Mit einem dramatischen Finale über 400 Meter hat Florian Kroll von der LG Osnabrück bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Ulm nicht nur Silber gewonnen, sondern auch sein spektakuläres Comeback gekrönt. Nach zwölf Wochen Verletzungspause lief der 21-Jährige in 46,35 Sekunden zur Vizemeisterschaft – und unterbot damit die Einzelnorm für die U23-Europameisterschaften vom 17. bis 20. Juli im norwegischen Bergen.
Wie Phönix aus der Asche
Wie Phönix aus der Asche katapultierte sich Florian mit an die Spitze des Feldes und krönte das Comeback des Jahres. Der emotionale Hintergrund: Im Februar hatte Kroll bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund sensationell den Titel geholt – als erster Osnabrücker seit über 70 Jahren. Doch Anfang April der Schock: Beim letzten Tempolauf im Trainingslager auf den Kanaren zog er sich einen Muskelfaserriss zu – der Traum von der Staffel-WM in China war damit geplatzt.
„So gehen wir nicht von der Bahn“, lautete die einhellige Haltung seines Reha-Teams um Trainer Anton Siemer, Olympiaarzt Casper Grim, Sportarzt Stefan Schilling und Physiotherapeut Eddy Gerber. Es begann ein intensives Rehatraining – vom Gehen bis zum ersten Lauf in Renntempo nach zehn Wochen. Erst kurz vor dem Start in Ulm fiel die gemeinsame Entscheidung: Wir treten an.
Im Halbfinale startete Kroll verhalten, übernahm dann aber die Kontrolle. Mit 46,65 Sekunden lief er die drittbeste Zeit seiner Karriere. Die Experten – und auch die Bundestrainer – reagierten erstaunt.
Hochklassig besetztes Finale
Das Finale war hochklassig besetzt. Kroll bog nur als Fünfter auf die Zielgerade ein – und zündete den Turbo: „12,02 sec für die letzten 100 m – das ist absolute Weltklasse.“ Mit Platz zwei und der Zeit von 46,35 Sekunden war Florian nur einmal in seiner Karriere schneller.
Den Titel holte sich Max Husemann (Hildesheim) in überragenden 45,50 Sekunden. „Nie war ein Deutscher Juniorenmeister schneller unterwegs.“ Damit ist die Staffel bei der EM in Bergen optimal aufgestellt.
Auch die weiteren Osnabrücker Athletinnen und Athleten zeigten starke Leistungen: Jason Gordon (OTB) wurde über 400 m Hürden Vierter in persönlicher Bestzeit (52,92 sec). Jonas Kulgemeyer (OTB) belegte über 1.500 m Platz fünf und über 5.000 m Rang sieben. In den taktisch geprägten 1.500-Meter-Rennen überzeugten auch Annika Klezath (OTB) und Merle Böttcher (LG Osnabrück) mit klaren Leistungssteigerungen. Hochspringer Nevio Völkel (LG Osnabrück) wurde als 18-Jähriger Zwölfter im Feld der älteren Konkurrenz.
