Ann-Kathrin Fischer ist Musicaldarstellerin, Gesangspädagogin und Chorleiterin. Sie hat am Institut für Musik (IfM) in Osnabrück studiert und spielt in diesem Sommer die Rolle der Ulla im Musical „Kein Pardon“. Bevor sie dort abends im hellen Scheinwerferlicht steht, ist es ein weiter Weg voller kleiner Rituale. Wir dürfen sie für eine Foto-Reportage begleiten: beim Schminken zu Hause, auf der Fahrt zur Waldbühne, in der Theatergarderobe, zwischen Kostümen, Einsingen und Soundcheck – bis es schließlich auf die Bühne geht. Ein Tag, der zeigt, wie viel Disziplin und Herzblut hinter dem Glanz eines einzigen Auftritts steckt.
Ein Donnerstag im August 2025. Um 19:30 Uhr beginnt die Vorstellung des Musicals „Kein Pardon“. Für Ann-Kathrin Fischer beginnt die Vorbereitung auf die Show bereits zu Hause. In ihrer gemütlichen kleinen Wohnung in der Osnabrücker Innenstadt startet sie bereits um 16:00 Uhr mit dem Schminken. „Ich bin sehr perfektionistisch und nehme mir gern die Zeit, deshalb schminke ich mich schon hier“, verrät sie. Aber nicht alle Kolleginnen und Kollegen machen das so. Die Waldbühne Kloster Oesede lebt von Ehrenamtlichen, die in der Regel alle noch einen Job außerhalb der Bühne haben: „Manche von ihnen fahren direkt nach der Arbeit zum Theater, die schminken sich dann natürlich erst dort.“ / Foto: Dominik LappNachdem die Basis für das Bühnen-Make-up steht, die Kostüme und das Schminkköfferchen im Auto verstaut sind, geht es gegen 17:00 in Richtung Kloster Oesede. Auf dem Weg dorthin sammelt Ann-Kathrin noch ihre Kollegin Kerstin ein, die in „Kein Pardon“ als Mutter Schlönzke zu sehen ist. Das Auto ist glücklicherweise klimatisiert, denn draußen sind es 32 Grad. Auf der Bühne wird es später schweißtreibend. / Foto: Dominik Lapp17:30 Uhr: Ankunft in Kloster Oesede an der Waldbühne. Hinter den Kulissen sieht es recht nüchtern aus, überall stehen Requisiten und Bühnenteile herum. Doch das Chaos ist nur scheinbar, denn alles hier hat seinen festen Platz. Der Gerüstaufbau lässt nicht erahnen, wie das Bühnenbild von vorne aussieht. / Foto: Dominik LappDas Publikum bekommt später dieses Bühnenbild zu sehen. / Foto: Dominik LappNachdem Ann-Kathrin ihre Kostüme bereits hinter die Bühne gebracht hat, geht es jetzt in die Maske. Hier gibt es feste Plätze und Maskenzeiten, damit sich nicht zu viele Mitwirkende gleichzeitig schminken. Doch zur Maske gehört nicht nur das Make-up, sondern auch die Kopfbedeckung – also Haarnetze und Perücken. Es herrscht gute Stimmung, obwohl sich die Beteiligten angesichts der Hitze heute Abend einig sind: „Gar kein Bock!“ Sie lachen. Die Motivation und Spielfreude kommt spätestens beim Energiekreis. Was das ist? Dazu kommen wir später. Es ist wirklich wahnsinnig warm, immerhin ein Standventilator sorgt für etwas Abkühlung in der Maskenabteilung. / Foto: Dominik LappAnn-Kathrin spielt als Ulla nicht nur eine Hauptrolle in „Kein Pardon“, sondern ist in Szenen ohne Ulla auch im Ensemble zu sehen – mal als Joggerin, mal als Showgirl. Während sie in ihrer solistischen Rolle eine Perücke tragen wird, ist sie in der Eröffnungsszene „Bottrop Beach“ zunächst als joggende Frau mit ihrem Echthaar zu sehen. Also wird sich erst einmal frisiert. / Foto: Dominik LappIhre Kolleginnen Lea (links) und Annika (rechts) checken zwischendurch das Smartphone. Ob sie wohl einen Blick in die Wetter-App werfen, um in Erfahrung zu bringen, ob der Abend etwas Abkühlung verspricht? Im Hintergrund hat Werner in der Maske Platz genommen. Er spielt im Stück den Showmaster Heinz Wäscher. / Foto: Dominik LappAnn-Kathrin trägt inzwischen Rouge auf. Ein Theater-Make-up ist selbstverständlich nicht vergleichbar mit einem leichten Tages-Make-up. Im Licht der Theaterscheinwerfer wirkt so ein geschminktes Gesicht ganz anders und soll natürlich auch noch für das Publikum in den hinteren Reihen erkennbar sein. / Foto: Dominik LappAls Contouring wird beim Make-up das modellierende Schminken des Gesichts bezeichnet, bei dem durch dunklere und hellere Töne gezielt Konturen gesetzt werden. Dadurch wird das Gesicht optisch geformt. Man kann es so zum Beispiel schmaler, markanter oder weicher wirken, bestimmte Partien hervorheben oder zurücktreten lassen. / Foto: Dominik LappAuch ein Eyeliner kommt zum Einsatz. / Foto: Dominik LappWährend Ann-Kathrin sich um ihren Lidstrich kümmert, gibt Kollegin Lea Haarfestiger ins Haar. / Foto: Dominik LappIm Hintergrund sind bunte Perücken zu sehen, die nicht bei „Kein Pardon“ zum Einsatz kommen, sondern bei der zweiten Musicalproduktion der Waldbühne Kloster Oesede: „SpongeBob“. / Foto: Dominik LappFertig