Mösers Meinung: Über die Sperrung des Walls für ein Bürgerfest

Unser wohl ältester Mitarbeiter meldet sich zurück! Unsere Leserinnen und Leser lieben ihn oder sie lehnen ihn und seine Ansichten oft auch vehement ab. Genau wie sein historisches Vorbild macht “unser Justus” aus seiner liberal-konservativen Weltanschauung keinen Hehl, und das schon seit mehr als 100(!) Kolumnen, die bereits seit 2015 exklusiv bei der HASEPOST erscheinen.

Guten Abend,

Osnabrück lässt die Sau raus. Am 27. August findet ein Bürgerfest statt. Und das mitten auf der Straße.

Zwischen Rißmüllerplatz und Stadt- bzw. OsnabrückHalle. Dafür wird der Wall in diesem Bereich für den Autoverkehr komplett gesperrt. Stattdessen soll reichlich gefeiert werden. Natürlich politisch korrekt und immer im Bewusstsein des drohenden Klimawandels. Unter anderem wollen die Scientists for Future möglichst viele Bürger zum Thema ‘Klima- und Biodiversitätskrise: Wege in eine nachhaltige Zukunft’ in Diskussionen verwickeln und Faktenwissen vermitteln. Das klingt schonmal nach einer rauschenden Party. Doch es kommt noch besser. Die Besucher des Bürgerfestes werden aufgefordert, den Straßenraum mal anders zu erleben. Sie sollen sich spontan selbst einbringen, etwa durch Picknicks auf den Grünstreifen. Dafür bietet die lokale Gastronomie Friedensbier und Friedenskorn an, was besonders die anwesenden Kinder freuen dürfte. Die können derweil beim Verein ‘OsnaMerch’ (das Merch dürfte für Merchandising stehen, also ganz banal für die Vermarktung des Wortes Osnabrück) Biobaumwollbeutel mit einem Friedensmotiv bedrucken. Oder mit Studenten der Universität Hannover Ideen für Freiräume in den Sand zeichnen. Oder sich einen Artisten namens Arthur anschauen, der (laut Aussage der Stadt Osnabrück) angepasst an den Klimawandel auf einem Lastenrad Jonglagetricks vorführt. Früher hat er dafür übrigens einen Fiat 500 benutzt, aber wenn er das heutzutage noch machen würde, wäre er wohl niemals zum sog. Osnabrücker Bürgerfest eingeladen worden.

Das Bürgerfest soll übrigens Bestandteil der Feierlichkeiten zum 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens sein. Sozusagen das nächste große Highlight nach der spektakulären Verhüllung des ehemaligen Galeria-Kaufhauses zum Schnäppchenpreis. Ein wenig kommt in mir allerdings der Verdacht auf, daß es dabei weniger um gemeinsames Feiern mit allen Bevölkerungsschichten geht, als vielmehr um die Demonstration einer bestimmten politischen Agenda auf Kosten des Steuerzahlers. Rein zufällig ist diese Agenda auch das Programm der Partei, die seit der letzten Kommunalwahl die Mehrheit im Osnabrücker Stadtrat stellt. Und die sich über jede Möglichkeit zur Sperrung von Straßen und der damit einhergehenden Behinderung des Straßenverkehrs freut. Deshalb werden am morgigen Sonntag zahlreiche Anlieger des Walls keine Möglichkeit haben, per Auto ihre Wohnungen zu erreichen. Besonders die alten und gehbehinderten Menschen in Osnabrück wird das freuen. Dient es doch einem guten Zweck. Der dürfte allerdings weniger die Erinnerung an den Westfälischen Frieden sein, als vielmehr die Beweihräucherung eines unspezifischen grünen Lebensgefühls. So werden also in Zukunft die Partys in Osnabrück aussehen: Diskussionen mit selbsternannten Klimaaktivisten statt ungezwungenem geselligen Beisammensein. Und natürlich immer die Kinder im Blick! Politische Neutralität war gestern. Klimaaktivisten wissen auch in Osnabrück, wo die Prioritäten gesetzt werden müssen. Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern trotzdem einen schönen Sonntag.

Ihr

Justus Möser

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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

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