HASEPOST
 

Was der Stadtrat so alles beschließt… und was nicht!

Die gestrige Sitzung des Osnabrücker Rates war nicht ohne politische Sprengkraft. Schon im Vorfeld wurde ein gemeinsamer Antrag der Ratsmitglieder gestellt, auf dessen Bassis nun ein Abwahlverfahren der durch die Sekretariatsaffäre ins Rampenlicht gerückten Jutta Bott ermöglicht wird (siehe I-love-OS  hier und hier).
Mit Ausnahme einiger Sticheleien “zwischen den Zeilen”, bei denen u.a. FDP Ratsherr Thomas Thiele die für die Bott-Nominierung verantwortliche Personalberatung nochmal negativ ins Gespräch brachte, blieb die die “Causa Bott” jedoch in der öffentlichen Debatte weitestgehend außen vor.

Die offensichtliche Fehlentscheidung bei der Besetzung dieses Führungspostens schwebte dennoch wie ein Damoklesschwert über dem dritten Tagesordnungspunkt, bei dem es um die zweite Amtszeit des Stadtbaurates Griesert ging.
Hier musste Oberbürgermeister Pistorius eine schwere Schlappe kassieren, denn neben den Grünen, denen Katharina Pötter (CDU) vorwarf diese Stelle mit entsprechendem Parteibuch besetzen zu wollen, stellte sich auch die eigene SPD-Fraktion gegen den Oberbürgermeister.

Sitzung des Stadtrates Osnabrück

Im Rahmen einer Neuausschreibung wird sich Griesert nun gegen neue Bewerber durchsetzen müssen – wenn er es nicht vorziehen sollte sich diesem Verfahren zu entziehen und beispielsweise in die “freie” Wirtschaft oder eine andere Stadtverwaltung zu wechseln.
Die Kosten, die der Stadt entstehen würden, sollte 2013 ein neuer Stadtbaurat Wolfgang Griesert im Amt folgen, bezifferte Pötter auf mehr als 500.000 Euro.
Einzig die CDU und der Oberbürgermeister stellten sich gegen ein reguläres Ausschreibungsverfahren. Offenbar hatten die Befürworter einer einfachen Lösung zu hoch gepokert. Das im Falle Griesert zu viel “taktiert” wurde hatte Ralf ter Veer (Piraten), der konsequent ebenfalls für eine Ausschreibung votierte, bereits im Vorfeld der Ratssitzung öffentlich beanstandet (siehe I-love-OS).

Ein weiteres Thema der gestrigen Ratssitzung war die “Rehabilitation der Opfer der Hexenverfolgung in Osnabrück”, was bei manchem Besucher nur Kopfschütteln auslöste, angesichts der Jahrhunderte, die seit dieser unschönen Geschichte inzwischen ins Land gezogen sind. Der versammelte Rat fand Gefallen an dem Antrag der FDP – jedoch nicht ohne sich aus den Reihen der Grünen vor der Abstimmung erläutern zu lassen, dass es auch “männliche” Opfer der Hexenverfolgung gab. Sicher ein wichtiger Einwand und ein bislang unerreichter Höhepunkt des Gender-Mainstreaming in Osnabrück!

Männliche Zwangsprostituierte gibt es übrigens ebenfalls, denn auch zu einem Antrag auf Ausdehnung der Vergnügungssteuer auf Bordelle, Laufhäuser etc. hatte besagter Gender-Spezialist aus den Reihen der Grünen die wichtige Ergänzung, dass es ja auch ….männliche Sex-Arbeiter gäbe.
Warum ausgerechnet eine neue Vergnügungssteuer für Bordelle die Zwangsprostitution eindämmen soll, was CDU Fraktionschef Fritz Brickwedde mehrfach als Ziel des Antrags hervorhob, blieb im Unklaren.
Der Kostennachteil, der ordentlich versteuernden Bordellbetrieben zukünftig entstehen wird, dürfte das dunkle Geschäft der meist osteuropäischen Zuhälter doch noch attraktiver machen? Lediglich aus Reihen der Linken gab es ein paar Zwischenrufe zu dem offensichtlichen Design-Fehler in der Argumentation von Brickwedde, allerdings keinen klärenden Wortbeitrag.
Wer Zwangsprostituierte (egal welchen Geschlechts) für sich “arbeiten” lässt, wird kaum bei der Steuerzahlung ehrlich sein. Zudem, wie Frank Henning (SPD) betonte, die Vergnügungssteuer bislang auf Basis von per Fragebogen erhobener Zahlen ermittelt wird.

