Osnabrück hat eigentlich kein Geld
aber Skatepark “auf Weltklasseniveau” geplant

Zumindest bei den Kosten: “Weltklasseniveau”!

Bekanntlich hat die Stadt Osnabrück in den vergangenen Monaten einige herbe finanzielle Rückschläge erlitten. Am schlimmsten dürfte für die Verwaltung die Fehlspekulation mit scheinbar attraktiven Franken-Krediten sein, die der Stadt quasi über Nacht ein mehrere Millionen schweres Schuldenrisiko in die Bücher gebracht hat. Die Fehlspekulation mit Schweizer Franken wurde im Januar bekannt – weit davor, im Mai vergangenen Jahres, saß der Euro wohl noch etwas lockerer in der Tasche, und es wurde im Stadtrat die Renovierung der Skateranlage an der Liebig- bzw. Schlachthofstraße “durchgewunken”.

Schon damals, als HASEPOST.de noch im Aufbau war und wir unsere Artikel lediglich per Facebook verbreiteten, fiel auf: die im Raum stehenden Summen sind geradezu “fantastisch”.

515.000 Euro: andernorts bekommt man für das Geld Anlagen auf “Weltklasseniveau”

Mehr als eine halbe Million, so die Schätzung der Verwaltung, soll die Sanierung (nicht Neubau!) im Stadtteil Gartlage kosten.
Die Summe von über einer halben Million sollte reichen, um eine Anlage auf “Weltklasseniveau” zu bekommen (Neubau) – denn genau so etwas hat man in Hamburg für 500.000 Euro bekommen (siehe Link im Artikel von 06/2014 unten).

Nachdem im Haushalt 2014 bereits 82.000 Euro für die Maßnahme bereitgestellt wurden, sollte der Finanzausschuß diese Woche – per nachträglich auf die Aganda gesetztem Tagesordnungspunkt – eine “vorzeitige Mittelfreigabe” beschließen. Dieser Wunsch der Verwaltung scheiterte aber am Veto der CDU.

In Nürnberg ging es auf einer gleich großen Fläche für die Hälfte

Bereits im vergangenen Jahr zeigte die HASEPOST, dass man in Nürnberg, auf einer vergleichbaren Fläche, für die Hälfte der in Osnabrück veranschlagten Kosten einen Skatepark bauen konnte; auch dazu: siehe unten.

Zwischenzeitlich also tagte in dieser Woche der Finanzausschuss der Stadt Osnabrück. Dort verweigerte Fritz Brickwedde (CDU) die Mittelfreigabe, weil die Verwaltung noch keine Sponsoren benennen konnte, die bereit sind sich an den Kosten zu beteiligen. Der städtische Finanzvorstand Thomas Fillep soll in der Sitzung wohl um noch etwas mehr Zeit gebeten haben, da man in Gespräch mit potentiellen Sponsoren sei. Angeblich wolle man aber bereits im März beginnen die halbe Million an der Schlachthofstraße zu verbauen, um zu einem Skateboard-Wettbewerb im September eröffnen zu können. Im vergangenen Jahr fand der Skate-Contest in der Skatehalle am Hasepark statt.

Hier nochmal unsere beiden im Juni vergangenen Jahres zum Thema veröffentlichten Beiträge:

Was kostet eigentlich so ein “Skatepark”? [18.06.2014]

Ist eine halbe Million Euro zu viel und wieso bekommt Hamburg für das gleiche Geld eine Anlage auf Weltklasseniveau?

515.000 Euro, diese Summe steht im Raum für die Renovierung bzw. den Neubau des Skateparks an der Liebigstraße.
Im Finanzausschuss erkundigte sich Fritz Brickwedde (CDU) nach der Größe der Szene in Osnabrück.
Die Antwort darauf, die heute in der NOZ von Hendrik Kaczmarek gegeben wurde ist “ungefähr 600 Skatefreunde in Osnabrück (…) davon sind ungefähr 350 aktive Fahrer, plus noch einmal 100 Skater aus dem Landkreis“.
Die sich aus dieser Antwort ergebende Milchmädchenrechnung wäre also: “1.000 Euro für jeden Skater“. Für diese Summe könnte man verdammt häufig mit der Bahn nach Bremen oder Münster fahren, wo es bereits moderne Skateanlagen aus Beton gibt.

Kostenvergleich Skateanlagen in Deutschland
Kostenvergleich: realisierte Skateanlagen in Deutschland (Neubauten)

Die Rechnung “1.000 Euro pro Skater” relativiert sich aber schnell, wenn man bedenkt, dass die Stadt jeden einzelnen Sitz des Theaters mit 15.000 Euro subventioniert – hinzu kommen beim Theater noch Landesmittel und Subventionen aus dem Landkreis – und das jedes Jahr und nicht nur einmalig!
Wie das so mit Milchmädchenrechnungen so ist, hinkt aber auch der Vergleich zwischen Theater und Skateanlage vorne und hinten. Während sich die Skater-Szene nur langsam vergrößert bzw. “von unten” jüngere Fahrer nachwachsen und ältere den Sport “an den Nagel hängen”; steht das Theater natürlich viel weiteren Besuchergruppen offen und finanziert aus seinen Fördermitteln auch die Gehälter der Angestellten und Schauspieler.
Umgekehrt aber werden sich auch für die Skateanlage Fördermittel und Sponsoren finden lassen, die den Aufwand für die städtische Kasse minimieren helfen.
Lassen wir also die Milchmädchenrechnungen weg und schauen erst einmal, wo es vergleichbare Anlagen gibt, und welche Kosten diese verursacht haben?

