Guten Abend,

der Mensch an und für sich ist gerne in Bewegung. Wer rastet, der rostet – das war nicht nur zu meinen Zeiten ein geflügeltes Wort. Welch elementaren Widerspruch zu dieser Erkenntnis stellt doch die derzeitige Verkehrsführung in der Osnabrücker Innenstadt dar. Wichtige Verbindungswege wie die Franken- und Knollstraße sind komplett gesperrt, an der Bramscher Straße wird mit allerlei Baustellen ein zügiges Passieren unmöglich gemacht und auf der Bremer Straße musste in dieser Woche auch nochmal schnell die Fahrbahn in beiden Fahrtrichtungen auf jeweils eine Fahrspur verengt werden. Die aufgeführten Beispiele sind allerdings nur die Spitze des Eisberges, zahlreiche weitere Hindernisse machen eine Fahrt durch die Osnabrücker Innenstadt mittlerweile zu einem veritablen Tagesausflug. Von der unsäglichen Neumarktsperrung ganz zu schweigen, die in meinen Augen einen lokalpolitischen Irrsinn erster Güte darstellt. Es wird gesperrt, verengt, umgewidmet was das Zeug hält, ohne ein schlüssiges Konzept parat zu haben, um den Verkehr in Osnabrück wirklich fit für die Zukunft machen zu können. Kleingeister wie ich erkennen in dieser Handlungsweise nicht viel mehr als blinden Aktionismus. Gerne ließe ich mich vom Gegenteil überzeugen, aber die verantwortlichen Behördenleiter und Politiker halten es offensichtlich nicht für notwendig, die Bevölkerung über Sinn und Bedeutung dieser vielfältigen Maßnahmen auch nur annähernd aufzuklären. Vielleicht haben sie für ihre Zurückhaltung auch gute Gründe. Da wo Verstand und Weitsicht fehlen, da nützen meistens auch keine warmen Worte, um ein augenfälliges Versagen zu kaschieren. Die Leidtragenden sind wie so oft die Osnabrücker Bürger. Sie bezahlen für das Planungschaos mit wertvoller Lebenszeit, mit der äußersten Reizung ihres Nervenkostüms und mit der unablässigen Frage nach dem Sinn einer Verkehrsführung, die nichts besser macht, aber vieles schlechter. In stillen Stunden denke ich manchmal drüber nach, wie es in der Hasemetropole wohl während der Vorweihnachtszeit, speziell an den Adventssamstagen, aussehen wird. Dürfen wir dann auf unseren Straßen einen allgemeinen Stillstand beobachten, der sozusagen von höchster Stelle angeordnet worden ist? Lassen wir uns mal überraschen.

Andererseits fügt sich die Strategie der Osnabrücker Verkehrsplaner nahtlos ein in die allgemeine Lethargie, die unser Land schon seit längerem befallen hat. Dazu passt auch die heutige Nachrichtenmeldung, daß der Wille, eine selbständige berufliche Tätigkeit auszuüben, in Niedersachsen einen historischen Tiefstand erreicht hat. Wenn man in immer mehr Bereichen des alltäglichen Lebens von staatlicher Stelle bis zur Unerträglichkeit gegängelt wird, dann kann nunmal beim besten Willen keine Kultur der Selbständigkeit gedeihen. Das sollte allen verbohrten Ideologen und Bedenkenträgern, die wider besseren Wissens darauf beharren, die allein seligmachende Wahrheit ausschließlich für sich gepachtet zu haben, endlich bewusst werden. Möglicherweise könnte diese Erkenntnis sogar für ein bißchen Bewegung in den Köpfen der verantwortlichen Entscheider sorgen. Es wäre unserer Stadt und den Menschen, die hier leben, zu wünschen. Allein, mir fehlt der Glaube.

Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern ein bewegliches Wochenende. Hoffentlich kommen Sie ein bisschen voran!

Ihr

Justus Möser

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