Die Emotionen der Anwohner des kleinen Ortsteils Hörne – zwischen Hellern und Sutthausen gelegen – kochen weiter hoch. Sie werfen den Stadtwerken vor, die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt mit falschen Informationen versorgt zu haben, um so die Entwicklung des Busliniennetzes 2019 in eine Richtung zu steuern, an deren Ende sie vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt werden sollen.

Erst in der sprichwörtlich “letzten Minute” konnte in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (StUA) “der Fall Hörne” vom Beschluss ausgenommen werden. Nun warten die betroffenen Anlieger darauf, dass die Stadtwerke den Politikern ein nochmals überarbeitet Konzept liefern. Im Raum steht noch immer das als “Alternative 2” von den Stadtwerken erarbeitete Konzept, das irgendwo zwischen Bürgergespräch am 15. August und der Vorstellung des neuen Busliniennetzes 2019 verloren gegangen zu sein scheint.

Das was den Lokalpolitikern bislang von den Stadtwerken vorgestellt wurde, kritisieren die Hörner Bürger gleich mehrfach. In einer unserer Redaktion vorliegenden Auflistung aller Kritikpunkte, wird u.a. eine falsche Kostendarstellung kritisiert. So würden für alle Änderungen der Fahrpläne auf den anderen Linien die Kosten ab 2019 mit den aktuellen Kosten verglichen. Die Rechnung die in Hörne gemacht wird, sieht “für die erhebliche Einschränkung des Angebots” für die Hörne-Verbindung eine Ersparnis für die Stadt in Höhe von 328.000 €. Stattdessen, so die Kritik der sich abgehängt fühlenden Bürger, werden irreführend hohe Mehrkosten von 164.000 € ausgewiesen und die Streichung von zwei der drei Verbindungen dem Rat erfolgreich als Verbesserung verkauft.

Passagierzahlen bewusst falsch gemessen?

Auch die bisherige Auslastung der Linie, die bislang alle 20-Minuten bedient wird und auch weite Teile Hellerns erschließt, sehen die Anwohner durch die Stadtwerke falsch dargestellt.
Sie kritisieren, dass die von den Stadtwerken vorgelegten Passagierzahlen während Brückenbauarbeiten in Hörne 2016 und dann nochmals gegen Ende der Sommerferien 2018 gezählt und so nach unten manipuliert wurden. Ein weitere Manipulation sei durch die Auswahl der Zählstation an der OKD-Siedlung vorgenommen worden. Stattdessen hätte nach Meinung der Anlieger an der Haltestelle Nordhausweg gezählt werden müssen, so die Kritik, um auch alle Fahrgäste von und nach Hörne zu erfassen. Konkrete Zahlen von vor 2007 liegen den Anwohnern bisher, trotz Nachfrage, weder für Hörne noch für den Kurt-Schumacher Damm, vor.

Politiker interessieren sich nicht für Bürgeranliegen

Und als ob das nicht genug sei, empfinden die Hörner-Bürger ein fehlendes Interesse der Politik für ihr Anliegen, auch in Zukunft umweltfreundlich mit dem Bus in die Stadt fahren zu können.
Obwohl sie jede Möglichkeit genutzt haben, die Ratsmitglieder über ihre Anliegen zu informieren, habe nur eine Politikerin des Stadtrates “last minute” den Kontakt mit ihnen gesucht.

Busliniennetz 2019, Protest
Protest gegen Busliniennetz 2019

Nur durch das offensichtliche Desinteresse der anderen Ratsfraktionen und ihrer Mitglieder sei es den Stadtwerken möglich gewesen den Ausschussmitgliedern ein nach Ansicht der Anwohner falsches Bild der Bürgerbeteiligung, der Fahrgastzahlen und der Kosten zu vermitteln! Erst in der letzten und entscheidenden Ausschuss-Sitzung am 18.10. sei es gelungen, die Notbremse zu ziehen und ein Aussetzen des Beschlusses für die Linie 92 zu erreichen.

Einbruch der Fahrgastzahlen seit Umweg durch die Wüste

Wie bereits bei dem Bürgergespräch in den Räumen der Stadtwerke bemängeln die Anwohner, dass das Problem mit der nicht ausreichenden Auslastung der Linie 92 durch die Stadtwerke im Rahmen der Fahrplanänderung in 2007 selbst verursacht wurde: “50% mehr Fahrzeit kreuz und quer durch die Wüste und der Entfall der Anbindung der Anwohner im Bereich des Kurt Schumacher Damm haben der Linie viele Fahrgäste gekostet. Bei jetzigem Planungstand wird die Linie durch weitere Verschlechterung des Angebotes (stündliche Fahrt unter Beibehaltung der umständlichen Streckenführung) noch uninteressanter gemacht, gleichzeitig werden sich die MetroLinie Hellern und die Linie Wüste auf dem Blumenhaller Weg durch das Überangebot dort (9 Busse pro Stunde je Richtung) gegenseitig kannibalisieren”. Dieses Konzept sehen die Anwohner als “Geldverbrennung” am Blumenhaller Weg an, während die Anwohner am Kurt-Schumache Damm vergeblich auf den Bus und zu erwarten sei, dass die Linie 92 mangels Akzeptanz durch die für 2019 geplanten Verschlechterungen in zwei Jahren dann ganz eingestellt wird.

Widerspruch: Buslinie streichen aber ÖPNV fördern wollen

In dem auch an die Lokalpolitiker gerichteten Appel schreiben die Anwohner aus Hörne: “Wie bitte soll denn so eine Reduzierung des Individualverkehrs gelingen?
Wenn eine zuvor gut ausgelastete Strecke von der Bevölkerung nicht mehr angenommen wird, muss man die Ursache dafür beseitigen und nicht das Angebot noch weiter verschlechtern!
Die Anwohner der Linie Hörne (1500 potentielle Fahrgäste) brauchen werk- tags eine verlässliche (kein Rufbus!) halbstündige Verbindung ohne Umwege zum Neumarkt, die Anwohner im Bereich Kurt Schumacher Damm (2000 potentielle Fahrgäste) müssen wieder an den ÖPNV angebunden werden! Die Fehler der “Fahrplan-Optimierung” in 2007 müssen rückgängig gemacht werden, um mehr Fahrgäste in den Bus zu bekommen. Die Hörner Bürger verzichten auf 1/3 der Verbindungen in die Stadt zur Kostenreduzierung, wünschen sich aber endlich korrekte Zahlen von den Stadtwerken und mehr Aufmerksamkeit vom Stadtrat!”

Stadtwerke arbeiten an neuem Lösungsvorschlag für Hörne

Die nun bekanntgewordenen Vorwürfe beschreiben eine Entwicklung, die nur beinahe zu einer Entschliessung im Stadtentwicklungsausschuss gegen die Interessen der Hörner Bürger geführt hätte. Auf Nachfrage unserer Redaktion gibt es von Seiten der Stadtwerke inzwischen deutliche Signale, die Problematik neu aufzugreifen und bessere Lösungen zu finden.
„Wir sind in einem guten und konstruktiven Austausch mit den Anwohnern in Hörne“, sagt Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer. Die Stadtwerke haben den Anwohnern zugesichert, kurzfristig neue Konsenslösungen für die Anbindung von Hörne zu erarbeiten und vorzustellen.