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Inszenierte Pressekonferenz: der letzte Vorhang für Andreas Busemann?

Es sollte eine „Komödie in vier Akten“ werden – mit einem Epilog, der als Höhepunkt „die Rolle des Dr. e. h. Fritz Brickwedde in diesem Stück“, also der jüngsten Vergangenheit des Osnabrücker Zoos, versprach.

Doch die – bereits knapp zwei Wochen zuvor äußerst ungewöhnlich als Vorführung angekündigte – „Pressekonferenz“ des ehemaligen Osnabrücker Zoogeschäftsführers Andreas Busemann im Hotel Walhalla blieb hinter der großen Erwartung des Publikums zurück.

Statt substanzieller Einblicke in die jüngste Zoo-Vergangenheit präsentierte Busemann eine zwar aufwendig inszenierte Erzählung darüber, wie sich positive Entwicklungen auch negativ deuten lassen, die zu erwartende „schmutzige Wäsche“ kam jedoch nicht auf den Tisch.

Über das Wochenende konnten einige Pressevertreter – unsere Redaktion mit eingeschlossen – anhand mehrerer vorab von Andreas Busemann versendeter Entwürfe für seine PowerPoint-Präsentation miterleben, wie ganz offensichtlich hinter den Kulissen darum gerungen wurde, insbesondere den Epilog rund um den Zoo-Präsidenten Fritz Brickwedde zu entschärfen.

Was hätte alles im Epilog thematisiert werden können?

Dabei hätte Busemann sicherlich viel zu erzählen gehabt. Zum Beispiel, ob es nicht doch Absprachen gegeben hatte, die dazu führten, wie der langjährige Zoo-Präsident Reinhard Sliwka vor sechs Jahren sein Amt überraschend zugunsten Brickweddes verlor – der angeblich selbst von der Entwicklung überrascht gewesen sein soll. Auch das nur eine „Erzählung“?

Es war unsere Redaktion, die kurz darauf öffentlich machte, wie rund 50 Angehörige einer Familie sowie Angestellte eines mit der Zoo gGmbH verbundenen Unternehmers kurzfristig und wohl auch nur vorübergehend in den Zoo-Verein eingetreten waren. Nach allen Regeln der Theaterkunst war das eine „Kabale“!

Die Neumitglieder hatten ihre Mitgliedschaft in der Zoogesellschaft als Geschenk ihres Chefs erhalten – und, obwohl sie nach Ansicht von Zeugen der Versammlung teilweise mangels Sprachkenntnissen nicht einmal der Versammlung folgen konnten, für die notwendige Stimmenmehrheit für Brickwedde und gegen Sliwka gesorgt. Man muss Dr. Brickwedde allerdings anrechnen, dass er inzwischen öffentlich anerkannt hat, dass seinem Amtsvorgänger damals Unrecht getan wurde.

Vielleicht hätte Andreas Busemann, assistiert von seiner Frau Heike, die einst über einen hoch dotierten Beraterjob erst zum Zoo und dann in die gemeinsame Ehe kam, aber auch noch etwas ganz anderes zu erzählen gehabt?

Zoo machte im Vorfeld deutlich: Es gibt keine weitere Zusammenarbeit mehr

So aber blieb es bei: „Ich werde hier keine Personen angreifen“, wie Busemann erklärte – und damit war der Epilog gestrichen. Dass dieser Friede womöglich hinter den Kulissen „erkauft“ wurde – vielleicht von einem Mitglied des Aufsichtsrats, der dafür allerdings kein Mandat hatte und allein handelte – lässt eine Mitteilung vermuten, die nach Informationen unserer Redaktion nur wenige Stunden vor der Pressekonferenz an Busemann ging. Darin wurde ihm von Seiten des Zoos sehr deutlich gemacht, dass es keinerlei weitere Zusammenarbeit mit ihm und seiner Frau geben werde – die inzwischen unter dem Namen „Busemann Zoomanagement“ als Berater tätig sind.

Nach Busemann gings bergab – sagt Busemann

Was schließlich in einer fast zweistündigen PowerPoint-Schlacht (84 Folien!) über die nahezu vollständig vertretene Osnabrücker Presselandschaft hereinbrach, erinnerte streckenweise an eine Verkaufsshow – mit klarer Rollenverteilung: Die Ära „mit Busemann“ stand für Glanz und Erfolg, die Zeit „nach Busemann“ für Rückschritt und Missmanagement. Subtil war das nicht – und unbeteiligt oder gar sachlich wirkte der ehemalige Geschäftsführer dabei schon gar nicht.