Einige Zuschauer des gut gefüllten Ratssitzungssaals schienen besonders gespannt auf den Tagesordnungspunkt 7.11, der erst wenige Tage vor der Ratssitzung auf die Agenda gehoben wurde (I-love-OS berichtete), und sie wurden nicht enttäuscht…
Der eilig nachgereichte Antrag wurde zumindest nicht ohne Schlagabtausch der Parteien durchgewunken. Katharina Pötter stellte sich erneut kämpferisch gegen die bunte Koalition der Center-Befürworter und verdeutlichte die seltsame Strategie des Investors mfi, der einst nur mit einer “grossen Lösung” von über 20.000qm eine Chance für das XXL-Center sah, plötzlich jedoch auch mit einer kleineren Lösung zufrieden sein könnte. Im deutlichen Widerspruch zu den wissenschaftlichen Analysen der CIMA, die bei einer kleinen Lösung die benötigte Sogwirkung vermisst, die aber notwendig sei um nicht lediglich Kaufkraft in der Innenstadt umzuverteilen.
Auch architektonisch habe sich offenbar über die Sommerpause einiges geändert, stellte Pötter fest. Die Johannisstraße ist nicht mehr integraler Bestandteil der Center-Pläne, sondern wird vor allem nur noch am Neumarkt berührt. Der rückwärtige Teil der Johannisstraße (u.a. Sinn-Leffers) wird nach den neuen Plänen nicht mehr aufgewertet – sondern dürfte noch mehr ins Abseits geraten.
Stadtrat Hagedorn von den Grünen betonte, dass die derzeitige Planung noch nicht “der Weisheit letzter Schluss” sei. Frank Henning von der SPD sieht den – nach der lebhaften Diskussion positiv und gegen die Stimmen der CDU verabschiedeten Aufstellungsbeschluss – als Signal: “es geht weiter”!
Wulf-Siegmar Mierke von der UWG erklärte, er sei froh, dass ein Investor auch bei einem nun kleinerem ersten Bauabschnitt Geld in die Hand nehme. Und Thomas Thiele von der FDP verteidigte den so kurzfristig auf die Tagesordnung ehobenen Aufstellungsbeschluss damit, dass man sich so nun dem Thema nähern könnte.

Was mit keinem Wort in der öffentlichen Debatte zur Sprache kam, war ein Bauantrag der Firma L+T, der offensichtlich vor einiger Zeit gestellt wurde. Mit den beantragten Baumaßnahmen will L+T die im Rahmen des “Rauschen Coup” an der Johannisstraße erworbenen Gebäude für einen Nachmieter attraktiver gestalten.
Dieser Bauantrag kann durch den gestern beschlossenen Aufstellungsbeschluss tatsächlich blockiert werden. Denn darin heißt es:

“Mit dem Aufstellungsbeschluss ist grundsätzlich auch die Anwendbarkeit plansichernder Instrumente, wie Erlass einer Veränderungssperre oder die Zurückstellung von Baugesuchen gegeben.”

“Grundsätzlich … gegeben” bedeutet aber nicht, daß die Verwaltung diese Optionen auch tatsächlich nutzen muß. Und so war eine “Veränderungssperre”, eine “Zurückstellung von (bestehenden oder zukünftigen) Baugesuchen” oder der bereits bestehende Bauantrag von L+T bei der gestrigen Ratssitzung kein Thema!

Auch wenn die Verwaltung nun die Möglichkeit hat mit einer “Veränderungssperre” die Planung zu sichern, dürften die Verwaltungsfachleute sich dieses Vorgehen noch genau überlegen. Immerhin würde in einem solchen Fall L+T einen Schadenersatzanspruch gegen die Stadt geltend machen können. Schließlich erfolgte sowohl der Kauf der Häuser an der Johannisstraße als auch der Bauantrag auf Basis einer noch nicht vorhandenen Veränderungssperre und eines gültigen Bebauungsplanes.
Der Aufstellungsbeschluß wurde gestern zwar eilig “durchgepeitscht”, womöglich aber doch zu spät, um Schaden von der Stadt fernzuhalten – sollte man L+T damit jetzt wirklich die sprichwörtlichen Steine in den Weg legen wollen.

Als kritischer Leser der Tagespresse kann man sich vor diesem Hintergrund über die publizistische Aufarbeitung durch die NOZ nur wundern.

Ein online verfügbarer Artikel von NOZ-Mitarbeiter Wilfried Hinrichs (der bei der Beschlussfassung gar nicht vor Ort im Rathaus anwesend war) stellt die “Veränderungssperre”, die eben nicht eigentlicher Gegenstand des Antrags um den Aufstellungsbeschluss war, und auch nicht in den Redebeiträgen thematisiert wurde, in den Mittelpunkt und titelt “L+T Chef Rauschen darf vorerst nicht investieren”.
Noch weiter von der Realität entfernt titelt die NOZ auf ihrer Facebook-Seite “der Rat Osnabrück hat beschlossen , dass der L+T-Chef seine Gebäude am Neumarkt erst mal nicht umbauen darf”…

NOZ.de

Wohlgemerkt, die Veränderungssperre ist eine mögliche Konsequenz aus dem Aufstellungsbeschluss, aber nicht zwangsläufig.
Eine Veränderungssperre wurde auch mit keinem Wort in der Ratssitzung thematisiert. Und angesichts der möglichen Schadenersatzforderungen durch L+T dürfte sich die Verwaltung eine entsprechende Entscheidung durchaus noch überlegen…

Auch der Blogger zweifelt nicht daran, dass die Verwaltung nun L+T die Nutzung der Gebäude in der Johannisstraße erschweren wird. Das jedoch ist Spekulation – und war gestern nicht Gegenstand der Ratsdebatte oder einer Beschlussfassung, auch wenn die Schlagzeilen der NOZ einen anderen Eindruck erwecken!

