Osnabrücker Weihnachtsmarkt-Tassen fast ausverkauft – was nun?

Die beliebten Weihnachtsmarkt-Tassen sind auch in diesem Jahr mittlerweile weniger auf dem Osnabrücker Weihnachtsmarkt zu finden als vielmehr in häuslichen Wohn- und Esszimmern von Osnabrückern, Niederländern und anderen überregionalen Besuchern.

Restbestand der 40.000 Tassen heiß begehrt

Da der historische Weihnachtsmarkt in diesem Jahr um ein paar Tage kürzer ausfällt, wurden 10.000 Tassen weniger bestellt als üblich. Bernd Kracke jun., Vorsitzender des Schaustellerverbands Weser Ems, gibt einen Überblick über die aktuelle Verfügbarkeit: „Die ersten Buden haben seit fünf, sechs Tagen keine Tassen mehr. Wir gehen davon aus, dass der Vorrat noch das Wochenende hindurch reichen wird. Wer noch eine Tasse ergattern möchte, muss sich eventuell durchfragen, etwa die Hälfte der Buden hat bereits ihren Vorrat ausverkauft.“

Pfand-Tassen erfunden in Osnabrück

Die Osnabrücker Weihnachtsmarkt-Tassen haben eine lange Tradition. Bereits vor mehr als 30 Jahren führten die Osnabrücker Schausteller die Pfand-Tassen zur mehrfachen Benutzung ein und waren damit Vorbild und Vorreiter für alle Weihnachtsmärkte in Deutschland. Bis dahin wurden die Heißgetränke in Einweg-Bechern, zum Beispiel aus Pappe, ausgeschenkt. Mit der Einführung von spülbaren Tassen durch die Vorfahren der Osnabrücker Schausteller konnten auf diese Weise Berge an Müll eingespart werden. Doch nicht nur Aspekte von Nachhaltigkeit spielten dato ein Rolle. Auch die Kundenbindung war ein wesentlicher Zweck der Umstellung.

Von Jahreszahl- und Not-Tassen

In jedem Jahr sind die Tassen vor Ende des Weihnachtsmarktes mittlerweile ausverkauft. Daher haben sich die Schausteller vor etwa sieben bis acht Jahren ein Doppel-System einfallen lassen, als nach dem ersten Markt-Wochenende bereits alle Tassen abverkauft waren und die Budenbetreiber in entsprechender Not. Es gibt jedes Jahr die begehrten Sammlerobjekte, dessen Design sich von Jahr zu Jahr unterscheidet, und es gibt so genannte Not-Tassen, dessen Design gleichbleibend ist. Diese kommen dann zum Einsatz, wenn die Jahreszahltassen ausverkauft sind. Dieses System habe in den vergangenen Jahren sehr gut funktioniert, berichtet Bernd Kracke.

Weihnachtsmarkt-Tasse 2023 / Foto: Alke Eva Wallmeyer
Das ist die begehrte Weihnachtsmarkt-Tasse 2023. / Foto: Alke Eva Wallmeyer

Die Wahl der Jahreszahl-Tassen

Welch Aufwand hinter der Versorgung von Weihnachtsmarkt-Gästen mit Heißgetränken in entsprechenden Tassen steckt, mag auf den ersten Blick gar nicht so ersichtlich sein. Die Wahl der Tassen hängt zunächst von praktischen Erfahrungswerten ab. Über die Jahrzehnte haben die Schausteller gelernt, worauf es bei der Beschaffung ankommt, da ist die Optik erstmal zweitrangig, auch wenn dies den Besuchern mitunter als das Wichtige erscheint.

Das Motiv ist immer dasselbe: Die drei Wahrzeichen Weihnachtspyramide, Nussknacker und Spieluhr des Osnabrücker Weihnachtsmarktes sind abgebildet, das historische Karussell, das Riesenrad sowie die Marienkirche, der Dom und das Rathaus. Lediglich die Darstellung unterscheidet sich von Jahr zu Jahr. Die große Herausforderung hingegen ist die Wahl der Tasse selbst. Spülmaschinenfest muss sie sein und temperaturbeständig, schließlich erfährt sie starke Temperaturschwankungen, darunter sind schon einige zerbrochen. Die Henkel sind wichtig, doch nicht für die Hände der Kunden, sondern für die der Mitarbeiter, denn in Stoßzeiten müssen mehrere gleichzeitig gehändelt werden können. Auch zu dunkel sollten sie nicht sein, für die Sichtbarkeit des Schusses bei manchen Getränken. Auch möglichst nicht verwinkelt, da gab es schlechte Erfahrungen mit Tassen in Schuhform, die man nur mit Mühe sauber bekommen konnte. „Man denkt immer, dass es so einfach ist, doch wir müssen viel beachten. Robust müssen sie sein, lebensmittelecht und sie sollen lange halten“, erklärt Bernd Kracke.

Erfahrungswerte und Nachhaltigkeit bestimmen das Handeln

Der Schausteller-Chef könnte noch viel mehr Kriterien aufzählen, die die Schausteller berücksichtigen, wenn sie im Januar/Februar beginnen, gemeinschaftlich die Jahreszahl-Tasse des nächsten Weihnachtsmarktes auszuwählen. „Die Zusammenarbeit von uns Schaustellern mit dem Hersteller funktioniert sehr gut, das machen wir schon viele Jahre miteinander. Zwar sind die Tassen mittlerweile etwas teurer, weil wir sie nicht mehr aus Fernost beziehen, sondern aus dem europäischen Raum, dafür sind sie aber nachhaltiger.“ Nachhaltigkeit, so Bernd Kracke, sei bei Schaustellern ein Wert, den sie ohnehin seit jeher lebten. Deshalb würden sie auch exakt planen und das Doppelsystem fahren, so dass am Ende eines Weihnachtsmarktes keine Jahreszahl-Tassen übrig blieben.


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