Zoo-Präsident Fritz Brickwedde – zusammen mit OB Katharina Pötter im Zoo-Zug – fand nur am Rande, auf dieser Karrikatur statt
Zoo-Präsident Dr. Fritz Brickwedde – zusammen mit OB Katharina Pötter im Zoo-Zug – fand nur am Rande, auf dieser Karikatur statt. / Foto aus Präsentation von Busemann Consulting

Die Inszenierung erinnerte phasenweise weniger an eine klassische Pressekonferenz – was sie ja schon wegen der kuriosen Einladung nicht war, sondern eher an ein PR- und Show-Event in eigener Sache. Zwischen den Zahlen schimmerte immer wieder Werbung für das eigene Beratungsangebot durch – nicht ohne den Hinweis, wie viel besser manches vielleicht gelaufen wäre, wenn man doch auf den Rat eines gewissen Experten gehört hätte.

Busemann zahlte auch für Mitarbeiter und Geschäftsfreunde die „Tickets“ aus der Zoo-Kasse

Zu Beginn jedoch kam es zu einem erstaunlichen offenen Eingeständnis von Verfehlungen, die inzwischen auch die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen haben und bald auch das Amtsgericht Osnabrück beschäftigen dürften. Busemann räumte völlig ungehemmt ein, dass Bußgelder für zu schnelles Fahren oder Parkverstöße nicht nur für ihn und seine Frau, sondern auch für Zoo-Mitarbeiter und Geschäftspartner* aus der Zookasse übernommen wurden.

Zuvor hatte er selbst erläutert, dass ein solches Verhalten nicht nur als Untreue gegenüber dem Arbeitgeber gewertet werden kann – was er natürlich nicht so sieht –, sondern auch als „geldwerter Vorteil“ versteuert werden muss. Genau das hatte im Rahmen einer Außenprüfung des Finanzamts zur Folge, dass der neue Geschäftsführer Philipp Bruelheide überhaupt erst auf die Vorgänge aufmerksam wurde, die schließlich zur fristlosen Kündigung eines für Busemann durchaus lukrativen Exit-Vereinbarung führte.

Mit seinen Ansichten und durchaus detaillierten Ausführungen zur Übernahme der Strafzettel durch die Zoo-Kasse blieb Busemann aber auch nur an der bislang bekannten Oberfläche der wohl doch deutlich umfangreicheren Punkte, die die Staatsanwaltschaft dazu gebracht hat, das Verfahren gegen den Ex-Geschäftsführer anzustrengen.

Wie viel Krise droht dem Zoo Osnabrück?

Aber zurück zum Zoo. Wie nicht anders zu erwarten und hier schon kurz erwähnt, sieht Busemann den Zoo in der Krise. Dass dem Zoo „Risiken in Millionenhöhe“ drohen, hatte noch unter der Ägide von Busemann der seinerzeitige Schatzmeister der Zoogesellschaft, Michael Wendt, anlässlich seines Ausscheidens aus dem Aufsichtsrat mehr als deutlich ausgesprochen – eigentlich also gar keine Neuheit.

Was folgte, waren allerlei bekannte Zahlen über die Entwicklung des Zoos – die jedoch im Detail durch Busemann erstaunlich interpretiert oder behauptet wurden. So konnte der Ex-Geschäftsführer nicht belegen, dass – wie von ihm behauptet – die Personalkosten nach seinem Weggang tatsächlich gestiegen sind. Dass sie es nicht sind, konnte unsere Redaktion im Vorfeld der Pressekonferenz bereits recherchieren – tatsächlich sind sie um rund 2 % gefallen. Und auch ein behaupteter Mitarbeiterzuwachs, der ursächlich für angebliche Kostensteigerungen sein sollte, hielt einer redaktionellen Recherche nicht stand. Unter Neu-Geschäftsführer Bruelheide wurde vor allem umstrukturiert und neue Köpfe nur dort hinzugeholt, wo deutliche Lücken waren – ohne in Summe die Personaldecke aufzublähen.

Busemann-Chart belegt negatives Wachstum unter seiner Ägide

Nicht ganz nachvollziehbar – zumindest durch den Autor dieses Artikels – war auch ein Chart, das angeblich eine Stagnation der Eintrittserlöse in der Post-Corona- und Post-Busemann-Ära belegen sollte. Tatsächlich aber zeigte es nicht nur eine mehrere Jahre andauernde Plateaubildung der Erlössituation zwischen 2011 und 2016 – mit einem sichtbaren Rückgang im Jahr 2015, also im Kern der Amtszeit Busemanns –, sondern belegte auch ganz klar, wie die ersten vollständig nicht mehr von Corona betroffenen Jahre 2023 und 2024 nahezu nahtlos an das letzte Vor-Corona-Jahr anknüpften und die positive Tendenz von Busemann zu Bruelheide fortgeschrieben wurde. Dass das besonders gute Jahr 2022 vielleicht schlicht den Nachholeffekten der Coronazeit geschuldet war, konnte auch Busemann nicht entkräften.

