VfL Osnabrück verspielt Halbzeitführung und muss nach Niederlage in Aue in die Relegation!

Hasepost- Sportreporter Hermann Schmidt berichtet vom Auswärtsspiel des VfL Osnabrück bei FC Erzgebirge Aue. Der Traum, mit einem klaren Sieg sich der Herausforderung Relegation entziehen zu können, ist geplatzt. Ob der Klassenerhalt doch noch gelingen kann, wird sich am Donnerstag in Ingolstadt und heute in einer Woche an der Bremer Brücke zeigen.

Vor dem Spiel:

Alle, deren Herz für den VfL Osnabrück schlägt, gehen mit gemischten Gefühlen in diesen letzten Spieltag der 2. Bundesliga. Alle hoffen auf einen Sieg des VfL in Aue, und gleichzeitig darauf, dass der SV Sandhausen gegen den Spitzenreiter in Bochum verliert oder der FC St. Pauli bei Jahn Regensburg gewinnt. Dann wäre die Sache geritzt und der VfL gerettet. Darauf wollen wir setzen, daran wollen wir glauben. Und in neunzig Minuten werden wir Gewissheit haben. Selbst dann, wenn in Aue „nur“ der Relegationsplatz gehalten werden kann, ist für den VfL noch nicht aller Tage Abend im Unterhaus der Bundesliga.

Im Team von Trainer Markus Feldhoff fehlen die wichtigen Abwehrspieler Ulrich Taffertshofer (wegen einer Gelbsperre) und Timo Beermann aufgrund einer Adduktoren- Verletzung.

Alles auf Gelb!

Der VfL beginnt in Erfolgs-Gelb. Aue wird von Interimstrainer Marc Hensel betreut. Pathetisch setzt die Auer Vereinshymne, ein Bergmannslied, die Akzente, bevor Schiedsrichter Martin Petersen die Partie anpfeift. Vor dem Stadion skandieren die Treuesten der Treuen des VfL-Anhangs: „Auswärtssieg!“

Gleich zu Beginn zeigen die Gastgeber, dass sie nichts verschenken wollen. In der 6. Minute kommt Krüger im Strafraum nach Fußberührung von Wolze zu Fall, doch Schiedsrichter Petersen wertet das nicht als Foul.

Der VfL beginnt abwartend, bei leichter Überlegenheit der Erzgebirgler. Ein Freistoß von Kerk in der 12. Minute landet im Aus. Unmittelbar danach passt Amenyido geschickt auf Santos links am 5m Raum, doch Männel wehrt ab, und auch ein Nachschuss aus kurzer Distanz von Kerk bringt nichts ein.

Nun ist der VfL besser im Spiel und macht Druck, vor allem über Kerk und Amenyido. Das Offensivspiel der Gelben läuft meist über links. Die Bälle gelangen in den Strafraum, doch dort fehlt bisher das notwendige Glück.

Sebastian Kerk macht das Führungstor

In der 24. Minute wird Amenyido unmittelbar vor dem Sechzehner gefoult. Kerk tritt an, der Ball fliegt wie ein Strich ins linke Toreck. Torwart Männel berührt ihn zwar noch mit den Fäusten, kann die Führung der Gäste aber nicht verhindern. Eine Minute später landet der nächste Knaller von Kerk knapp neben dem Tor der Auer. Das hätte das 2:0 für den VfL sein können.

Es folgt ein Foul von Gonter an Ajdini, für das Gonter Gelb erhält. In der 30. Minute dann eine ganze Serie von Schüssen auf Philipp Kühns Kasten. Den Letzen davon lenkt Kühn über die Querlatte. In der Folge zeigt sich insbesondere der Aushilfstrainer der Auer, Hensel, nicht gerade von seiner sportlichsten Seite, weil er einen Elfer für eine Schwalbe seines Stürmers fordert: Lächerlich!

Aue erhöht den Druck, als würden sie selbst gegen den Abstieg spielen. Amenyido foult Testroet und wird von Schiedsrichter Petersen ermahnt. Der folgende Freistoß bringt eine Ecke für Aue ein. Mehr nicht. Vier Minuten Nachspielzeit! Kerk und Multhaup ziehen noch einmal ab, doch es bleibt nach 45 Minuten bei der knappen Osnabrücker Führung.

