Drei Tage lang war Osnabrück im Ausnahmezustand – und zwar im besten Sinne. Der Tag der Niedersachsen hat die Stadt zu einem glänzenden Gastgeber gemacht: strahlender Sonnenschein, eine perfekte Organisation und ein Programm, das kaum Wünsche offenließ. Mehr als 500.000 Besucherinnen und Besucher strömten in die Hasestadt – weit mehr als die erhofften 400.000. Sie alle erlebten ein Fest, das mitreißend, vielfältig und bunt war.
Die Stadt präsentierte sich von ihrer Schokoladenseite. Selbst die Problemzonen, allen voran die Ruine des Galeria-Gebäudes, wurden mit Kreativität und Farbe in Szene gesetzt. Straßen, Plätze und Fassaden wirkten herausgeputzt – und viele Gäste staunten, wie charmant Osnabrück sein kann. Musik, Sport, Mitmachaktionen und eine großartige Blaulichtmeile sorgten dafür, dass für Jung und Alt etwas geboten war. Wer durch die Innenstadt schlenderte, spürte: Diese Stadt kann feiern!

Natürlich gibt es auch Punkte, die man besser machen kann. Bei den Konzerten etwa trübten Gastrostände und Technikbauten die Sicht, auf der Großen Domsfreiheit wie am Neuen Graben. Wer ganz vorne keinen Platz fand, musste sich mit einem Blick auf Zelte und Türme zufriedengeben. Auch der ÖPNV war trotz kostenloser Nutzung kein echtes Vergnügen: volle Busse, zu wenig Gelenkfahrzeuge, zu lange Takte. Wer an drei Tagen so viele Menschen anlockt, sollte auch beim Nahverkehr groß denken.
Und noch etwas: Osnabrück will alle zwei Jahre Großveranstaltungen in die Stadt holen. Das ist eine gute Idee, aber es wäre noch besser, wenn die Stadt auch in den Jahren dazwischen einladend wirkt. Die Galeria-Ruine hätte man schon früher gestalten können. Die unansehnlichen Aufkleber an Laternenmasten hätte man nicht erst für die Gäste abkratzen müssen. Es wäre schade, wenn Osnabrück nur im Ausnahmezustand glänzt. Die Friedensstadt darf sich künftig auch dauerhaft für ihre Bürgerinnen und Bürger herausputzen. Der Tag der Niedersachsen hat gezeigt, was möglich ist. Jetzt liegt es an der Stadt, dieses Gesicht öfter zu zeigen – nicht nur alle zwei Jahre.
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