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Kommentar: Euch nicht zu mögen, fällt nicht schwer

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📍Ort des Geschehens: Osnabrück - Innenstadt

So, nun habt ihr das Heger Tor – eines der beliebtesten Wahrzeichen der Stadt Osnabrück und gleichzeitig Eingang zur ebenfalls beliebten Altstadt – mit Farbe und Parolen beschmiert. Zum Glück hat ein engagierter Handwerksbetrieb aus der Region Überstunden gemacht und noch am Abend die Schmiererei entfernt.

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

Glaubt ihr – ich erlaube mir diese persönliche Ansprache, auch wenn „ihr“ euch regelmäßig hinter anonymen Mailingdiensten versteckt und nicht zu euren Aktionen steht –, wirklich, dass man damit die Osnabrückerinnen und Osnabrücker für eure Sache gewinnen kann?

In diesem Fall für eine Alternative zur Rüstungsproduktion in den ehemaligen Werkhallen von Karmann. Diese Fabrik ist ein von den Bewohnern der Hasestadt ebenso geliebtes Wahrzeichen – mit dem Karmann Ghia – wie Heger Tor und Altstadt. Hier wurden die schönsten Autos von Volkswagen und vielen anderen Marken gebaut. Botschafter der Stadt Osnabrück mit dem Wappen der Stadt im Logo der Firma Karmann.

Natürlich wäre vermutlich fast alles besser als Panzerspähwagen statt Cabrios „Made in Osnabrück“. Glaubt ihr denn nicht, dass hinter den Kulissen – zwischen dem Büro der Oberbürgermeisterin, der Wirtschaftsförderung, vielen engagierten Unternehmern der Stadt sowie den Vertretern im Landtag und Bundestag – unglaublich viel geschieht, um am besten weiter Autos in Osnabrück zu bauen? Wir Osnabrückerinnen und Osnabrücker wollen in der Friedensstadt bestimmt keine Rüstungsproduktion – aber auch keine ungefähr 2.500 neuen Arbeitslosen, wenn VW den Laden dicht macht.

Ich persönlich finde auch die Idee, im Osnabrücker Fledder Bahnfahrzeuge zu bauen, grundsätzlich reizvoll – wie von den Gegnern einer Konversion zum Rüstungsbetrieb vorgeschlagen. Aber leider ist dieser Markt – trotz Verkehrswende – noch schwieriger als die Pkw-Produktion. Gerade erst hat der sächsische Straßenbahnhersteller Heiterblick Insolvenz angemeldet. Der neue Partner der Deutschen Bahn, die spanische Talgo, kämpft ums Überleben. Dagegen geht es Volkswagen geradezu gold.

Wenn in Osnabrück keine Rüstungsgüter gebaut und trotzdem Arbeitsplätze gesichert werden sollen, dann müssen diese Entscheidungen an ganz anderer Stelle getroffen werden. Dann muss dem Frieden in der Ukraine – egal wer ihn bereitet – eine Chance gegeben werden. Und dann müssen wir unsere Wirtschaft wieder ans Laufen bringen. Im schlimmsten und leider gar nicht so unrealistischen Fall wird nämlich in Osnabrück und zahlreichen anderen zur Schließung anstehenden Fabriken bald gar nichts mehr gebaut werden – auch nicht von Rheinmetall.

Noch am Abend kam ein Handwerker um die Schmiererei zu entfernen
Noch am Abend kam ein Handwerker, um die Schmiererei zu entfernen. / Foto: Pohlmann

Das Verständnis für aktivistische Aktionen ist jetzt schon nicht da – in sehr weiten Teilen der Bevölkerung. Warum auch? Ihr könnt nur kaputt machen.

Was bald folgen könnte, wäre Massenarbeitslosigkeit und eine zahlungsunfähige Stadtkasse. Dann ist auch kein Geld mehr da, eure Schmierereien in einer kostspieligen Überstundenaktion kurzfristig zu entfernen. Ich hoffe sehr, dass es dazu nicht kommt – dass sich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft an alte Stärken zurückerinnern. Und auch, dass in Osnabrück wieder die schönsten Autos des Volkswagen-Konzerns und keine Panzer gebaut werden.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11
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