Für eine kurze Recherche hilft das Internet – schnell kommt man auf das Ergebnis: 500.000 Euro sind nicht unbedingt unrealistisch!
Die Verwaltung sollte nun schauen, ob bereits realisierte Anlagen aber auch vergleichbar sind mit dem, was der Stadt Osnabrück von der überschaubaren Anzahl von Spezialisten für solche Anlagen angeboten wird – der Platz an der Liebigstraße ist ja nicht sonderlich groß und die Vergleichszahl aus Hamburg bezieht sich auf einen kompletten Neubau innerhalb der Gartenausstellung IGS.
Hamburg hat lt. Spiegel-Online (hier mehr dazu) für seine halbe Million immerhin nicht mehr oder weniger als “einen der besten Skateparks Europas” bekommen!

Interessant und deutlich vergleichbarer mit den Osnabrücker Verhältnissen ist das Beispiel Nürnberg Spittlertorgraben (hier mehr dazu).

Genau wie in Osnabrück, wurde in Nürnberg auf einem bereits vorhandenen Grundstück eine alte Anlage mit Metallunterkonstruktion komplett ausgetauscht und zusätzlich auch noch erweitert.
Die neue Anlage ist aus Beton und durch das sogenannte “monotholische” Verfahren völlig fugenfrei – und das für “nur” 260.000 Euro!

Sind eine gute “Viertelmillion” (Nürnberger Modell) also nicht deutlich realistischer als die im Raum stehende halbe Million, für die Hamburg eine Anlage auf Weltklasseniveau bekommen hat?

 

Skatepark für eine halbe Million, die Zweite: ein direkter Vergleich  [18.06.2014]

Oha, die Finanzierung des Skateparks scheint ja einige Gemüter zu bewegen… und um das hier gleich zu klären, wir sind keine “A*löcher, die den Skatepark verhindern wollen” (anonyme Nachricht via Facebook); im Gegenteil, der Autor ist der Meinung, die Stadt muss auch mal für Sportarten abseits von Bodenturnen und Ledertreten etwas tun!
Was aber nicht geht, ist von städtischer Seite mit exorbitanten und abschreckenden Summen zu hantieren, während eine kurze Google-Recherche zeigt welcher Kostenrahmen wirklich realistisch ist!

Geplante Skateanlage Osnabrück (515.000 Euro) im Vergleich zu realisierter Anlage in Nürnberg (ca. 300.000 Euro)
Geplante Skateanlage Osnabrück (515.000 Euro) im Vergleich zu realisierter Anlage in Nürnberg (ca. 300.000 Euro)

 

Und a propos Google: via Suchmaschine kann man auch sehr bequem feststellen, dass der heute Mittag bereits erwähnte Skatepark Nürnberg in seinen Ausmaßen nahezu 1:1 auf die Fläche an der Liebigstraße passt!
OK, der Nürnberger Skatepark wurde bereits vor zwei Jahren realisiert – da war die Baukonjunktur noch nicht so am boomen – aber eine Differenz von über 200.000 Euro?
Muss der Boden unter der ehemaligen Rollschuhbahn (die war dort vor dem Skatepark, deshalb ist das Areal auch so oval) etwa mit Goldstaub bestreut werden, oder was rechtfertigt diesen eklatanten Unterschied?
Die Skateprofis unter den Lesern (bitte kommentieren, nicht per PN beschimpfen) werden sicher beurteilen können, ob die elf in Franken installierten Elemente – von “Gebogener Curb” bis “Quarterpipe” – auch in OS attraktiv wären; dazu noch der bereits erwähnte fugenlose Betonboden.

Die Links unten verweisen auf die für den Vergleich verwendeten Google-Maps sowie auf eine Seite der Stadt Nürnberg mit der verwendeten Skizze des Skateparks. Auf der städtischen Seite wird übrigens von 280.000€ Kosten geschrieben, während das Nürnberger Anzeigenblatt (Link im ersten Beitrag) noch von 260.000€ schrieb. Die tatsächlichen Kosten werden also irgendwo um 300.000 € liegen; nicht jedoch bei den für Osnabrück angenommenen 515.000 €.

http://www.laut-nuernberg.de/blog-detail/items/skatepark-spittlertorgraben-es-geht-voran.html

https://www.google.de/maps/place/Liebigstraße/@52.2802461,8.0566191,109m/data=!3m1!1e3!4m2!3m1!1s0x47b9e5a2b5d8e339:0xaf9c4b07c4fe5c00

https://www.google.de/maps/@49.4513288,11.0681653,116m/data=!3m1!1e3

 

Heiko Pohlmann, beide oben zitierten Artikel wurden bereits am 18.06.2014 über Facebook veröffentlicht


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

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