Kommentar: Und an Weihnachten steht die Polizei vor der Tür?

Das Land Niedersachsen zieht die Schraube der Corona-Maßnahmen pünktlich zu den Weihnachtstagen –  und nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen – an. Angesichts der zwischenzeitig auf Rekordniveau liegenden, hohen Coronazahlen ist das durchaus nachvollziehbar. Regelmäßige Änderungen an dem Ende September eingeführten Stufenplan des Landes sorgen aber nicht nur bei den Bürgerinnen und Bürgern für Verwirrung, sondern führen den ursprünglichen Plan quasi ad absurdum.

Ein Kommentar von Maurice Guss

Seit vergangenem Freitag sind die Corona-Regeln für die kommenden Feiertage bekannt: Neben der beschlossenen Schließung von Clubs und Diskotheken sowie dem Verbot von Großveranstaltung sind insbesondere die eingeführten Personenobergrenzen von großer Relevanz. Während für Impfunwillige das Weihnachtsfest mit der ganzen Familie praktisch ausfällt, gelten für Geimpfte und Genesene, sobald die Personenzahl zweistellig wird, deutlich spürbare Vorgaben. Um deren Absurdität zu zeigen, reicht ein praktisches Beispiel aus:

Plane ich ein Familienfest mit meinen Eltern, meinen vier erwachsenen aber noch zuhause wohnenden Geschwistern sowie allen Großeltern, greift angesichts von elf Personen die 2Gplus-Regel. Solange ein “Teilnehmer“ nicht geboostert ist, muss ein Test gemacht werden, der insbesondere zum Schutze der Älteren in vielen Familien vermutlich sowieso gemacht werden würde. Sicherheit geht vor, soweit alles gut. Zusätzlich – und da kommt das menschliche Verständnis an seine Grenzen – gilt auch im Sitzen eine FFP2-Maskenpflicht.

Steht Weihnachten ein Polizist vor der Tür?

Spätestens nach Aufhebung der Testpflicht für Geboosterte ist die Einführung von Kontaktbeschränkungen für selbige albern und zieht zurecht wieder einmal verstärkten Unmut nach sich – FFP2-Maskenpflicht als i-Tüpfelchen obendrauf. Nicht zuletzt stellt sich die Frage: Muss ich damit rechnen, dass Heiligabend plötzlich ein Polizeibeamter vor meiner Haustür steht, um 2Gplus und Maskenpflicht zu kontrollieren? Da das Personal dafür fehlen wird, sind diese Maßnahmen quasi ein Geschenk zum Rebellieren in den eigenen vier Wänden. Merry x-mas!

Stufenplan ad absurdum geführt

Wenn ich schon dabei bin, die sich ständig ändernden Corona-Maßnahmen zu kritisieren: Im September wurde von der Landesregierung ein Stufenplan zur Bewältigung der Pandemie in den kälteren Monaten eingeführt. Damals habe ich gelobt und gleichzeitig angemerkt, dass dieser an sich sinnvolle und nachvollziehbare Plan zu spät käme. Zu viel Hin und Her habe im Vorfeld bereits dafür gesorgt, dass zahlreichen Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg zur Pandemiebewältigung auf der Strecke blieben, so einer meiner Kritikpunkte. Wohlgemerkt hatte ich dabei die Hoffnung, dass der Stufenplan nun für mehr Klarheit sorgen würde.

Knapp drei Monate später ist das einzige was klar ist, dass trotz logischem Stufenplan weiterhin keine Klarheit in der Pandemie herrscht. Die Zahl der Neuinfektionen schoss in die Höhe und schon mussten – und das war absehbar – schärfere Maßnahmen her. Dreimal wurde seitdem an den einzelnen Warnstufen des Plans rumgebastelt, hier ein anderes G, dort ein anderer Richtwert, da eine andere Maske. In Anbetracht der wieder mal neuen Maßnahmen, versehen mit dem Oberbegriff “Weihnachts- und Neujahrsruhe“, ist der eigene Stufenplan längst ad absurdum geführt. Wieder bleibt eine gewisse Anzahl an Personen auf der Strecke, wieder schwindet das Verständnis für die Maßnahmen.

Mit dieser ständigen Unklarheit schießt sich die Politik am Ende ins eigene Bein, denn: Mit dem Verständnis sinkt auch das Vertrauen. Negativ wirkt sich dabei auch die schwache Kommunikation in der Vergangenheit aus. Aussagen a la „Es wird keine Impfpflicht geben“ und die Nennung konkreter Daten für einen Freedom Day im kommenden Frühjahr, den ich persönlich noch nicht so recht sehe, fliegen der Politik schon jetzt um die Ohren. Bestärkt werden dadurch insbesondere die Menschen, die inzwischen regelmäßig samstags masken- und weitgehend auch planlos über den Wall ziehen und mit ihnen die einzige Partei im deutschen Bundestag, die die Pandemie noch schlechter gemanagt hätte.


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

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