Der VfL verliert 0:1 in Nürnberg – Na und?

Gegen eine aufopferungsvoll kämpfende Osnabrücker Mannschaft behielt am Ende der neunfache deutsche Fußballmeister nicht ganz unverdient die Oberhand.

Geschichtlicher Exkurs

Ja ja, das mit der letzten Fußballmeisterschaft der „Cluberer“ ist schon lange her. Zum letzten Mal wurde der FCN 1968 Deutscher Meister, in diesem kurzen Film überreicht der damalige Osnabrücker DFB-Präsident Herrmann Gösmann, der von 1934 bis 1951 bereits Präsident des VfL Osnabrück gewesen war, die Meisterschale. Nun hatte Gösmann eine ähnliche zwiespältige Vergangenheit wie Nürnberg, denn er war eher ein Früh-33er als ein Spät-68er, auch dazu findet man im Internet hinreichend Quellen.

Ein zähes Ringen in keinem „schönen“ Spiel

Der VfL trat mit derselbe Formation wie gegen Darmstadt 98 an, was in Hinblick auf die sonstigen Gepflogenheiten des Trainerteams ein wenig verwunderte.
Die Spiel war von der ersten bis zur letzten Minute zerfahren und wurde ständig durch Fouls, Behandlungs- oder Trinkpausen unterbrochen. Ein Spielfluss kam bei beiden Teams nur phasenweise auf.

Guter Start

Der VfL startete – fast schon wie gewohnt – stark und angriffslustig und brachte die Hintermannschaft der Cluberer (der Lehrer und Rundfunkreporter Günter Koch prägte einst diesen Begriff) durchaus einige Male in Verlegenheit.
Schon in der 5. Minute hätte durch den quirligen Anas Ouahim das erste Tor fallen können, als er nach Heiders Pass von der linken Seite in den Strafraum aus etwa 14 Metern rechts am Tor vorbeizog.
In der 10. Minute erhielt Johannes Geis zurecht den gelben Karton, als er Etienne Amenyido im Mittelfeld von den Beinen holte.

Bis zur 14. Minute war die Partie recht ruhig verlaufen, als der Nürnberger Iuri José Picanço Medeiros eine Großchance im Strafraum vertändelte, wobei Ulrich Taffertshofer ihn in letzter Sekunde am Torschuss hindern konnte.

Nürnberg übernahm die Kontrolle

Nach diese Aktion bestimmten zunächst die Nürnberger das Spielgeschehen und in der 17. Minute wurde ein Freistoß von Geis in den Strafraum von van Aken mit dem Kopf abgefälscht. Körber lenkte den Ball noch grade an den rechten Pfosten, konnte den Ball danach aber unter Kontrolle bringen.

Die Trinkpause in der Mitte der ersten Halbzeit verschaffte dem VfL etwas Luft und unterbrach den Spielfluss der Nürnberger.
Nachdem David Blacha in der 26. Minute aus 16 Metern direkt auf den Nürnberger Torwart zielte, machte er es kurz darauf besser, als er von halbrechts in den Lauf von Ouahim spielte, der dem Nürnberger Torhüter Christian Mathenia keine Chance ließ.

Drei Minuten lang führte der VfL 1:0

Ouahim stand eindeutig nicht im Abseits, allerdings wurde Heiders Verhalten beim Balldurchlassen als aktives Eingreifen gewertet, so dass der Schiedsrichter Waschitzki, der schon zuvor auf Abseits entschieden hatte, nach Videobeweis das Tor nicht anerkannte.
Das war wohl leider eine korrekte Entscheidung aus dem Kölner Keller (und aus VfL-Sicht ein klares Argument gegen den Videobeweis).

In der 36. Minute zog Dovedan nach Doppelpass mit Frey aus 12 Metern auf das Tor ab, doch der gewohnt bärenstarke Körber kratzte den Ball gerade noch von der Linie (diese Phrase wollte ich unbedingt einmal unterbringen) und wehrte ihn zur Ecke ab.
In der 40. Minute dann Chaos im Nürnberger Strafraum: Erst blieb Ouahims Schuss in der vielbeinigen Abwehr hängen, dann flankte Wolze von links an den rechten Pfosten, wo Heider stand und in die Mitte köpfte. Amenyidos Schuss aus zehn Metern wurde genauso geblockt wie Taffertshofers Nachschussversuch. Dann erst war die konfuse Situation entschärft.

Anas Ouahim verfolgt von Asger Sörensen (FCN); Foto: imago images / Zink
Anas Ouahim verfolgt von Asger Sörensen (FCN); Foto: imago images / Zink

Tragisches Ende der ersten Halbzeit

Als Körber nach einem abgefangenen Konterversuch des VfL in der 43. Minute etwas zu weit vor dem Tor stand, setzte Robin Hack von der Mittellinie aus zu einer Bogenlampe an. Körber konnte den Ball gerade noch mit beiden Fäusten über die Latte lenken.

Gleich darauf zog Medeiros aus halbrechter Position aus gut 20 Metern auf das linke Toreck, doch Körber reagierte hervorragend und wehrte den Ball zur Ecke ab. Dabei musste er sich ohne Fremdeinwirkung verletzt haben und konnte nur gestützt das Feld verlassen. Er scheint sich eine Hüftprellung zugezogen zu haben, auch von dieser Stelle schon mal gute Besserung.
Philipp Kühn bekam also seinen ersten Einsatz in dieser Saison und eins vorweg: Er machte seine Sache sehr gut, auch wenn das nur ein schwacher Trost ist.

