Bereits 1.700 Bürger haben bei einer Unterschriftensammlung gegen die Ansiedlung eines großen Baumarkts in Hellern unterzeichnet – doch das beeindruckt die aus dem Saarland stammende Baumarkt-Kette Globus nicht.
In einer Pressemitteilung des Unternehmens Globus wird die Fortführung der Planungen für den Bau eines Globus Baumarktes an der Rheiner Landstraße in Osnabrück nach Abschluss der ersten Bürgerbeteiligung angekündigt. Globus will durch den “Dialog mit Politik und Bürgern” alle Fragen und Bedenken klären. Unsere Redaktion hatte bereits Anfang März über die Pläne berichtet.
Konkret geht es um eine Grünfläche an der Rheiner Landstraße, die ehemals als Deponie genutzt wurde. Im Sommer finden sich auf und neben der Grünfläche zahlreiche Störche, die dort nach Nahrung suchen. 2019 beschloss der Rat der Stadt Osnabrück auf Anfrage der Globus Fachmärkte GmbH & Co. KG, die Ansiedlung eines Baufachmarkts mit Gartencenter auf der Fläche direkt neben dem Kreisverkehr Rheiner Landstraße/Große Schulstraße zu prüfen. Insgesamt soll der Baumarkt eine Verkaufsfläche von circa 13.700 Quadratmetern und etwa 380 PKW-Stellplätze haben.
Ladestationen für E-Bikes und grüner Strom statt Grünfläche
Globus plant eine Investition von 25 Millionen Euro für einen Bau- und Gartenmarkt der rund 100 neue Arbeitsplätze schaffen soll. Tobias Walter, Leiter Bauwesen und Immobilien bei Globus, versichert, dass die Befürchtungen bezüglich negativer Verkehrsauswirkungen unbegründet sind. Die Hauptgeschäftszeiten des Baumarktes würden außerhalb der Hauptverkehrszeiten fallen, und es seien Maßnahmen geplant, um die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu fördern, einschließlich Park&Ride-Stellplätzen und der Bereitstellung von Ladestationen für E-Bikes, die mit grünem Strom betrieben werden.
[Anmerkung der Redaktion: Das Gelände für den Park&Ride-Parkplatz gehört der Stadt Osnabrück, die Planungen laufen unabhängig von der Baumarkt-Planung.]
Grüner Baumarkt? Wärmepumpe, Photovoltaik, E-Mobilität …
Das Unternehmen legt nach eigenen Worten großen Wert auf Nachhaltigkeit für das geplante Bauvorhaben. Es ist geplant, das Dach des Gebäudes zu begrünen, um neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu schaffen, und das Regenwasser zur Bewässerung zu verwenden. Weiterhin werden natürliche Baustoffe verwendet und eine energetisch optimierte Gebäudehülle, energiesparende Beleuchtung, Tageslichtnutzung, effiziente Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen zur Beheizung, die Nutzung von Ökostrom aus Photovoltaik und die Förderung der E-Mobilität sind vorgesehen.
Globus hebt auch die positiven Auswirkungen des geplanten Baumarkts auf die regionale Wirtschaft hervor. Es ist geplant, mit regionalen Handwerksbetrieben, Zulieferern und Produzenten bei der Umsetzung des Bauprojekts zusammenzuarbeiten. Gerald Neumayr, Geschäftsführer Vertrieb bei Globus, ist überzeugt, dass die Stadt Osnabrück in Bezug auf regionale Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Verkehr und Umwelt von der Investition des familiengeführten Unternehmens profitieren wird. Er fordert daher eine positive Entscheidung für das Bauvorhaben.
Kommentar des Redakteurs:
Schon wieder eine Ansammlung grüner Buzzwords um Politik und Verwaltung dazu zu bewegen, den Wünschen eines alles andere als grünen Konzerns zu entsprechen. Mit Ladestationen für Fahrräder und Ökostrom hat bereits Lidl bei Politik und Verwaltung erfolgreich für einem Umzug an der Pagenstecherstraße geworben, das scheint die neue Strategie der Konzerne zu sein.
Es gibt reichlich Leerstand in Osnabrück, beispielhaft sei hier das ehemalige real- Kaufhaus im Schinkel genannt.
Und es ist keinesfalls sicher, dass ein weiterer Baumarkt in Osnabrück wirklich überleben kann oder nicht einen bestehenden Wettbewerber zur Aufgabe zwingen wird. Warum wohl gab es keinen Nachmieter aus der Baumarkt-Branche für den ehemaligen Praktiker-Baumarkt an der Hannoverschen Straße oder warum wurde der Max Bahr Baumarkt in Hellern nach seiner Schließung vor knapp zehn Jahren nicht von einem Wettbewerber übernommen?
Nichts gegen einen Globus-Baumarkt in Osnabrück. Herzlich Willkommen! Aber bitte nicht auf einer Grünfläche. Wenn, dann sehr gerne dort, wo bereits Industrie- und Gewerbeflächen ausgewiesen sind oder Leerstände bestehen. Wer suchet, der findet! Dieser Standort ist so offensichtlich “falsch”, dass man sich ernsthaft fragen muss: Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Eine Fahrradladestation dürfte in der Anschaffung vielleicht ein paar tausend Euro kosten. So billig kann man in Osnabrück eine Entscheidung kaufen? Und auch der ganze andere grüne Rest ist entweder inzwischen Standard, schlicht Greenwashing oder fällt – wie beim geplanten P&R-Parkplatz auf dem stadteigenen Grundstück – überhaupt nicht in den Verantwortungsbereich der Baumarktkette.
Alleine schon wegen der Auflistung dieser grün lackierten Gaga-Maßnahmen sollten Politik und Verwaltung dieses Bauvorhaben schallend lachend ablehnen und Globus umgehend eine Absage schicken.