Mösers Meinung: Über das Ende des Regenbogens

Guten Abend,

besonders kurz vor Weihnachten ist es ganz natürlich, wenn die Menschen ihre Begehrlichkeiten offen äußern. Die einen nutzen dazu Wunschzettel, die anderen veranstalten einen SPD-Parteitag. Der Unterschied ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Doch bei genauerer Prüfung wird dem Außenstehenden schnell klar, daß für die Erfüllung eines profanen Wunschzettels von Vater, Mutter, Kind oder Enkel das Privatvermögen herhalten muss, während für die Verwirklichung sozialistischer Utopien die Allgemeinheit, bevorzugt irgendwelche Reichen (wer auch immer die sein mögen), zur Kasse gebeten werden sollen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Selbst eher gemäßigte Sozis wie der niedersächsische Ministerpräsident Stefan Weil wollen plötzlich ein Klimageld an Bedürftige auszahlen. Was für eine Farce! Während sein Innenminister Boris Pistorius, in besseren Zeiten war er mal Osnabrücker Oberbürgermeister, davon träumt, alle in Griechenland gestrandeten Flüchtlinge schnurstracks nach Deutschland zu holen, wird von Weil eine Rechnung aufgemacht, die sogar Leuten mit Rechenschwäche seltsam erscheinen mag. Die Einnahmen durch die geplante CO2-Bepreisung möchte er doppelt und dreifach an das arme Volk zurückgeben. So könnte das Klima eventuell doch noch gerettet werden. Trotz intensiven Nachrechnens erschließt sich mir diese Milchmädchenrechnung nicht. Wo soll das ganze Geld herkommen? Es werden mit Sicherheit viele Milliarden für die aktuelle und zukünftige Unterbringung von Flüchtlingen benötigt, egal ob Pistorius sich jetzt durchsetzt oder nicht. Zudem sind anstehende Probleme wie der spürbare Wohnungsmangel oder die steigende Altersarmut bisher kaum im Fokus der Politik, was sich aber mit Sicherheit im nächsten Jahr ganz schnell ändern wird. Vielleicht sollten wir deshalb den Klimaschutz etwas nach hinten stellen. Sonst fällt uns das ganze Geldausgeben irgendwann vor die Füße und damit wäre nun wirklich niemandem geholfen.

Man muss auch der SPD endlich klarmachen, daß die Geschichte vom Goldtopf am Ende des Regenbogens nur ein irisches Märchen ist. Am Ende des Regenbogens ist gar nichts, das kann jeder Physiker bestätigen. Höchstens ein großer Streit mit vielerlei Schuldzuweisungen, wie er aktuell im Osnabrücker Stadtrat zu bestaunen ist. Das Ende des Regenbogens hat mit verantwortungsvoller und zukunftsorientierter Politik zum Wohle der Bürger nicht das mindeste zu tun. Aber kurz vor Weihnachten erscheint es immer wieder opportun, die Illusion zu vermitteln, daß bestimmt noch irgendwo ein paar Goldtöpfe hängen und daß niemand am Ende für all den Irrsinn bezahlen muss, den sich schlecht informierte und von irgendwelchen nicht immer dem Wohl der Allgemeinheit verpflichteten Interessengruppen geleitete Volksvertreter ausdenken, um ihr Dasein zu rechtfertigen. Wir sollten dagegen aufbegehren, die deutschen Bauern haben schonmal den Anfang gemacht. Aber solange Kleingeist und Inkompetenz die Politik im großen wie im kleinen dominieren, braucht es zur Durchsetzung der Vernunft vor allem einen langen Atem. Ein paar Treckerkorsos reichen da leider nicht aus.

Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern einen zweiten Advent, an dem es nichts zu mösern gibt.

Ihr

Justus Möser

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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

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