HP

Ergänzung (12:05): aufgrund eines Leser-Kommentars auf Seiten der NOZ, der auf dieses Blog Bezug nimmt, sei folgendes hinzugefügt: die NOZ bzw. das Medienhaus NOZ war wie üblich mit zahlreichen Kollgen (OS1.TV und Printredaktion) vor Ort; der Hinweis darauf, dass Wilfried Hinrichs bei Erörterung von Top 7.11 nicht anwesend war ist bitte nur vor dem Hintergrund zu verstehen, dass die beiden Headlines (siehe Screenshot) den Eindruck vermitteln, mit Verabschiedung des Aufstellungsbeschlusses sei vom Rat bewusst (und nach öffentlicher Diskussion) der Fa. L+T ein Bauvorhaben verhindert worden; das mag allerdings die “hidden Agenda” gewesen sein. In der NOZ wird dies auch durch W. Griesert weitestgehend für die Verwaltung bestätigt.
Selbstverständlich ist niemandem zuzumuten (es sei denn er ist Ratsfrau/-herr) die gesamte Ratssitzung auszuhalten – auch kann die Berichterstattung darüber arbeitsteilig erfolgen.
Jetzt ist aber auch gut… also bitte keine falsche Kritik in meine Blogpostings hineininterpretieren. Ich freue mich zwar über die Nennung von Blog und/oder URL, nicht jedoch über falsche oder voreilige Schlüsse. Wenn nicht die NOZ so eifrig über die Pläne am Neumarkt berichten würde, wäre das Thema längst aus dem öffentlichen Fokus verschwunden. Für Ergänzungen und andere Meinungen gibt es ja Blogs… (leider in OS viel zu wenige).
HP

AFP

Respekt, Ralf ter Veer von den Osnabrücker Piraten!

So viele offene Worte hört man selten im Osnabrücker Rathaus… Ralf ter Veer von den Piraten hat es gewagt sie auszusprechen, und die NOZ hat es am Tag der entscheidenden Ratssitzung groß im Lokalteil gebracht: “die Taktiererei muss aufhören.”

Wolfgang Griesert (CDU) ist unbestritten ein hervorragender Stadtbaurat – und statt einer leistungsgerecht sicheren Wiederwahl entgegen zu gehen, entsteht seit Wochen der Eindruck, die Wiederwahl des Stadtbaurates sei zum Gegenstand eines politischen Ränkespiels verkommen.

“Taktiererei”, unter der die Diskussionskultur der Lokalpolitik massiv leidet.
Denn trotz reichlich Zündstoff, wie der Sekratiatsaffäre Bott, der anstehenden Entscheidung um den Rosenplatz-Bahnhof und der unklaren Zukunft des Neumarkt-Einkaufszentrums, schweigt die Opposition; womöglich um ihren Kandidaten Griesert nicht zu gefährden?

NOZ.de

Zur Erinnerung: für die ebenfalls neu zu besetzende Stelle des Stadtkämmerers präsentierte die SPD die treue Genossin Jutta Bott, gegen die an alter Wirkungsstätte im Revisionsamt der Stadt Kassel seit einigen Tagen ein Disziplinarverfahren läuft (siehe hier und hier bei I-love-OS).
Die politisch schwer angeschlagene Kämmerin in spe verweigert lt. NOZ inzwischen jeden Kontakt zu ihrem zukünftigen Dienstherrn. Trotzdem wird Frau Bott wohl zum 01. Oktober ihre Stelle in Osnabrück antreten. Eine Stadtkämmerin, die womöglich städtisches Eigentum und städtische Mitarbeiter für ihre eigene Doktorarbeit nutzte, dürfte jedoch politisch nicht tragbar sein. Über diese unangenehme Wahrheit hört man aber von Seiten der Opposition keinerlei Kritik – die politische Diskussion stockt im Vorfeld der Griesert-Wiederwahl. Dieses Schweigen verwundert doch sehr, immerhin kommen mit der Personalie Bott auf die Stadt vermutlich hohe Kosten zu. Ein frühzeitiges “Feuern” der neuen Stadtkämmerin könnte den städtischen Haushalt mit einer sechsstelligen Summe belasten.
Die inzwischen zum Kostenrisiko gewordene Jutta Bott (SPD) wurde im Sommer erstaunlicherweise auch mit den Stimmen der CDU gewählt. Aber nicht etwa, weil sie wie Wolfgang Griesert ihre Kompetenz im Amt schon bewiesen hätte – sondern mit viel Vorschuss-Vertrauen, dass sie diesem Amt auch tatsächlich gewachsen ist.
Vertrauen, das schon im Vorfeld durch die Kasseler Sekretariatsaffäre verspielt wurde.

Statt aber die regierende SPD-Fraktion nun politisch anzugreifen und den notwendigen Druck aufzubauen, damit ein neuer Kämmerer gesucht wird, schweigt die CDU…
Und warum schweigt die CDU angesichts soviel Zündstoffs? Nicht zuletzt die heute veröffentlichte Aussage von Ralf ter Veer legt diesen Schluß nahe: weil die in Opposition befindliche CDU den Kandidaten Wolfgang Griesert wieder als Stadtbaurat bestätigt sehen wil!
Wie gesagt, ein Amt das Griesert nachweislich hervorragend und unabhängig von seinem Parteibuch schon seit Jahren sehr gut ausfüllt.

In sofern “Respekt” Ralf ter Veer, das diese Taktiererei endlich mal jemand offen anspricht! So ein Ränkespiel ist einem Parlament unwürdig und lähmt die politische Auseinandersetzung nun schon seit Wochen!

Die heute in der NOZ zitierte Forderung der Grünen, den Posten des Stadtbaurates (wie schon den der Kämmerin) nach Parteibuch-Besitz zu vergeben, zeigt allerdings die Risiken von transparenter Diskussionskultur: manche Lokalpolitiker können damit offenbar nicht umgehen und sehen sofort die Chance neue Ränke zu schmieden. Gerade die Causa Bott sollte doch ein warnendes Beispiel sein, dass ein Parteibuch alleine nicht für eine Vertrauens- und Führungsposition qualifiziert!
Es wäre schön, wenn der kleine grüne Koalitionspartner der SPD vielleicht doch noch der Argumentation des Oberbürgermeisters folgen könnte: Wolfgang Griesert ist der faktisch richtige Mann auf diesem Posten, weil er durch geleistete erfolgreiche Arbeit auch weiterhin Kontinuität verspricht; sein Parteibuch sollte im Sinne der Stadt und ihrer Bürger keine Rolle spielen!

