Aus, vorbei, Schluss mit Beats und Erinnerungen: Das legendäre Osnabrücker Virage in der Baumstraße verkündet völlig überraschend sein Ende. In einem emotionalen Instagram-Post gaben die Betreiber am Sonntagnachmittag bekannt, dass am 6. September zum letzten Mal getanzt wird.
Nur noch sieben Partys trennen das Osnabrücker Nachtleben von diesem letzten(?) Kapitel Disko- und Clubgeschichte an der Baumstraße, die ihren Anfang vor bereits vor rund 50 Jahren nahm. Tatsächlich hat sich dieser Standort bislang immer wieder neu erfunden.
„Unsere Arbeit ist vollbracht“ – Betreiber verkünden Abschied mit Stil
Die Nachricht kommt ohne Vorwarnung, trifft aber mitten ins Herz vieler Nachtschwärmer. „Wir schließen“, heißt es schlicht auf dem Instagram-Kanal des Virage – doch die Botschaft hat es in sich. Nach 18 Jahren ziehe man freiwillig einen Schlussstrich, so das Team: „Nach 18 Jahren ist unsere Arbeit vollbracht. Wir haben viele Höhen in unserem wunderschönen Zuhause erlebt.“
Was folgt, ist ein Abschiedsbrief mit Gänsehautpotenzial:
„Alle Menschen, die uns über die Jahre besucht haben, sind ein Teil unserer Familie geworden. Wir haben es geschafft, eine Einheit zu bilden, die Generationen geprägt hat. Junge Menschen haben ihre Lebenspartner, Freunde und Familien gefunden.“
Sieben letzte Partynächte im Virage – „Abende für die Ewigkeit“
Doch das Ende kommt nicht leise – sondern mit Pauken, Beats und Abschiedstränen. Genau sieben Mal wird das Virage noch öffnen. Die Betreiber laden zur Ehrenrunde ein: „Nur noch 7 mal Virage. 7 Highlights. 7 Abende für die Ewigkeit.“
Der letzte Öffnungstag ist laut Ankündigung der 6. September. Danach wird das Kapitel geschlossen. Ohne Groll, ohne Druck – ganz bewusst. „Wir müssen nicht gehen. Aber wir wollen.“
Nouvelle, Milljöh, Cincinnati: Hier wurde Osnabrücker Disco-Geschichte geschrieben
Das Ende des Virage bedeutet auch das vorläufige Aus für einen Standort, der Osnabrücks Nachtleben über Jahrzehnte geprägt hat. Bereits in den 1980er Jahren wurde hier Geschichte geschrieben: Damals öffnete das Cincinnati als erste Großraumdisco der Stadt – laut einigen Quellen bereits 1986, offiziell 1987.
Vor dem Cincinnati war in dem Gebäude der Getränkemarkt Schwarte untergebracht, im Keller die deutlich kleinere Disco Nouvelle, davor das noch ältere Milljöh in den 70er Jahren.
Nach dem Cincinnati folgte um die Jahrtausendwende das Pentagon, bevor 2007 schließlich das Virage übernahm. Vor allem in seinen frühen Jahren war der Club bekannt für seine osteuropäischen Beats und wird auch deshalb nicht selten als „Russendisco“ bezeichnet.
Ein Ort für Stars, Sternchen und erste Küsse
Das Virage war mehr als nur eine Diskothek. In dem Instagram-Post blicken die Betreiber auf unzählige Nächte zurück, die voller Emotionen, Begegnungen und Musik waren: „Unzählige Nächte voller Stars, Sternchen und Emotionen haben uns mitgerissen.“
Am Ende des Posts steht ein großes Dankeschön an die Community, die das Virage zu dem gemacht hat, was es war:
„Abschließend bedanken wir uns bei euch. Ohne euch gäbe es uns nicht. Danke! ❤️“
Jedes Ende ein Anfang – auch für die Zeit nach dem Virage?
Ob das Ende des Virage auch das endgültige Aus für die Tanzfläche in der Baumstraße bedeutet, bleibt offen. In Osnabrücks Nachtleben war der Standort über Jahrzehnte ein Fixpunkt – vielleicht wird im Herbst schon ein neues Kapitel aufgeschlagen. Doch bis dahin gilt: Sieben letzte Abende. Sieben letzte Chancen. Für Erinnerungen, Begegnungen und einen Abschied mit Stil.
