Manipuliert ein Osnabrücker Uni-Dozent Wikipedia-Einträge?

“Das ist alles Privatsache”, so Utz Lederbogen, Pressesprecher der Universität über mutmaßliche Manipulationen der Wikipedia durch einen Dozenten der Universität Osnabrück, über die das Onlineportal Studentenleben-OS berichtet.

Einen Widerspruch zum Anspruch auf Wahrheit und Richtigkeit in der Lehre sieht der Universitäts-Sprecher auf unsere Nachfrage nicht, auch wenn sich die Vorwürfe tatsächlich erhärten sollten. Der betroffene Dozent ist “nur Klavierlehrer”, erklärt Lederbogen, da fallen Aktivitäten bei Wikipedia für die Universität in den Bereich der Privatsphäre – so jedenfalls das erste Statement gegenüber unserer Redaktion.

Umstrittener Ex-Radiomoderator vs. Wikipedia-Pseudonym

Ein Videobeitrag von KenFM, dem YouTube-Portal des umstrittenen deutsch-iranischen Journalisten Ken Jebsen, beschäftigt sich mit den Hintergründen und Qualität der Wikipedia – und ihrer besonders aktiven Autoren.
Anhand eines Fallbeispiels über den Schweizer Historiker Dr. Daniele Ganser zeigen die Autoren von „Die dunkle Seite der Wikipedia“, wie ein unter dem Pseudonym „Kopilot“ agierender Wikipedia-Autor, der mit besonderen Rechten ausgestattet ist, sich geradezu akribisch um den Wikipedia-Eintrag des Historikers kümmert. Dabei wird Dr. Ganser in dem fraglichen Wikipedia-Eintrag nach Ansicht der Autoren in Zusammenhang mit der Leugnung des Holocausts gebracht und als “Verschwörungstheoretiker” bezeichnet.

Screenshot KenFM
Screenshot YouTube, „Die dunkle Seite der Wikipedia“

Entsprechend der Nutzerstatistiken von Wikipedia stammt ein Goßteil der Textpassagen am Ganser-Artikel von dem anonym agierenden Autor “Kopilot”. Der Videobeitrag zeigt, wie das Pseudonym auf den Universitäts-Mitarbeiter Gerhard S. aus Melle zurückverfolgt werden kann.

Hat ein “Studiblättchen” ungeprüft “dummes Zeug” übernommen?

Wir haben Gerhard S. mit den Vorwürfen konfrontiert und ihn um eine Stellungnahme gebeten. Hier seine Antwort:

Sie können gern über meine Freizeitaktivitäten berichten, wenn Sie Ihr Blatt nicht anders füllen können. Ebenso könnten Sie über “Neuer YouTube-Hit: Uni-Mitarbeiter ging bei Rot über die Ampel und manipulierte damit den Straßenverkehr” berichten. Das wäre von vergleichbarer Tragweite.

Wikipedia ist bekanntlich jedem zugänglich, so dass auch jeder dort Informationen beitragen, Fehler bemängeln, beheben oder auch welche machen kann. “Manipulation” müsste man dort beinhart belegen.

Versuchen Sie es einfach mal. Es erfordert halt etwas mehr Recherche als von einem Studiblättchen abzuschreiben, das seinerseits dummes Zeug ungeprüft übernommen hat.

Falls Sie einen Wikipedaartikel von “Manipulation” befreien wollen, helfe ich Ihnen innerhalb Wikipedias gern weiter.

Grüße!


Auch wenn die durch Ken Jebsen bzw. sein Videoportal erneut angestossene Diskussion um den Wahrheitsgehalt der Wikipedia einen kritischen Blick auf diese Quelle nahelegt, verlinken wir hier auf den Wikipedia-Eintrag zu Ken Jebsen. Alternativ kann Google weitere Informationen zu Jebsen und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und seine Positionen liefern.
Unsere Redaktion macht sich weder Positionen Jebsens zu eigen, noch wollen wir im laufenden Streit um die Aktivitäten des Wikipedia-Autors “Kopilot” Position beziehen.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

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