Oder brauchen wir noch mehr Piraten in der Politik, die dem Bürger vorführen wie abgehoben mittlerweile selbst auf lokaler Ebene taktiert wird?

HP

Illustration: Lokalteil der NOZ vom 25.09.2012

AFP

Osnabrück Panorama

Aufgrund zahlreicher Nachfragen hier nochmal die Illustration des I♥OS und iOS Blogposts von gestern in hoher Auflösung (bitte anklicken).
Die Nutzung für nicht-kommerzielle Zwecke (bspw. als Eure Facebook-Titelgrafik) ist bei Beibehaltung des grafischen Hinweises auf I-love-OS genehmigt.

AFP

Ungewöhnlicher Aktionismus der Stadtverwaltung – soll der Stadtrat einer unkonkret definierten Verkaufsfläche für das Neumarkt-EKZ zustimmen?

Keine Frage, die Sanierung des Neumarkts ist eine vordringliche Aufgabe der Lokalpolitik. Warum nun jedoch durch die Verwaltung ein sonderbarer Aktionismus entfacht wird, ist schon sehr erstaunlich.

Am vergangenen Freitag (21.09.) tauchte im Bürgerinformationssystem der Stadt plötzlich eine Vorlage (VO/2012/1605) auf, die der Rat der Stadt bereits bei seiner nächsten Sitzung – nur vier Tage (bzw. zwei Werktage) später – beschließen soll.

Durch die Vorlage wird ein „Aufstellungsbeschluss“ ermöglicht, der in einen späteren (neuen) Bebauungsplan münden soll.

Vorlage 1605

Nun ist es aber nicht allein die ungewöhnliche Eile, mit der die Vorlage VO/2012/1605 dem Rat zur Abstimmung vorgelegt wird, sondern auch der Inhalt, der Fragen aufwirft.

Der kritische Knackpunkt der Verwaltungsvorlage findet sich in diesem Satz:

„Wesentliche Zielsetzung dieser Bauleitplanung ist es, die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung eines Einkaufszentrums mit einer Verkaufsfläche von bis zu 21.500 m2 in zentraler Lage im Stadtgebiet zu schaffen, um damit eine städtebauliche Neuordnung des Planbereichs voran zu treiben. …“

Es sollen also die planungsrechtlichen Voraussetzungen für das Neumarkt-Einkaufszentrum geschaffen werden.  Das eine solche Maßnahme kommen wird, war ja zu erwarten.
Aber wieso diese Eile und wie genau sind die offenbar exakten 21.500 Quadratmeter definiert?

Es sei daran erinnert, dass SPD und Grüne es dem Bürger als grossen Erfolg verkauften, als der Investor mfi im August bekannt gab erstmal nur ein „kleines Center“ zu bauen. Die NOZ schrieb dazu am 09. August:

„Im ersten Bauabschnitt soll ein kleines Center mit 16.500 qm Verkaufsfläche entstehen. Sobald weitere Immobilien im Umfeld zum Verkauf stehen, soll das Zentrum auf 21.500 qm erweitert werden.“

Wer glaubt, mit der quasi „über Nacht“ aufgetauchten Beschlussvorlage würde jetzt lediglich der Planungsstand von Anfang August in einen förmlichen Verwaltungsakt übergeben, der irrt.

Grundsätzliche „Hausaufgaben“ wurden nicht gemacht, die Quadratmeterzahl ist alles andere als exakt definiert!

Das Problem liegt in der Definition der Verkaufsfläche: die Verwaltung und/oder die politischen Befürworter des Einkaufszentrums versuchen jetzt schnell Fakten zu schaffen, die für den Investor mfi einen Freibrief bedeuten!
Ausgerechnet die scheinbar so präzise angegebenen Quadratmeter können im weiteren Verlauf der Planung und Zusammenarbeit mit mfi zu einer unendlichen Geschichte werden, da sie überhaupt nicht konkret definiert sind!

Wissen eigentlich alle Beteiligten, worüber sie sprechen?

Wikipedia liefert unter dem Begriff „Verkaufsfläche“ folgende Definition: 

Wikipedia Verkaufsfläche

Weitere Details dazu regelt in manchen Bundesländern ein Einzelhandelserlass. Da es in Niedersachsen keinen solchen Erlass zu geben scheint, hilft ein Blick bei anderen Bundesländern. Das Dilemma dabei lässt sich ganz gut beim Einzelhandelserlass von Brandenburg ablesen, wo der Absatz über die Verkaufsfläche wie folgt beginnt:

 “Der Begriff der Verkaufsfläche ist in der Baunutzungsverordnung nicht geregelt. Als planungsrechtlicher Begriff ist die Verkaufsfläche aus der Sicht des Städtebaurechts zu definieren; Fachdefinitionen der Handels- und Absatzwirtschaft können ergänzend herangezogen werden.”

