Tanja … wer? Vielleicht ist Tanja Bojani nicht jedem Leser bekannt, sie war Teil der innerparteilichen Querelen, die sich rund um die Osnabrücker AfD zwischen den Kommunal-, Bundestags- und Landtagswahlen in den vergangenen zwei Jahren abgespielt haben. Nun ist sie aus der Partei ausgetreten.

AfD: frauenfeindlich, chauvinistisch – einziger Fokus: Asyl

Am Sonntag den 2. September erklärte Tanja Bojani ihren Austritt aus der AfD – ein entsprechendes Schreiben wurde unserer Redaktion von einer verifizierten Mailadresse zugesandt.

Unsere Redaktion hat sich entschlossen dieses Schreiben in vollem Wortlaut zu veröffentlichen. Darin beklagt die im vergangenen Jahr spektakulär von eigenen Parteifreunden an einer Kandidatur für ein Bundestagsmandat gehinderte Politikerin, die auch Sitz und Stimme im Kreistag des Landkreises Osnabrück hat, Frauenfeindlichkeit und Chauvinismus in ihrer nun ehemaligen Partei, deren einziger politischer Fokus bei der Asylfrage liege.

Osnabrücker AfD zerlegte sich in den vergangenen Jahren selbst

Im vergangenen Jahr hatte sich die aus Rieste stammende AfD-Frau im dritten Wahlgang, bei dem ein Münzwurf entschied, gegen ihrer innerparteilichen Widersacher, den damaligen Kreisvorsitzenden Daniel Wolf, durchgesetzt: Sie sollte Bundestagskandidatin werden.
Doch mit diesem Wahlergebnis war man in der Parteispitze nicht einverstanden – vor allem aber nicht mit der Kandidatin – so wurde der Wahlvorschlag für die Bundestagswahl zurückgezogen. Obwohl innerparteilich gewählt, kam die Kandidatin so nicht auf den Wahlzettel.
Das Ergebnis für die Osnabrücker AfD zur Bundestagswahl 2017, bei der sie schließlich ohne Direktkandidatin antrat: Desaströse 6,3% im Wahlkreis Osnabrück Stadt.

Zuvor war die Osnabrücker AfD – die sich inzwischen mit der Landkreis AfD vereinigt hat – bereits an den bürokratischen Hürden zur Teilnahme an der Kommunalwahl 2016 in Osnabrück gescheitert, zu der sie nicht genügend Unterstützerstimmen zusammenbekam.
Bei der vorgezogenen Landtagswahl 2017 waren es schließlich durchweg weniger als 5% der Stimmen in der Region, die für die AfD abgegeben wurden.

Die Austrittserklärung von Tanja Bojani im Wortlaut:

Am heutigen Tag habe ich mit sofortiger Wirkung meinen Austritt aus der Partei „Alternative für Deutschland“ erklärt.

Während der letzten Monate habe ich die politischen Geschehnisse in unserem Kreisverband und der Fraktion sowie die Politik der Bundesebene nach der Bundestagswahl Revue passieren lassen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass meine politischen Ansichten nicht mit den theoretischen und praktischen Grundkonzeptionen der AfD übereinstimmen. Eine konstruktive Zusammenarbeit ist leider nicht mehr möglich.

Eine Partei die sich als frauenfeindlich, durchweg chauvinistisch und mit dem einzigen politischen Fokus auf dem Thema Asyl zeigt, kann ich nicht weiter unterstützen und vertreten. Ich verfolge eine lösungsorientierte Politik, die eine echte Alternative bietet und nicht als einziges Ziel die Diffamierung gesellschaftlicher Minderheiten verfolgt. Die AfD hat meiner Meinung nach nichts bewirkt, außer die Gesellschaft aufzuhetzen, echte Lösungen sehen anders aus!

Sowohl die Konflikte um meine Direktkandidatur zur Bundestagswahl, als auch direkte Diffamierungen gegen meine Person von Seiten der Kreistagsfraktion, haben meine Entscheidung bestätigt und einen Verbleib in dieser Partei unmöglich gemacht. Ich hätte gern mehr getan, als Flyer zu verteilen, Mitglieder anzuwerben und auf Ständen ein nettes Gesicht zu machen, aber mich als Frau hat man immer versucht klein zu halten und mir weitere Tätigkeiten nicht zugetraut.

Ich habe kein Interesse daran, persönliche Streitigkeiten und permanente Kämpfe um politische Positionen innerhalb des Kreisverbandes auf Kosten der politischen Ergebnisse zu führen.

Aus diesen Gründen habe ich keine weitere Möglichkeit gesehen, als die AfD nun zu verlassen.

Tanja Bojani