Hoffnungsschimmer! Der VfL Osnabrück erkämpft einen Punkt in Nürnberg

Das hatten wir schon lange nicht mehr: Der VfL kehrt mit einem Punkt aus einer Auswärtsbegegnung zurück. Im Kellerduell gegen die Franken aus Nürnberg, bei dem auch gegen den drohenden Abstieg gekämpft wurde, konnten die Lila-Weißen unter dem neuen VfL-Trainer Markus Feldhoff erstmals wieder überzeugen.

Ein Spielbericht von Hermann Schmidt

Der 1. FC Nürnberg ist einer der traditionsreichsten Klubs des deutschen Fußballs. Neunmal waren die Franken Deutscher Meister, zuletzt 1968, und viermal holten sie den DFB-Pokal. Ruhmreiche Namen wie Max Morlock, Franz Brungs, Heinz Strehl, Dieter Eckstein und Stefan Reisch schmücken die Vereinsgeschichte der Franken. Im Jahr 2019 stiegen die Nürnberger wieder einmal ab ins Bundesliga-Unterhaus.  In der zweiten Saison nach dem Abstieg galten die „Glubberer“ zunächst als einer der Favoriten der 2. Liga, konnten diese Rolle jedoch nicht bestätigen. Im Gegenteil: Mit 27 Punkten rangiert man im hinteren Teil der Tabelle, aktuell auf Platz 14.

Im Kader der Nürnberger gibt es Kicker, die wissen, dass der Ball rund ist und ins Eckige muss: Allen voran der dynamisch-robuste Mittelstürmer und Top-Scorer Manuel Schäffler, der in der laufenden Saison acht Tore erzielt hat. Auf ihn werden die Lila-Weißen ihr Augenmerk richten, damit es nicht mehr werden. Mit Dennis Borkowski auf dem rechten Flügel, als Leihspieler von RB Leipzig gekommen, und dem technisch starken Mittelfeldspieler Mats Moeller Daehli werden die Nürnberger versuchen, Druck zu machen.

Schenkt man VfL- Neutrainer Markus Feldhoff Glauben, dann reist der Lila-Weiße Tross voller Selbstbewusstsein in das fränkische Mekka des Fußballs. Er sieht sein Team vor einem Neustart. Alles, was war, müsse man hinter sich lassen, so Feldhoff in der Pressekonferenz am letzten Freitag. Das liegt nahe, denn in der laufenden Saison weist der VfL ein auffälliges Manko an Torgefährlichkeit bei Flanken in den Strafraum und bei erzielten Toren auf.  In Nürnberg steht wieder Philipp Kühn im Kasten des VfL Osnabrück. Im Kader fehlen Maurice Trapp (Gelbsperre) und Adam Susac (Rotsperre) sowie die verletzten Spieler Etienne Amenyido, Sebastian Klaas, David Blacha und Luc Ihorst.

VfL Osnabrück verbessert und in den ersten 45 Minuten feldüberlegen

Alles auf Anfang! Der Himmel verhangen über der Stadt und dem Max-Morlock-Stadion. Nur kurz zeigt sich manchmal die Märzsonne. Der VfL Osnabrück tritt ganz in Gelb an, die Gastgeber in traditionellem Rot-Schwarz. Der VfL beginnt druckvoll. Gleich in der 2. Minute landet eine Flanke von Sebastian Kerk beim Nürnberger Mühl. Dessen Querschläger am 5 m Raum kann Santos nicht verwerten, da er die Kugel nicht richtig trifft.

In der 10. Minute schickt Ludovit Reis nach elegantem Dribbling einen Steilpass auf Sebastian Kerk, doch der kann den Ball nicht erreichen. Minuten später setzt sich Ulrich Bapoh auf dem rechten Flügel wirkungsvoll in Szene. Die erste Viertelstunde zeigt die Gelben aus Osnabrück klar feldüberlegen. Das hat man lange vermisst. Reis, Bapoh, Taffertshofer und Kerk treiben das Spiel nach vorne. Der VfL zeigt sich gegenüber den letzten Spielen in der Offensive deutlich verbessert, auch wenn in der 20. Minute ein Abspiel von Ajdini in aussichtsreicher Position (10 m vor dem Kasten von Mathenia) bei Bapoh nicht ankommt. Der FCN findet dann etwas besser ins Spiel, aber nach dreißig gespielten Minuten haben die schwarz-roten Franken keine einzige Torchance erzwungen.

In der 31. Minute streicht dann ein erster schlapper Schuss von Moeller Daehli am Pfosten des von Philipp Kühn gehüteten Tores vorbei. Als in der 38. Minute im Max- Morlock-Stadion ein Hagelschauer einsetzt, führt Sebastian Kerk den Ball ungestört ins letzte Drittel und zieht aus 30 m ab. Die Kugel fliegt rechts am Tor der Nürnberger vorbei.

Danach verflacht auch das Spiel der Gäste zusehends: Viele Abspielfehler- nun auf beiden Seiten. Von den gefürchteten Stürmern des FCN, Schäffler und Borkowski, ist in den ersten 45 Minuten so gut wie nichts zu sehen. Der VfL hingegen zeigt sich verbessert, doch zur Halbzeitführung reicht es einmal mehr nicht. Als Schiedsrichter Waschitzki im bisher sehr fairen Spiel der Kontrahenten zum Pausentee pfeift, sind die Gastgeber mit dem Unentschieden gut bedient.