Am ausführlichsten regelt unser Nachbar NRW das Thema. In Absatz 2.4 des Einzelhandelserlasses von 2008 (3 Jahre nach dem Streit in der Landeshauptstadt Düsseldorf entstanden – ob hier wohl ein Zusammenhang besteht???) sind folgende Regelungen für die Ermittlung der Verkaufsfläche definiert:

 „Die Verkaufsfläche ist generell primärer Maßstab für die Beurteilung der städtebaulichen Wirkung von Einzelhandelsbetrieben (OVG NRW, 11.12.2006, 7 A 964.05). Bei der Berechnung der Verkaufsfläche ist die dem Kunden zugängliche Fläche maßgeblich. Hierzu gehören auch Schaufenster, Gänge, Treppen, Kassenzonen in den Verkaufsräumen, Standflächen für Einrichtungsgegenstände und Freiverkaufsflächen, soweit sie nicht nur vorübergehend zum Verkauf genutzt werden. Zur Verkaufsfläche sind auch diejenigen Bereiche zu zählen, die vom Kunden zwar aus betrieblichen und hygienischen Gründen nicht betreten werden dürfen, in denen aber die Ware für ihn sichtbar ausliegt (Käse-, Fleisch- und Wursttheke etc.) und in dem das Personal die Ware zerkleinert, abwiegt und abpackt. Auch die Flächen des Windfangs und des Kassenvorraums (einschließlich eines Bereichs zum Einpacken der Ware und Entsorgen des Verpackungsmaterials) können nicht aus der Verkaufsfläche herausgerechnet werden, denn auch sie prägen in städtebaulicher Hinsicht die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs. Davon zu unterscheiden sind diejenigen Flächen, auf denen für den Kunden nicht sichtbar die handwerkliche und sonstige Vorbereitung (Portionierung etc.) erfolgt sowie die (reinen) Lagerflächen (BVerwG, 24.11.2005, 4 C 10.04). Entscheidend für die Anrechnung auf die Verkaufsfläche ist somit die Frage, ob die Fläche für den Kunden zugänglich ist und in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Verkaufsvorgang steht.“

Wenn man sich weiter in das Thema vertieft, dann wird klar, dass die Verkaufsfläche im planungs- und bauordnungsrechtlichen nicht eindeutig definiert ist, sondern dass es verschiedene „Spielräume“ gibt, die je nach Interessenslage des (Center-)Investors Interpretationen ermöglichen.

Zunächst ist die Beschränkung auf den Zweck des „nicht nur vorübergehenden Verkaufs“ wichtig. Das bedeutet im Klartext, dass alle Flächen, die nicht dem Verkauf sondern einem anderen Zweck dienen, keine Verkaufsfläche sind. Bezogen auf ein Center bedeutet dies beispielsweise, dass die von Dienstleistern bewirtschaftete Fläche (z.B. ein Reinigungsunternehmen, ein Frisör oder eine Bank) nicht der Verkaufsfläche hinzuzurechnen sind. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden die Mall-Flächen (auf denen aber durchaus vorübergehender Verkauf stattfinden kann) sowie andere öffentliche Flächen wie beispielsweise die Toiletten. Und die Gastronomie ist natürlich ebenfalls kein Bestandteil der Verkaufsfläche. Der Spielraum entsteht jetzt bei der Berechnung beispielsweise bei Mischformen (vgl. Vortrag ecostra).
Beispiel: Wie ist der Bäcker zu werten, der sowohl Kuchen verkauft als auch ein paar Stühle und Tische zum sofortigen Verzehr bereithält?

Ein weiterer Spielraum ergibt sich innerhalb der Mietflächen. Im Regelfall mietet ein Mieter in einem Center eine nicht ausgebaute Mietfläche. Diese Fläche ist im Zeitpunkt der Baugenehmigung üblicherweise unterteilt in einen Verkaufsraum und in Nebenräume (Sozialraum, Lager, Büro etc.), die dem Kunden nicht zugänglich sind und damit nicht als Verkaufsfläche gerechnet werden. Ob diese Flächenaufteilung aber später noch Bestand hat, wenn der Mieter die gesamte Fläche ausbaut und dabei versucht, die Größe seiner Verkaufsfläche zu optimieren, darf bezweifelt werden.

Angesichts dieses Spielraumes bei der Verkaufsflächenermittlung, die sich einerseits aus der Berücksichtigung oder Nichtberücksichtigung von Flächen bei der Ermittlung der Verkaufsfläche ergibt, und andererseits aus Änderungen im Zuge der Mieterausbauten, rückt sicherlich noch einmal mehr die Frage in den Vordergrund, mit welcher Zielsetzung eine Verkaufsfläche ermittelt wird. Im Zuge eines Genehmigungsverfahrens für ein Shopping Center, das von der Politik und dem Handel intensiv hinsichtlich der Auswirkungen diskutiert wird, ist der Planer sicherlich immer bemüht, eine möglichst kleine Verkaufsfläche auszuweisen. Wenn es dann später um den Verkauf oder auch das Marketing des Centers geht, möchte man sich aber lieber mit größeren Zahlen schmücken. Regelmäßig steht dann eher die vermietbare Fläche im Fokus, die dann nämlich die gesamten vermieteten Nebenflächen mit enthält, oder auch die Brutto-Geschossfläche, in denen auch die Allgemeinflächen mit enthalten sind.

Aber L+T hat doch auch mehr als 20.000m²?

Vielleicht muss man vor diesem Zusammenhang auch die in der Diskussion L+T zugeschriebenen „mehr als 20.000m²“ noch einmal hinterfragen, zumindest wenn man die Zahl im Vergleich mit dem Neumarkt Center nutzen will.
Wie I-love-OS auf Nachfrage von L+T bestätigt wurde, handelt es sich hierbei „nicht um die Verkaufsfläche im Sinne des Bauordnungs- und Planungsrechts, sondern um die Gesamtgröße aus Kundensicht“. Das lässt vermuten, dass in dieser Flächenangabe also auch Bereiche enthalten sind, die bei der „reinen“ Verkaufsflächenermittlung nicht berücksichtigt worden wären, also z.B. die Markthalle, das Restaurant, die Toiletten, die Gastronomiepunkte im Laden. Auch die große Eventfläche in der Mitte ist vermutlich enthalten und wäre bei einer Flächenermittlung eines Centers als Mall-Fläche vermutlich nicht enthalten. Interessanterweise berechnet auch das Cima-Gutachten die Fläche nur mit 18.500m² Verkaufsfläche ohne Gastronomie und nicht mit den von der NOZ in der Folge (trotz besseren Wissens) immer wieder angegebenen 20.000m² Verkaufsfläche. Vielleicht ist die L+T Verkaufsfläche in Wirklichkeit sogar noch kleiner, denn die L+T Markthalle verfügt nach eigenen Angaben bereits über 1.600m² Fläche (www.l-t-markthalle.de), dann müssten für die Berechnung der „reinen“ Verkaufsfläche sicherlich noch einmal 1.000m² zusätzlich abgezogen werden.

