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Streit mit dem Vermieter: Darum bleibt die Filmpassage vorerst geschlossen

“Wir haben so viele Filme, die jetzt darauf warten endlich auf die Leinwand zu kommen”, so Anja Thies, Chefin der Filmpassage Osnabrück im Gespräch mit unserer Redaktion, “und dann das”. Mit “das” meint Anja Thies den Stress den sie ausgerechnet jetzt mit  dem Vermieter der Filmpassage an der Johannisstraße hat.

Auch wenn am 1. Juli im Schwesterkino, der Hall of Fame endlich der Betrieb wieder losgeht, bleiben neun Leinwände an der Johannisstraße wegen den Streit mit dem Eigentümer der Immobilie weiterhin dunkel!

„Es ist überaus tragisch für uns und alle filmpassagetreuen Cineasten in der Stadt, dass es nun so kommt, aber unsere Entscheidung ist leider alternativlos“ erklärte Anja Thies gestern der gesamten Belegschaft, und Meinolf Thies ergänzt: „Irgendwann kommt der Moment, in dem hilft alles Reden und Schreiben nichts mehr, da gehören unvermeidlich Fakten geschaffen!“.

Vermieter nutzte den Lockdown nicht

„Unser Mietobjekt ist mittlerweile voller gravierender Mängel in verschiedenen haustechnischen sowie auch den sicherheitsrelevanten Bereichen; die ersten – zu dem Zeitpunkt noch nicht sicherheitsrelevanten tickenden Zeitbomben‘ – zeigten wir dem Gebäudeeigentümer bereits vor über drei Jahren an. Wir haben gehofft, dass er spätestens die lange betriebliche Stillstandzeit wegen Corona nutzt, um mindestens die gravierendsten Punkte durch Erneuerungen abzuarbeiten, doch wir stellten fest, er tat und tut weiterhin nichts. Sicher will er höhere Investitionen rein taktisch vermeiden, was uns dazu bewogen hat, den Mietvertrag nicht vorzeitig zu verlängern. Den finanziellen Investitionsbedarf allein für unseren Mietgegenstand als Teil des Gesamtgebäudes schätzen wir auf Vermieterseite höher sechsstellig, schließlich betrifft dieser neben oben genannten Bereichen auch die komplette Heizanlage, die Dichtigkeit des gesamten Daches und neben der Lüftung auch die meisten Kälteanlagen“ führt Anja Thies weiter aus.

Wenn Vermieter nicht reagiert stehen Kinobetreiber mit einem Bein im Gefängnis

„Wir stehen als Betreiber einer – zudem für jeden Nutzer täglich öffentlich zugänglichen – Versammlungsstätte im Handelsregister, und glauben Sie mir: nach der Coronakrise, die wir irgendwie, aber mit hohem Verlust überstehen werden, wollen wir anschließend nicht auch noch ins Gefängnis, oder für eine latente Gefahrenlage, die wir gegenwärtig nicht einschätzen können, verantwortlich sein. Die Mängel allein beim vorbeugenden Brandschutz, von denen wir durch Wartungsberichte der Fachfirmen Kenntnis haben und die nicht länger ‚wegzulächeln‘ sind, reichen für die zunächst als temporär angekündigte Schließung.

Lüftung abgeschaltet: Vermieter nennt das “Mängelbeseitigung”

Doch auch die zurecht in der aktuellen Coronaschutzverordnung verankerten Anforderungen an funktionierende Lüftungsanlagen in Kinos würden eine Wiedereröffnung nicht erlauben, denn diese existiert derzeit bereichsweise nicht; unser Vermieter ließ irreparable Aggregate schlicht vom Strom nehmen und nannte dies dann ‚Mängelbeseitigung‘. So müssen wir nun alle mit den Konsequenzen dieser für uns nicht weiter hinnehmbaren Herangehensweise leben. Dass dies parallel kein konstruktives Miteinander zwischen Vermieter und Mieter bedeutet, ist sicher selbsterklärend, zumal es auch auf weiteren Spielfeldern unterschiedliche Auffassungen gibt“ echauffiert sich Meinolf Thies.

Filmpassage liegt auch den Betreibern sehr am Herzen

„Wer nun glaubt, wir wollen bewusst unsere Geschäfte ab 1.7. nur in die modernisierte Hall of Fame am Hauptbahnhof lenken, der irrt sich gewaltig“ erklärt Anja Thies, denn „ab Anfang Juli stehen so viele Titel zur Auswertung an, dass wir gerne 16 Leinwände zu deren Auswertung genutzt hätten, zumal mir die Filmpassage persönlich sehr am Herzen liegt. Unser zweites Kino wird zu 100% ab 01. Juli in die nationale Wiedereröffnungskampagne aller bundesdeutschen Kinos mit eingebunden“.

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