VfL setzt Akzente

Reis und Ajdini setzen die ersten offensiven Akzente nach dem Wiederanpfiff.  Nach einem Foul von Gugganig (gelbe Karte) kommt Manuel Schäffler in der 47. Minute zum ersten Mal mit einem Kopfball in Strafraum zum Zug. Er bringt den Ball aber nichts auf das Tor von Kühn. Die VfL Defensive steht bei Angriffsversuchen und zwei aufeinanderfolgenden Ecken des FCN gut formiert. Kämpferisch stark und auffällig agiert Ulrich Bapoh, der überall zu finden ist. In der 58. Minute erspielen sich die gelben Osnabrücker eine gute Chance, die Wolze in aussichtsreicher Position vergibt. Unmittelbar danach zieht der Schiedsrichter Gelb gegen Kevin Wolze.

Schäffler trifft und Heider kontert zum 1:1 Ausgleich

Eine Stunde ist gespielt, als Manuel Schäffler, unbedrängt von Reichel, nach einer Ecke von Geis mit dem Kopf zuschlägt. 1:0 für den FCN. Die Führung der Gastgeber ist glücklich- und einmal mehr der Abwehrschwäche der Osnabrücker bei Eckbällen geschuldet.  Als Kühn in der 66. Minute sein Tor verlässt und nicht konsequent genug abwehren kann, schaufelt Borkowski den Ball zum Glück für den VfL über das Tor.

Marc Heider erzielt den Treffer zum 1:1 gegen die Nürnberger, Foto: Imago Images, Zink
Marc Heider erzielt den Treffer zum 1:1 gegen die Nürnberger, Foto: Imago Images, Zink

Die bis dahin größte Chance für Osnabrück vergibt Santos, der bislang so gut wie nicht zu sehen war, als er eine Flanke von links mit einem Seitfallzieher, frei vor dem Tor von Mathenia stehend, vergibt. Eine Minute später, in der 72. Minute, spielen sich Bryan Henning und Sebastian Kerk gekonnt auf der rechten Seite in Strafraumnähe. Kerk flankt und der eingewechselte Marc Heider vollzieht kurz und knackig zum 1:1.

Jetzt ist Nürnberg in Not, und Osnabrück findet zum ersten Mal seit vielen Wochen minutenlang im gegnerischen Strafraum statt. Nun kommt auch Santos einmal zum Abschluss. Anschließend wieder verteiltes Spiel, und in den letzten fünf Minuten doch wieder Druck der Gastgeber durch eine Serie von Ecken. In der 89. Minute gibt es einen Freistoß für die Gastgeber aus 20 m, den Geis tritt und Reichel aus kurzer Distanz mit dem Kopf abwehrt, wobei er sich verletzt und vom Platz muss.

Aufgrund einer kämpferisch starken und offensiv druckvolleren Leistung holt sich der VfL Osnabrück nach neun erfolglosen Spielen den verdienten Punkt. Darauf lässt sich aufbauen, weiter so!

Zahlen und Daten

1. FC Nürnberg- VfL Osnabrück 1:1 (0:0 )

Tore:

1:0 Manuel Schäffler (60.)

1:1 Marc Heider (72.)

Die Mannschaftsaufstellungen

1.FC Nürnberg:

Mathenia; Valentini, Mühl, Sörensen, Handwerker; Geis, Nürnberger (61.Behrens); Latteier (74. Dovedan), Moeller Daehli; Borkowski (87.Shuranov), Schäffler (74. Schleusener).

 VfL Osnabrück:

Kühn; Reichel (90. T. Möller), Gugganig, Beermann, Wolze (61. Heider); Reis, U.Taffershofer; Ajdini, Kerk, Bapoh (61. Bryan Henning); Santos.

Schiedsrichter:

Sven Waschitzki (Essen) 

Gelbe Karte:

Gugganig (47.)

Wolze (58.)

Taffertshofer (62.)

Borkowski (80.)

Die aktuelle Tabelle (Grafik aktualisiert sich fortlaufend)

Hoffnungsschimmer! Der VfL Osnabrück erkämpft einen Punkt in Nürnberg

Titelfoto:Marc Heider nach dem Treffer zum 1:1 gegen die Nürnberger, Foto: Imago Images, HMB Media


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Hermann Schmidt
Hermann Schmidt
Hermann Schmidt beobachtet den Fußball an der Hase von der Elbe aus. In Hamburg war der gebürtige Hesse lange Zeit als Verlagsmanager tätig. Zwanzig Jahre lang hat er selbst gespielt, in der Jugend als Stürmer und danach als Vorstopper in seiner Heimat und beim BFC Südring (Berlin). Schmidt ist Autor zahlreicher Fußballbücher und Biografien. Die Buchveröffentlichungen „Legenden des FC St. Pauli“ und „Männer trinken kein Fanta“ sind im Jahr 2020 erschienen. Zu seinen Lieblingsclubs gehören neben dem VfL auch Holstein Kiel, der FC St. Pauli und der 1.FC Köln.

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