Wäre das Spiel jetzt zu Ende, hätte der VfL die Klasse gehalten. Obgleich sich die Erzgebirgler gewaltig ins Zeug legen, haben die Osnabrücker gegengehalten. Weiter so, VfL! Und hoffen wir, dass der FC Erzgebirge Aue nun einen Gang zurückschalten muss.

Die zweite Halbzeit

Inzwischen zeigt sich die Sonne über den Wäldern des Erzgebirges und dem Stadionrund. Aue wechselt Strauß für Baumgart ein. Der VfL beginnt abwartend bei überlegenem Ballbesitz der Gastgeber, lässt den FC Erzgebirge Aue kommen. Amenyido macht in seiner dynamischen Art ein starkes Spiel.

Doch der VfL lässt die Gastgeber zu sehr kommen und greift erst in der eigenen Hälfte ins Spiel ein. In der 58. Minute fliegt Kühn nach einer Ecke am Ball vorbei, Trapp klärt in letzter Sekunde. Auch nach der nächsten Ecke der Gastgeber brennt es lichterloh im Strafraum des VfL. Wenn es so weitergeht, dann könnte es bald klingeln im Kasten von Kühn. In der 62. Minute ist es fast geschehen. Ajdini steht zu hoch, wird überlaufen, Kühn rettet. Und rettet 30 Sekunden später erneut mit überragender Parade.

Nazarov und Jonjic kommen für Hochscheidt und Testroet. 22 Sekunden ist Nazarov im Spiel, und schon gleicht er zum 1:1 aus. Das ist nicht zu fassen. Stand jetzt wäre der VfL in der Relegation.

In der 72. Minute streicht ein Kopfball von Härtel haarscharf am Kasten von Kühn vorbei. Die Sache wird immer enger für den VfL. Amenyido verstolpert am 16er der Auer den Ball, sein erster Fehler im gesamten Spiel.

Feldhoff wechselt Niklas Schmidt für Kerk ein. Eine Minute danach geht Nazarov problemlos an David Blacha vorbei und trifft zur nicht unverdienten Führung für Aue: Es steht 2:1.

Dann tauscht Markus Feldhoff erneut: Bryan Henning für Amenyido und Sebastian Müller für David Blacha. Doch ohne Kerk und ohne Amenyido kommt nichts mehr.

Der VfL muss in die Relegation gegen Ingolstadt.

Zahlen und Daten

FC Erzgebirge Aue- VfL Osnabrück    2:1 (0:1)

VfL Osnabrück:

Philipp Kühn; Bashkim Ajdini, Lukas Gugganig, Maurice Trapp, Kevin Wolze; Maurice Multhaup (68.Marc Heider), Ludovit Reis, David Blacha (78.Sebastian Müller), Etienne Amenyido (78. Bryan Henning); Kerk (75.Niklas Schmidt), Santos.

Aue:

Männel; Breitkreuz, Gonter, Ballas, Baumgart (46. Strauß/ 88. Baumann); Riese, Fandrich; Zolinski, Hochscheidt (62.Nazarov), Krüger (37. Härtel); Testroet (62. Jonjic).

Schiedsrichter:

Martin Petersen, Stuttgart

Tore:

0:1 Sebastian Kerk (25.)

1:1 Nazarov (64.)

2:1 Nazarov (76.)

Gelbe Karten:

Gonter (27.)

Zolinski (86.)

Baumann (90.)

Die aktuelle Tabelle (Grafik aktualisiert sich fortlaufend)

VfL Osnabrück verspielt Halbzeitführung und muss nach Niederlage in Aue in die Relegation!

Titelfoto: Artistische Aktion von Pascal Testroet (Aue) , links Lukas Gugganig, rechts Bashkim Ajdini, Foto: IMAGO / Kruczynski

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Hermann Schmidt
Hermann Schmidt
Hermann Schmidt beobachtet den Fußball an der Hase von der Elbe aus. In Hamburg war der gebürtige Hesse lange Zeit als Verlagsmanager tätig. Zwanzig Jahre lang hat er selbst gespielt, in der Jugend als Stürmer und danach als Vorstopper in seiner Heimat und beim BFC Südring (Berlin). Schmidt ist Autor zahlreicher Fußballbücher und Biografien. Die Buchveröffentlichungen „Legenden des FC St. Pauli“ und „Männer trinken kein Fanta“ sind im Jahr 2020 erschienen. Zu seinen Lieblingsclubs gehören neben dem VfL auch Holstein Kiel, der FC St. Pauli und der 1.FC Köln.

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