Vor wenigen Tagen berichtete unsere Redaktion über die Tauschwagen in der Osnabrücker Innenstadt, für die neue Orte zum Aufstellen gefunden werden mussten. Das Kollektiv “Solidarischer Aufbau”, das hinter der Aktion steckt, äußert jedoch, dass alles ganz anders sei, als von der Stadt behauptet werde.
In einem auf Instagram veröffentlichten Statement schreibt das Kollektiv, dass man bei der Stadt mehrfach angefragt habe, warum die Tauschwagen entfernt werden müssen und was zu tun sei, damit sie bleiben können. „Darauf haben wir nie eine Antwort bekommen“, heißt es vom “Solidarischen Aufbau”. Zudem sei der Vorschlag, die Tauschwagen auf Privatgelände zu verlegen, kein Vorschlag der Stadt, sondern des Kolletivs gewesen. Als Gründe für die Verlegung nannte die Stadt gegenüber unserer Redaktion Brandschutz, Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit – die Aktivisten haben das allerdings auch erst später durch eine E-Mail erfahren.
Realitätsfremde Frist?
„Im ersten Gespräch wurde uns mit der Räumung aller Umsonstwagen gedroht“, schreibt der “Solidarische Aufbau”. „Es stimmt, dass uns eine Verlängerung dieser Frist gewährt wurde, nachdem wir mehrfach nachhaken mussten. Allerdings war die erste Frist auch offensichtlich nicht schaffbar, was der Stadt bewusst gewesen sein muss, wenn sie nicht vollkommen realitätsfremd ist.“
Die Aktivistinnen und Aktivisten geben zu bedenken, dass alle drei betroffenen Tauschschränke in der Fußgängerzone jeweils am Rand zwischen Begrünungsstreifen, Laternen oder an der Rückseite einer Bushaltestelle standen, wo sie nach ihrer Aussage „definitiv nicht im Weg waren.“ Die Schränke seien teilweise seit mehr als anderthalb Jahren Teil des Stadtbilds gewesen, die Argumente der Verwaltung seien deshalb „an den Haaren herbeigezogen.“
Tauschwagen als Angriffsziel rechter Gewalt
Auch auf die beiden Brandanschläge auf Tauschwagen im Januar und Oktober dieses Jahres geht der “Solidarische Aufbau” ein. Man hätte sich diesbezüglich gern mit Expertinnen und Experten ausgetauscht, mit denen man in der Vergangenheit bereits in Bezug auf ihre Schlafwagen in Kontakt stand. Allerdings habe sich die Verwaltung nie in diese Richtung auf das Kollektiv zubewegt. Zudem würde von den Tauschwagen aber ohnehin keine größere Gefährdung ausgehen als von „jedem Baum, Sperrmüll oder jeder Mülltonne, die ja auch öfter mal angezündet werden.“ Einziger Unterscheid sei, dass die Tauschwagen Angriffsziel rechter Gewalt seien. „Hier kann jedoch nicht die Lösung sein, rechter Gewalt nachzugeben und stattdessen solidarische Projekte zu verbieten“, heißt es.
Drei neue Stellplätze gefunden, vierter in Planung
Als frech bezeichnet das Kollektiv darüber hinaus die Aussage der Verwaltung, dass eine gute Sache mit der Übernahme persönlicher Verantwortung einhergehe. „Wir übernehmen seit Jahren Verantwortung für gesellschaftliche Missstände und Probleme, die die Politik konsequent ignoriert und versäumt“, heißt es vom “Solidarischen Aufbau”.
Warum sich die Aktivistinnen und Aktivisten hinter ihrem Kollektiv schützen und nicht namentlich in Erscheinung treten, erklären sie so: „Aus der Erfahrung im Umgang mit der Stadt, die bezüglich unserer Schlafwagen in der Vergangenheit einzelnen Menschen finanzielle Konsequenzen in Aussicht gestellt hat und nicht auf unser Kollektiv zuging, sind wir, was das angeht, vorsichtig.“
Gute Nachrichten hat das Kolletiv ebenfalls zu verkünden. So wurden jetzt drei neue Stellplätze für die Tauschwagen gefunden. Der sonst beim “Grünen Jäger” platzierte Tauschwagen steht nun zehn Meter entfernt vor dem “Tiefenrausch”, der Wagen vom Domhof ist 20 Meter weitergerollt vor das Sushi-Restaurant “Ichiban” und der Wagen vom Neumarkt befindet sich nun beim “Dirty + Dancing”. Darüber hinaus soll noch ein vierter Tauschwagen innerhalb des Wallrings bei der Buchhandlung Zur Heide aufgestellt werden.