Der Stadtrat soll über eine angeblich „konkrete Größe“ abstimmen, die nicht genau definiert wurde; ein Fazit:

Je tiefer man in das Thema der Verkaufsflächenermittlung einsteigt, desto verwirrender wird es. Klar wird einem nur, dass die Stellgröße „Verkaufsfläche“ eigentlich zu viel Spielraum lässt, um wirklich als Haupt-Bezugsgröße in einem städtebaulichen Vertrag zu dienen. Wenn die Verkaufsfläche begrenzt werden soll, muss sie auch klar definiert sein und nach Fertigstellung vor Ort überprüft werden. Daneben ist es aber sicherlich sinnvoll, neben der Verkaufsfläche auch eine Maximalgröße für die vermietbare Fläche (z.B. Verkaufsfläche + 20%) und eine Maximalgröße für die Bruttogeschossfläche (z.B. Vermietbare Fläche + 15% zzgl. Parkplatzfläche) festzulegen. Insbesondere aus dem Bezug der drei Größen zueinander lässt sich dann von Seiten der Stadt auch prüfen, ob sich der Investor auch wirklich an die Vorgaben des städtebaulichen Vertrags gehalten hat.

Man kann nur hoffen, dass die Vorlage VO/2012/1605 vor dem Hintergrund einer total unklaren Definition der darin aufgeführten (scheinbar präzisen) 21.500m² zurückgewiesen wird.

Gerade in der FDP, bei den Piraten oder der UWG sollte es doch noch genügend “unabhängige” Köpfe geben, die sich nicht so leicht überrumpeln lassen?

HP

Update 21:20: etwas unnötige “Spitze” aus der Überschrift entfernt

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I♥OS und iOS… oder das neue iPhone und Osnabrück

Nicht genug, dass Facebook-Postings vom neuen iPhone jetzt “via iOS” gekennzeichnet werden (vorher “via iPhone”), der Blogger hat auch sonst schon Anfragen bekommen, ob “I love OS” irgendeinen Bezug zum angeblich “fortschrittlichsten mobilen Betriebssystem der Welt” (Apple Eigenwerbung) hat…
Nein, für einen Osnabrücker steht “OS” immer noch als DAS Kürzel für seine Heimatstadt (neben Chiffren wie 0541 oder 49…). Und für einen Informatiker sollte “OS” auch ganz generell für “Operating System” stehen. Im EDV-Kontext wären unter “OS” also auch weniger fortschrittliche Systeme wie Windows zu subsumieren. Nur mit dem “i” (sprich “ei”) davor wird ein “OS” zum iPhone-Betriebssystem. Womit wir irgendwie beim Thema wären…

Das iPhone des Herausgebers ist regelmässiger Begleiter und Allroundwerkzeug zugleich. Besonders die Kamerafunktion ist seit dem Vorgängermodell 4S hervorragend – und sie ist mit dem iPhone5 (Danke an den GRAVIS Store Osnabrück für die schnelle Lieferung) nochmals deutlich besser geworden.

Platz der Deutschen Einheit in Osnabrück (Theater-Vorplatz)

Vor allem die jetzt integrierte Panoramafunktion begeistert. Zusammen mit dem neuen Bildsensor des iPhone5 (weiterhin 8 Megapixel aber technisch optimiert) entstehen damit hervorragende Bilder, die keinerlei Nachbearbeitung mehr benötigen. Siehe auch Impressionen vom Wochenmarkt auf Facebook.

Nach gut zwei Tagen intensiven Testens des neuen iPhones reift die Entscheidung, vor allem die digitale Spiegelreflex in Zukunft immer seltener ins Handgepäck zu packen. Eine Spiegelreflex braucht man eigentlich nur noch, wenn tatsächlich ein Weitwinkel- oder Teleobjektiv benötigt wird. Doch so häufig muss man keine Hochzeiten fotografieren oder geht man auf Safari – für alle anderen Anlässe sollte dem “normalen” Anwender heute ein iPhone oder ein anderes Smartphone reichen: schlecht für die Fotoindustrie.
Der neue Formfaktor des iPhone (etwas höher, dünner und merkbar leichter) und der angeblich doppelt so schnelle Prozessor wird dankend zur Kenntnis genommen. Auch das schnelle Datennetz LTE kann im Netz der Telekom in Osnabrück sehr oft genutzt werden – zumindest in der Innenstadt ist der Empfang von LTE sehr gut und die Datenraten werden subjektiv als hoch wahrgenommen.
Die angeblich von einigen Neubesitzern festgestellten Kratzer im Gehäuse wurden nicht festgestellt. Was allerdings wirklich ein Problem für Apple zu werden scheint, ist die offenbar zu früh vollzogene Abkehr von Google als Partner für die integrierte Kartendarstellung (siehe auch hier bei Spiegel Online).

