Update und Exkurs: warum akkurate Nachrichtenverarbeitung so wichtig ist

Update: gegen 20 Uhr hat offenbar auch die NOZ gemerkt, dass der korrekte Artikel für Ventil “das” ist. Die entsprechende Headline wurde korrigiert… siehe auch Blogpost dazu unten.

Warum aber ist es so wichtig, dass auch Tickermeldungen akkurat begutachtet werden bevor sie online gehen? Abgesehen vom berechtigten Anspruchs den ein Leser an jedwedes Medium stellen darf?

Leider weitgehend unbekannt sind die Ereignisse des 08. September 2008, als ein kleiner Datumsfehler im Google-Index für kurzzeitige Millionenverluste an der Wall Street sorgte.
Was war passiert? Durch einen technischen Fehler war ein sechs Jahre alter Artikel über den Bankrott der Fluglinie United Airlines wieder in die Google-News aufgenommen worden – dummerweise mit dem tagesaktuellen Datum.
Jeder anständige Wirtschaftsredakteur wäre sofort stutzig geworden und hätte den entsprechenden Artikel schnell als “alt” erkannt. Im hektischen computergestützten Handel der Wall Street wurde der alte Artikel aber als glaubhaft akzeptiert (das Datum war ja schliesslich tagesaktuell) und die Kurse von United brachen zeitweise um mehr als 75% ein – der Gegenwert von mehr als einer Milliarde US-Dollar!
Es dauerte 12 Minuten, bis “Menschen” mit Sachverstand den Fehler erkannten.

Welche “Welle” würde wohl eine ähnliche Falschmeldung (ein falsches Datum reicht offenbar) auslösen, die nicht allein im Google-Index fehlerhaft verzeichnet ist, sondern gleich von 676 teils renomierten Medien verbreitet wird?
Solange lediglich EDV-Prozesse dafür sorgen, dass Ticker-Meldungen ungeprüft (egal ob bei Rechtschreibung oder Inhalt) online gestellt werden, besteht hier eine latente Gefahr! Ärgerlich ist es zudem, wenn es mehre Stunden dauert, bis ein grober Fehler entdeckt und korrigiert wird.

HP

PS: es geht hier nicht gegen die NOZ – die unten behandelte fehlerhafte Tickermeldung wurde schließlich von 675 anderen Medien (u.a. Stern, Welt) gleichlautend unkorrigiert verbreitet – es geht vielmehr um guten Journalismus, den alle Leser einer Tageszeitung (und die heißt in OS nun mal NOZ) einfordern sollten! Wenn überall nur noch die gleichen Tickermeldungen (unkorrigiert) weiterverbreitet werden, dann verliert auch die Demokratie die Vierte Gewalt, und das wäre ein schlimmer Verlust!


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2011 unter dem Titel "I-love-OS". Die Titelgrafik der HASEPOST trägt dieses ursprüngliche Motto weiter im Logo. Die Liebe zu Osnabrück treibt Heiko Pohlmann als Herausgeber und Autor an. Neben seiner Tätigkeit für die HASEPOST zeichnet der diplomierte Medienwissenschaftler auch für zwei mittelständische IT-Firmen als Geschäftsführer verantwortlich.

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