geschminkt, geht es jetzt mit der Ulla-Perücke auf einem Styroporkopf in die Tonabteilung. / Foto: Dominik LappDort wird Ann-Kathrin verkabelt, das heißt: Sie erhält dort ihr Funkmikrofon, das so genannte Microport. / Foto: Dominik LappJetzt bloß nicht das Make-up zerstören: Johanna (links) klebt das Mikrofon auf Ann-Kathrins Wange. / Foto: Dominik LappDer Sender der Microports wird in einer speziellen BH-Tasche verstaut. / Foto: Dominik LappDas Funksignal des Senders, also Ann-Kathrins Stimme, wird zum Tonpult übertragen, das sich in dem Gebäude hinter den Sitzreihen befindet. Dort werden alle Stimmen mit der Musik der neunköpfigen Liveband abgemischt und dann an die Lautsprecher gesendet. Ann-Kathrin ist mittlerweile auf der Bühne angekommen. Es ist 18:15 Uhr, Zeit für den Soundcheck. Sie stimmt „Don’t cry for me Argentina“ aus dem Musical „Evita“ an, während die Tontechniker den Sound einpegeln. In 15 Minuten ist bereits Einlass für das Publikum. / Foto: Dominik LappDie Perücke hat ihren festen Platz hinter der Bühne. Je nachdem, ob Ann-Kathrin gerade als Ulla oder im Ensemble auf der Bühne steht, spielt sie mal mit Perücke und mal mit ihrem Echthaar. Es ist ein ständiger Wechsel. / Foto: Dominik LappJetzt holt die Darstellerin ihre Requisiten ab … / Foto: Dominik Lapp… die sie sogleich einrichtet. „Jeder hier ist selbst für seine Requisiten verantwortlich“, verrät Ann-Kathrin. Ihre Rolle, Ulla, ist Geräuschemacherin beim Fernsehen. Entsprechend gilt es, das Tonpult mit Mikrofon und Kopfhörer einzurichten. Auch Telefon, Notizbuch und Stifte stehen bereit. Das Szenenbild soll für das Publikum ja authentisch aussehen. / Foto: Dominik LappJetzt geht es für Ann-Kathrin noch einmal zurück in die Maske, wo Anja (links) ihr die künstlichen Wimpern (False Lashes) anklebt. / Foto: Dominik LappDazu werden die künstlichen Wimpern zunächst mit einem Kleber bestrichen … / Foto: Dominik Lapp… und dann auf die echten Wimpern geklebt. „Ich kann mir die Wimpern im Grunde auch selbst kleben“, sagt Ann-Kathrin. „Aber ich nutze gern die Möglichkeit, wenn das jemand für mich macht.“ / Foto: Dominik LappHinter der Bühne richtet die Musicaldarstellerin jetzt ihren Platz ein, wo sie sich während der Vorstellung umzieht. / Foto: Dominik LappIn der ersten Szene des Musicals steht Ann-Kathrin Fischer als Joggerin auf der Bühne. Bevor es gleich raus geht, müssen also noch die Schuhe angezogen werden. / Foto: Dominik LappJetzt ist noch kurz Zeit, um etwas zu essen: Stulle mit Hagebutten-Marmelade. Lecker. Was Ann-Kathrin vor dem ersten Biss ins Brot noch nicht weiß: Sie wird sich gleich mit Marmelade bekleckern. Oh Schreck, ein Fleck – im Kostüm. Glücklicherweise lässt er sich noch schnell herauswaschen. / Foto: Dominik LappUm ihre Stimme für die Vorstellung aufzuwärmen, singt sich Ann-Kathrin mit verschiedenen Übungen im Kostümfundus ein. Wenn sie nicht gerade selbst auf der Bühne steht, ist sie auch als Gesangspädagogin tätig und leitet mehrere Chöre. / Foto: Dominik LappNicht nur die Stimme muss aufgewärmt werden, sondern auch der Körper. Es folgt eine kleine Stretching-Einheit. / Foto: Dominik LappEin letzter prüfender Blick auf die Kostüme. / Foto: Dominik LappEs ist 19:20 Uhr. Bevor es in zehn Minuten auf die Bühne geht, treffen sich alle Beteiligten zum so genannten Energiekreis. So wird die Aufwärm- und Motivationsrunde bezeichnet, die den Gruppenzusammenhalt stärkt, mentale Konzentration und Fokus herstellt sowie der körperlichen und stimmlichen Aufwärmung dient. / Foto: Dominik Lapp19:25 Uhr, noch fünf Minuten bis zum Showbeginn. Vor der Bühne hat das Publikum bereits die Plätze eingenommen. Die Vorstellung ist wieder ausverkauft. 1.000 Menschen werden bei hochsommerlichen Temperaturen gleich „Kein Pardon“ erleben, ein Musical, das auf dem gleichnamigen Filmklassiker von Hape Kerkeling basiert. / Foto: Dominik LappPünktlich um 19:30 Uhr geht’s los mit der Eröffnungsnummer „Bottrop Beach“ und Ann-Kathrin Fischer (links) zunächst als Joggerin … / Foto: Dominik Lapp… dann als Tänzerin (links) in der kultigen „Käffchen“-Szene … / Foto: Dominik Lapp… und schließlich als Ulla neben ihrem Kollegen Timm, der als Peter Schlönzke in die Fußstapfen von Hape Kerkeling tritt. In dieser Szene ist auch das Pult mit den Requisiten zu sehen, das Ann-Kathrin hinter der Bühne eingerichtet hat. / Foto: Dominik LappDie Bühne gehört ihr: In der Rolle der Ulla hat Ann-Kathrin mit „Klingelsturm“ und „Wild und frei“ zwei fantastische Songs zu singen. / Foto: Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.
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