Strack-Zimmermann in Osnabrück: 45 Minuten Angst

Die Zeiten, in denen die Politik der FDP für Eigenverantwortung, Freiheit und wirtschaftliche Liberalität stand, scheinen vorbei zu sein. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls gewinnen, wenn man am Donnerstagabend der FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, zuhörte, die von den Osnabrücker Liberalen in die Lagerhalle eingeladen war.

Wie gut dass es KI gibt – was Strack-Zimmermann selbst zu Künstlicher Intelligenz einfällt, dazu unten mehr.
Die in unserer Redaktion inzwischen zum regelmäßigen Werkzeug gewordene KI hat basierend auf einem Transkript der Rede (erstellt mit ‘Plaud‘) eine Wordcloud umgesetzt. Das Wort “Angriff” und Variationen davon wurde alleine ein Dutzend Mal gezählt:

Wordcloud zur Rede von Marie-Agnes Strack-Zimmermann am 24.05.2024 in Osnabrück
Durch KI (ChatGPT 4o) erstellte Wordcloud zur Rede von Marie-Agnes Strack-Zimmermann am 23.05.2024 in Osnabrück

45 Minuten Angst – worum ging es im Detail?

Beginnend mit der Zukunft der EU, die nicht nur wegen des Krieges in der Ukraine auf dem Spiel steht, sondern auch, weil sich rechtsextreme Kräfte von Frankreich über Italien bis Ungarn gegen die EU verschworen hätten. Und weiter bis nach China reichte das Spektrum der unterschiedlichen Angstmacher, die par force auf die Zuhörer und Zuhörerinnen losgelassen wurden.

Letztere Angst, also die vor China, habe man zu haben, weil man sich dort gegen die deutsche Wirtschaft verschworen hat. Und überhaupt, auch die Seewege sind in Gefahr. Und wenn sich immer mehr Menschen ins Private zurückziehen, dann würden diese einem perfiden Plan Putins folgen, der bis zu den Gaza-Protesten an den Universitäten alles in seiner Macht stehende tut, um Deutschland und Europa zu destabilisieren. Und zur Destabilisierung gehören auch Flüchtlingsströme, die zum Beispiel auch durch die Unterbrechung der Nahrungsmittelexporte aus der Ukraine losgetreten werden. Und wer, wie die Briten es getan habe, der müsse mangels EU-Regulierungen mit verschmutzten Küsten und einem weiterhin schlechten Gesundheitssystem rechnen.

Vor der Lagerhalle wurde gegen die Kriegsrhetorik von Strack-Zimmermann demonstriert
Vor der Lagerhalle wurde gegen die Kriegsrhetorik von Strack-Zimmermann demonstriert / Foto: Pohlmann

Alle gegen uns und die EU: die neuen Themen der FDP

Lassen wir es dabei. Wer eine FDP-Veranstaltung, so wie in der Vergangenheit erwartet hatte, wurde also enttäuscht. Der Feind ist nicht mehr die bei den grün lackierten Sozialisten (inzwischen Koalitionspartner), den verschwendungssüchtigen Bürokraten und menschenfeindlichen linken Ideologen zu suchen, der Feind steht im Osten – etwas näher in Moskau und etwas weiter weg in Beijing.

Erst gegen Ende des etwas mehr als eine Dreiviertelstunde andauernden Redeflusses kam die liberale Spitzenkandidatin zumindest im Ansatz zurück auf den FDP-Markenkern und sprach sich gegen Zölle und Protektionismus aus. Auch KI wolle sie nicht übermäßig regulieren, erklärte Strack-Zimmermann, kam dann aber mit einem Nischenthema, der Überwachung von Krebsmedikamenten, bei der KI hilfreich sein könne.
Zwar streifte die Spitzenkandidatin noch knapp den demografischen Wandel, welche Auswirkungen KI tatsächlich auf die Arbeitswelt haben wird, blieb allerdings unbeantwortet – scheinbar nicht wirklich ein Thema für die resolute Düsseldorferin, in deren bisherigem Wahlkreis auch das Rüstungsunternehmen Rheinmetall seinen Sitz hat.

Friedensdemo in der Altstadt

Die Wahlkampfveranstaltung wurde von einer Friedensdemonstration in der Altstadt begleitet, zu der sich mehr als doppelt so viele Teilnehmer einfanden, als ursprünglich von den Anmeldern erwartet worden waren. Bei der Stadt waren nur etwa 15 Friedensdemonstranten angemeldet.

Polizei sicherte den Wahlkampfauftritt in der Lagerhalle ab
Polizei sicherte den Wahlkampfauftritt in der Lagerhalle ab / Foto: Pohlmann

Störer wollten gegen Asylpolitik demonstrieren

Gleich zu Beginn der Veranstaltung versuchten etwa ein Dutzend junge Leute gegen die Abschiebepolitik der EU und Deutschlands zu demonstrieren. Sie skandierten Parolen, warfen Flugblätter und versuchten vor der Bühne ein Banner zu zeigen. Dabei ernteten sie allerdings Pfiffe und Buhrufe der anderen Gäste und mussten schliesslich in Polizeibegleitung den Saal verlassen.

Störer wollten ein Banner in der Lagerhalle zeigen
Störer wollten ein Banner in der Lagerhalle zeigen / Foto: Pohlmann

Die Spitzenkandidatin empfahl den jungen Störern insbesondere am Tag des 75. Geburtstags des Grundgesetzes, dieses auch mal zu lesen. “Meinungsfreiheit heißt nicht, Toleranz mit Intoleranten zu haben”.


Dieser Beitrag wurde auch als ‘Meinungsbeitrag’ gekennzeichnet, da sich der Autor bewusst ist auch persönliche Ansichten und Eindrücke mit in den Artikel eingebunden zu haben.
Vom gleichen Autor gibt es auch einen Kommentar zu den Werbeplakaten von Frau Strack-Zimmermann.

 


Liebe Leserin und lieber Leser, an dieser Stelle zeigen wir Ihnen künftig regelmäßig unsere eigene Kommentarfunktion an. Sie wird zukünftig die Kommentarfunktion auf Facebook ersetzen und ermöglicht es auch Leserinnen und Lesern, die Facebook nicht nutzen, aktiv zu kommentieren. FÜr die Nutzung setzen wir ein Login mit einem Google-Account voraus.

Diese Kommentarfunktion befindet sich derzeit noch im Testbetrieb. Wir bitten um Verständnis, wenn zu Beginn noch nicht alles so läuft, wie es sollte.

 
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

Diese Artikel gefallen Ihnen sicher auch ...Lesenswert!
Empfohlen von der Redaktion