. Es soll schon eine bedeutende Straße sein, oder ein wichtiger Platz. Doch tatsächlich ist die Umbenennung einer „bedeutenden Straße“ in der jüngeren Osnabrücker Geschichte nur einmal gelungen – und das auch nur um den Preis einer unschönen öffentlichen Diskussion und monatelangen Unfriedens in der Stadt.

An Erich-Maria-Remarque schieden sich die Geister

1971 wurde der „Karlsring“ in den „Erich-Maria-Remarque-Ring“ umbenannt. Und glaubt man Zeitzeugen, dann kamen im Vorfeld der Umbenennung die gleichen antisemitischen und braunen Schmähungen hervor, die nach 1933 zur Bücherverbrennung und Emigration des weltweit bedeutenden Autors und wohl größten Sohnes der Hasestadt führten.

Nach Remarque wurden nur noch Plätze ohne Anlieger umbenannt

Aber zurück zu Willy Brandt, dem Westfälische Frieden und der Deutschen Einheit. Sie alle eint, dass keine (bedeutende) Straße ihren Namen trägt. Die Plätze, die schließlich nach Ihnen benannt wurden, sind im Stadbild eher unbedeutend.
Vermutlich will man bei anstehenden Umbenennungen im Stadtrat nicht wieder unschöne Diskussionen, wie bei Erich-Maria-Remarque, wo nicht allein die historische Person ein Zankapfel war, sondern auch die notwendige Adressänderung für die Anlieger. Briefpapier, Visitenkarten, Telefonbucheinträge (heute eher unwichtig), all das will ja im Anschluss neu gedruckt werden. Wer soll das bezahlen? Der Stadtrat?
Und so wurde nach Willy Brandt der kleine Park am Arbeitsamt benannt. Dem Westfälischen Frieden wird im Hinterhof der Stadtbibliothek (da wo auch das Alando Maidorf steht) gedacht. Und die Deutsche Einheit hat ihren Platz vor dem Stadttheater gefunden – ein Ort den jeder Osnabrücker als Domhof bezeichnet. Allen Plätzen gemein ist, dass die Anlieger ihre bisherigen Straßenadressen behalten konnten, weil die jeweiligen Plätze entweder keine Anlieger haben oder von anderen Straßen eingerahmt sind.

Nelson Mandela Platz Osnabrück
Die Hochschulbibliothek erinnert mit ihrer Architketur ein wenig an die zahlreichen Gefängnisse, in denen der Freiheitskämpfer Mandela lange eingesperrt war

Der Neumarkt war als Nelson-Mandela-Platz in der Diskussion

Nun also auch Nelson Mandela. Der 2013 verstorbene Kämpfer gegen die Apartheid stand in Osnabrück bereits kurz nach seinem Tod, im Februar 2014 in der öffentlichen Debatte, als der Stadtrat Christopher Cheeseman (damals noch für die Partei Die Linke), den Vorschlag zur Diskussion stellte, in der Friedensstadt doch den Neumarkt nach Mandela zu benennen.
Rund ein Jahr später erreichte die Diskussion den Stadtrat, wo man sich – ohne die Gründe auszusprechen – auf einen Platz „ohne Anlieger“ einigte. Der Platz vor dem Neubau der Hochschulbibliothek, der postalisch der Barbarastraße zugeordnet ist, sollte es sein. So muss selbst der einzige Anlieger nicht den Namen ändern. Erich Maria Remarque grüßt aus dem Grab.

Stadtrat entscheidet in seiner April-Sitzung

Am Dienstag den 5. April 2016 wird die Namensänderung wohl ohne längere Diskussion den Stadtrat passieren.
Zum Afrika-Fest im Sommer soll der bislang namenlose Platz offiziell getauft werden.
Bis zum Sommer werden vermutlich auch die Hochschulen und die Stadt Osnabrück geklärt haben, wer für den neuen Platz die Verantwortung trägt. Auf Nachfrage unserer Redaktion verwiesen die jeweiligen Presseabteilungen auf den jeweils anderen „möglichen“ Verantwortlichen. Aktuell sieht der Platz noch nach „Wiese“ aus und die Umfriedung durch einen einfachen Holzzaun ist an mehreren Stellen defekt.

Und dann gibt es in Osnabrück auch noch ein paar Straßen, deren Name an eher zweifelhafte Zeitgenossen erinnert (HASEPOST berichtete). Bei einer Umbenennung müssten hier aber Anlieger ihre Briefköpfe ändern, ob sich deshalb niemand an das Thema herantraut?

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AFP