Rote Balken, obwohl die beiden ersten Nach-Corona-Jahre 2023 und 2024 den Erlös-Trend von 2019 fortführen?
Rote Balken, obwohl die beiden ersten Nach-Corona-Jahre 2023 und 2024 den Erlös-Trend von Vor-Corona 2019 fortführen? Wer genau hinsieht, sieht 2015 sogar einen Erlös-Rückgang in der Busemann-Zeit. / Foto: Pohlmann

Etwas unappetitlich wurde es schließlich, als der ehemals aus dem Vertrieb der Telekom stammende – und damit ursprünglich auch völlig fachfremde – Busemann seinem Nachfolger die fachliche Kompetenz absprechen wollte. In einem gemeinsamen Chart zeichnete er dabei detailliert die beruflichen Hintergründe der Mitglieder des Aufsichtsrats auf und wollte damit wohl belegen, dass seiner Ansicht nach Mitarbeiter eines Automobilclubs, Handwerker oder Juristen nicht über die notwendige Expertise verfügen würden. Auch – und vor allem – nicht für das Projekt „Time Spiral“, einem Hologramm-Kino, das Busemann bis zuletzt (und vermutlich noch immer) als Höhepunkt seiner Karriere im Zoo verwirklicht hätte sehen wollen.

Busemann regt Aufsichtsrat mit zusätzlichen Expertenstimmen an

Abhilfe für die vermeintliche Misere auf dem Schölerberg, so Busemann – ohne sich selbst dabei als Kandidaten zu benennen –, würde ein neu gestalteter Aufsichtsrat bieten, der durch zwei „Fachleute“ mit „Expertise am Freizeitmarkt“ ergänzt werden müsse.
Von da an wurde es spannend im Hotel Walhalla: Bringt er sich selbst für diesen Posten mit eingebauten Blockade-Rechten ins Spiel oder nicht? Nein, Busemann betonte: „Ich bau mir hier kein Plätzchen – dafür sind die Fronten zu verhärtet.“ Doch irgendwie meint der Beobachter da etwas leiser im Anschluss ein „noch“ vernommen zu haben.

Der letzte Vorhang für den Ex-Chef – Comeback aber nicht ausgeschlossen

Auf die konkrete Frage, ob er sich eine Rückkehr vorstellen könne, antwortete Busemann ausweichend: „Das Thema Zoo soll der Abschluss sein. Ich wäre jetzt überhaupt nicht in der Lage, konstruktive Beiträge zu geben.“ Doch dann ließ er dann doch noch etwas offen: „Das kann in zwei, drei Jahren aber anders sein.“

Eine Aussage, die bei Kritikern Busemanns womöglich als Drohung verstanden wird – und die Frage aufwirft, ob nicht vielleicht doch jemandem von irgendjemandem hinter den Kulissen Zugeständnisse gemacht wurden, um zu verhindern, dass an diesem Vormittag im Hotel Walhalla schmutzige Wäsche auf den Tisch kommt.

Anmerkung:
* Herr Busemann hat sich nach Veröffentlichung gemeldet und angemerkt, dass es nur drei Sponsoren gewesen sind, die vor seinem Haus geparkt hätten und für die eine Übernahme der Strafzettel erfolgte. Herr Busemann legt Wert darauf, dass er diese Strafmandate persönlich übernommen habe. Der Autor hat dies bei der Pressekonferenz anders verstanden und notiert – ein Mitschnitt der Pressekonferenz lässt jedoch Interpretationen zu, weswegen wir der Bitte nachgekommen sind.
** Herr Busemann merkt zudem an, dass eine hier in einer ersten Fassung getroffene Aussage zu einem Vetorecht der Fach-Aufsichtsräte so zu verstehen sei, dass dies lediglich bei der Benennung für die Stadt bzw. die Zoogesellschaft als Anteilseigner gelten solle, nicht jedoch im Abstimmungsverhalten innerhalb des Aufsichtsrats. Der Autor hat dies bei der Pressekonferenz anders verstanden und notiert – die vorliegenden Präsentationsfolien lassen jedoch Interpretationen zu, weswegen wir der Bitte nachgekommen sind.


 
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11
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