Mit der neuen Karten-Funktion in iOS6 (steht auch für ältere iPhones als Update zur Verfügung) kann man eine Zeitreise unternehmen und auch bislang vollkommen unbekannte Orte entdecken.

Apple Kartendarstellung von Osnabrück

Obiger Screenshot zeigt beispielhaft, wie mangelhaft die Kartendarstellung für Osnabrück ist.
Wer hat schon mal von einem Restaurant “Köster” an der Krahnstraße gehört? Es stellt sich mit ein wenig Google-Recherche heraus, dass die gleichnamige Baufirma einst das Gebäude des Restaurant “la Vie” umgebaut hat… ein dummer Algorithmus hat aus diversen Fundstellen im Netz (bspw. sowas hier) offenbar falsche Schlüsse gezogen.
Auch die Geschäftsräume einer TvB Tee Vertrieb Berlin wird man in der Altstadt vergeblich suchen. Und warum ausgerechnet “Beate Uhse” an einem Standort, der schon seit ein paar Jahren nicht mehr aktuell ist, als Restaurant gekennzeichnet ist, bleibt ebenso rätselhaft wie der offenbar grundsätzlich fehlende Aktualisierungsservice für die Daten. So werden immer noch Jonscher und Woll Kayser als Einkaufsadressen angegeben – andere große Läden wie Prelle, P&C etc. fehlen komplett.

Bis Apple hier nachgebessert hat empfiehlt Kollege Olma vom lesenswerten iPhoneBlog man maps.google.com auf dem Homescreen abzulegen oder sich durch das Angebot an OpenStreetMap-Apps zu wühlen.

HP

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der Wochenmarkt im Herbst

der Wochenmarkt im Herbst
der Wochenmarkt im Herbst

Wochenmarkt am Dom im frühen Herbst.

mehr bei Facebook

AFP

September Nachtflohmarkt 2012

Schön und voll war´s wieder – und das Wetter hat auch mitgespielt: September-Nachtflohmarkt 2012.

Erinnert sich noch jemand daran, dass das Verkaufen vor gar nicht langer Zeit “offiziell” erst morgens erlaubt war..? Inzwischen werden die meisten Stände schon gegen Mitternacht wieder eingepackt und am Sonntag wird ausgeschlafen, wie es sich gehört.

Osnabrücker Original!

HP

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Strategisch wichtiges Gebäude am Neumarkt geht an Einkaufscenter-Entwickler

+++ EXKLUSIV +++

Nach I-love-OS vorliegenden Informationen hat sich die Neumarkt 14 GmbH & Co. KG mit dem Haus Seminarstraße 2 ein weiteres für die Einkaufscenter-Pläne wichtiges Gebäude gesichert.

Seminarstrasse 2 Osnabrück

Nach dem „Rauschen-Coup“, bei dem drei Geschäftshäuser in der Johannisstraße an das Textilkaufhaus L+T verkauft wurden, ist dieser Deal eine weitere Maßnahme der Center-Entwickler um dringend benötigte Grundstücke gegen den Zugriff Dritter zu sichern.
Anfang August berichtete I-love-OS bereits exklusiv über den Verkauf des Hauses Johannisstraße 70 (Ihr Platz).

Ein Planungsstopp aufgrund fehlender Grundstücke, wie er der mfi in Bielefeld passierte (I-love-OS berichtete), soll sich in Osnabrück offenbar nicht wiederholen.

HP

AFP

Randnotiz: die lokale CDU und das „soziale Netzwerk“

Der Landtagswahlkampf kommt so langsam in Fahrt (siehe I-love-OS zu Frank Henning) und offenbar wird dieser im Jahr 4 nach Obamas erstem digitalen Wahkampf jetzt auch in Deutschland verstärkt über das Internet geführt.

2012, das Jahr in dem der Wahlkampf also auch auf lokaler Ebene digital wird?
Wie sonst ist zu verstehen, dass die Osnabrücker CDU ihre Mitglieder per E-Mail(!) auf die Facebook-Präsenzen ihrer Kandidaten hinweist…

CDU Osnabrück

Facebook allerdings als „sogenanntes“ soziales Netzwerk zu bezeichnen, zeugt noch von einer gewisse Distanz zum gar nicht mehr so neuen Medium – ebenso wie die etwas altbackene Bezeichnung „Fanseite“, die zur Politik nicht recht passen will.

Aktuell liegen die beiden CDU-Kandidaten Anette Meyer zu Strohen und Burkhard Jasper, trotz noch überschaubarer 58 bzw. 53 „Freunde“,  weit vor ihren sozialdemokratischen Herausforderern Antje Schulte-Schoh und Frank Henning.
Während die eine offenbar überhaupt nicht bei Facebook aktiv ist, hat der um Transparenz bemühte Finanzbeamte Henning zwar eine private Facebook-Präsenz, teilt sich darüber aber vor allem als Privat-Nutzer* seinen Wählern mit.
Die von Frank Henning gewählte (noch dazu besonders „offene“) private Präsenz ist jedoch unter Gesichtspunkten des Datenschutzes kritisch einzuschätzen – so sind bei der von Henning gewählten Variante alle Beziehungen von und zu seinen Freunden ein offenes Buch… damit ist in gewissem Rahmen ein Mißbrauchspotential (auch zu Lasten der Freunde) vorhanden, dass mit der eigentlich für Politiker vorgesehenen Sonderform als „Person des öffentlichen Lebens“ entfallen würde.

I-love-OS wird in Kürze den Stand der Digitalisierung der Lokalpolitik etwas genauer beleuchten.