Halbzeitfazit

Der VfL kam sehr gut in die Partie und hatte großes Pech, dass das Tor von Ouahim nicht anerkannt wurde, aber Heider stand im passiven Abseits. Die Cluberer kamen nach der Anfangsviertelstunde besser ins Spiel und hätten durch die ein oder andere Chance in Führung gehen können, doch neben etwas Glück hatte der VfL vor allem Körber im Tor, bis dieser sich so schwer verletzte, dass Philipp Kühn für ihn einspringen musste.

Beim VfL kam in der Pause Sven Köhler für Lukas Gugganig ins Spiel und auch der FC Nürnberg wechselte: Trainer Canadi nahm Tim Handwerker heraus und brachte Fabian Nürnberger, der zu seinem ersten Einsatz in der zweiten Liga kam.

Pyrotechnik und Bengalos der Osnabrücker Fans beim Auswärtsspiel in Nürnberg; Foto: imago images / Zink
Pyrotechnik und Bengalos der Osnabrücker Fans beim Auswärtsspiel in Nürnberg; Foto: imago images / Zink

Dass einige VfL-Fans die Pause nutzten, um zu Beginn der zweiten Halbzeit eine Pyro-Show abzufackeln, sei am Rande bemerkt. Was so etwas bei helllichtem Tage außer Strafen seitens der DFL bringen soll, erschließt sich mir bei allem Verständnis nicht. Auch wenn dieses heilige Ritual zur Fankultur der Ultras gehören mag wie das Weihrauchgedöns in christlichen oder orthodoxen Kirchen, so riecht es doch vor allem nach Selbstbeweihräucherung.

Wenigstens hatte man nun zu Beginn der zweiten Halbzeit etwas, worüber man sich aufregen konnte, denn das Spiel gab diesbezüglich nicht viel her.
Thioune hatte mit Köhler im Spiel nun in der Defensive von Dreier- auf Viererkette umgestellt und rasch wurde klar, dass der VfL nicht nur über einen hervorragenden Torhüter verfügt, sondern über zwei. Philipp Kühn fügte sich nahtlos in die Mannschaft ein, entschärfte den ein oder anderen Ball und machte bis zum Spielende einen sicheren Eindruck.

Behrens brachte Leben ins Spiel der Cluberer

Das Spiel plätscherte zunächst ohne nennenswerte Höhepunkte dahin.
Obwohl es in der 64. Minute nach sage und schreibe neun Ecken für die Nürnberger den ersten Eckball für den VfL gab, passierte so gut wie nichts. In der 65. Minute meldete sich der VfL allerdings mit einer scharf geschossenen Rechtsflanke von Ouahim zurück, die für Marc Heider etwas zu hoch war, um sie per Kopf zu verwandeln.

Als die Cluberer Hanno Behrens für den recht schwachen Iuri Medeiros eintauschten, kam Leben ins Spiel der Cluberer. Nach der elften Nürnberger Ecke versuchte er einen Flugkopfball auf Torraumhöhe, das Leder schoss aber weit über die Latte hinweg.
In der 75. Minute der zweite verletzungsbedingte Wechsel beim VfL. Für van Aken kam Adam Susac rein. In derselben Minute kassierte Taffertshofer für ein harmloses Foul in der gegnerischen Hälfte die gelbe Karte. Gleich darauf herrschte Chaos im Osnabrücker Strafraum, aber die Nürnberger brachten den Ball nicht über die Linie.

Der Club schießt das 1:0

Dann das vermaledeite 1:0 für den FCN. Johannes Geis wurde einige Meter vor dem Osnabrücker Strafraum völlig frei stehend von rechts angespielt und verwandelte ungehindert aus 20 Metern. Der Ball schlug unhaltbar für Kühn gegen den rechten Innenpfosten und landete von dort im Netz. Die ganze VfL-Hintermannschaft wirkte beim Zustandekommen des Treffers etwas überfordert und die Kräfte schienen in dieser Phase des Spiels ein wenig zu schwinden.
In der 82. gab es Gelb für Moritz Heyer und in der 89. wechselte auch Nürnberg zum letzten Mal aus: Für den starken Robin Hack kam Sebastian Kerk ins Spiel. Der Nürnberger Nürnberger – klingt blöd, der heißt aber nun mal so – erhielt in der 90. Minute Gelb.

Trotz acht Minuten Zuschlag rannte dem VfL nun die Zeit davon und aufgrund der erzwungenen Verletzungswechsel konnte auch nicht mehr die Álvarez-Karte gezogen werden.
Der VfL verlor am Ende knapp und nicht ganz ungerecht vor 27.083 Zuschauern (davon 1.000 aus Osnabrück), wobei einige Nürnberger Dauerkarteninhaber offenbar zu Hause geblieben waren.

Der VfL hat nun nach vier Spielen eine ausgeglichene Bilanz, die er am kommenden Sonntag gegen Mitaufsteiger Karlsruhe wieder positiv gestalten kann.

Die Tabelle an diesem Sonntagabend:

Der VfL verliert 0:1 in Nürnberg - Na und?


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Kalla Wefel
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