Den beiden CDU-Kandidaten gebührt erstmal Respekt für das Neuland, das sie betreten.
Ihre sozialdemokratischen Herausforderer haben sie im Internet zumindest teilweise und vorläufig überholt!

HP

Illustration: aus E-Mail-Rundschreiben der CDU Osnabrück

* Nachtrag 09:30: das Frank Henning „Privat“ und „Politik“ (auch bei Facebook) nicht trennt mag bei genauerer Betrachtung konsequent und bewusst entschieden sein (siehe oben bzgl. seiner Transparenz-Initiative), damit steht es also 2:1 CDU vs. SPD-Kandidaten;
sollte Frau Schulte-Schoh auch irgendwo eine (vielleicht schwer auffindbare) private Präsenz bei Facebook haben, oder die Politiker-Präsenz bald folgen, bitte sachdienliche Hinweise – am besten über Facebook!

AFP

Shopping-Center Betreiber in den Schlagzeilen

NEIN, die vom Osnabrücker Insider als “Wunsch-Story” bezeichnete Headline über die Pleite eines Shopping-Center Betreibers ist wohl nicht wahr.
Der Insider lässt seine Leser über den Wahrheitsgehalt von drei angeblichen “City-Gerüchten” abstimmen, von denen nur eins wahr sein soll – für die richtige Antwort sind 3x 100,- € als Preisgeld ausgelobt. Teilnahme noch bis 21.09.; alle benötigten Infos zur Teilnnahme im aktuellen Insider 09/2012.
Die Headline ist also nur Teil eines Gewinnspiels
der Print-Kollegen – hoffentlich versteht das Unternehmen mfi, das im zugehörigen Artikel mit der fiktiven Headline in Verbindung gebracht wird, auch Spass…
Die beiden anderen Wunsch-Stories sind übrigens “Iduna-Hochhaus beliebt wie nie” und “Osnabrücker knackt Euro Jackpot”.

Insider Osnabrück

Erschreckend wahr sind jedoch ein paar ältere und vor allem echte Schlagzeilen aus Düsseldorf, auf die I-love-OS durch einen Leser aufmerksam gemacht wurde.

Im Stadtteil Unterbilk eröffneten bereits 2008 die “Düsseldorf Arcaden”.
Entscheidend für die positive Projektbegleitung durch die Lokalpolitik war ein “städtebaulicher Vertrag” mit dem auch in Osnabrück aktiven Unternehmen mfi.
Nicht zuletzt Dank dieses für die klamme Landeshauptstadt positiven Vertrages – und trotz massiver Betrugsvorwürfe gegen die mfi – wurden die Düsseldorf Arcaden schließlich realisiert.
Während sich in Düsseldorf die Lokalpolitiker vor allem von niemals gebauten Wohnungen (siehe unten) überzeugen ließen, ist es in Osnabrück das ungelöste Neumarkt-Problem, dass durch das Shopping-Center eine Lösung finden soll.

Inzwischen vier Jahre nach der Eröffnung der Arcaden stehen die Lokalpolitiker in Düsseldorf nun als Bittsteller gegenüber der mfi da.
Es wird um die genaue Zahl der noch zu bauenden Wohnungen ebenso gestritten, wie um den Fertigstellungstermin, der nun ins Jahr 2014 entrückt.

RP Online über mfi

Auch in Osnabrück wollen die Lokalpolitiker ihre Vorstellungen durch Verträge mit der mfi absichern, wie im März von der NOZ berichtet.
So soll sich die mfi “…vertraglich verpflichten, wichtige Ankermieter aus anderen Teilen der Innenstadt wie Peek & Cloppenburg am Nikolaiort oder Saturn in der Kamp-Promenade nicht ins Center zu holen”.
Andere im Raum stehende Verträge sollen eine offene Gestaltung nach Wünschen der Stadtplaner sichern, obwohl Einkaufscenter in der Regel so konstruiert werden, dass ein “Entweichen” der Kunden in angrenzende Fußgängerzonen nach Möglichkeit durch konstruktive Maßnahmen verhindert oder zumindest erschwert wird. Dabei werden bspw. ganz bewußt schwer und nur nach Innen zu öffnende Türen installiert oder Rolltreppen so angelegt, dass sie von den Ausgängen wegführen.
Solche weltweit für Shopping-Center typische Merkmale ausgerechnet in Osnabrück per Vertrag zu verhindern, könnte zumindest schwierig werden.

In Düsseldorf (wohlgemerkt vier Jahre nach der Eröffnung) sind nur 18 von geplanten 160 Wohnungen gebaut worden, eisern versucht nun die FDP den Essener Investor an seine Verpflichtung zu erinnern. Eine im Raum stehende Strafzahlung von 120.000 € dürfte angesichts des Gesamtvolumens dieses Shopping-Centers als “Peanuts” angesehen werden.
Nach eigenen Angaben hat die mfi das für die Wohnbebauung vorgesehene Grundstück inzwischen an das niederländische Unternehmen Bouwfonds übertragen, an die sich die Stadt nun halten darf um die dringend erwartete Wohnbebauung einzufordern…

Düsseldorf ist nicht Osnabrück, aber für das dortige Einkaufscenter kann man wohl feststellen, dass der städtebauliche “Vertrag” nur ein Mittel zum Zweck war, und spätestens mit der Eröffnung 2008 für die mfi an Bedeutung verloren hatte. Die Durchsetzung dieses Vertrages dürfte nun ein langes und mühsames Nachspiel für die Lokalpolitik werden!
Vielleicht lernt Osnabrück noch aus derartigen Negativ-Beispielen…?

HP

Illustration: INSIDER Osnabrück, RP Online

AFP