Cannabis-Legalisierung – Politik und die Branche: Wie sehen die Pläne aus?

Schon seit vielen Jahren hatten die Branche und zahlreiche Verbände ein Ziel: die Legalisierung von Cannabis. Für den Sommer ist laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein „Zwischenspurt“ geplant, da neue Reformen zur medizinischen Versorgung ins Leben gerufen werden sollen. Dazu zählt unter anderem die Cannabis-Legalisierung.

Cannabis-Legalisierung: Früher als erwartet

Lauterbach kündigte an, dass er die Gesetzesinitiative zur Cannabis-Legalisierung starten würde. Dieses Statement erfolgte im Mai zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit. Vor ein paar Jahren wäre eine solche Entwicklung eine regelrechte Sensation gewesen. Heute ist es allerdings wenig überraschend, denn im Koalitionsvertrag der drei Regierungsparteien wird von der kontrollierten Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken gesprochen. Natürlich soll dies nur in lizenzierten Geschäften erfolgen.

Überraschend ist allerdings, dass Lauterbach, welcher der ganzen Sache zunächst ablehnend gegenüberstand, die Wende selbst vollzogen hat. Der Grund für sein plötzliches Engagement war die Einsicht, dass verunreinigtes Cannabis ein Problem in Deutschland darstellt. Durch die Legalisierung könne man dem entgegenwirken. Für ihn stellt die Nichtlegalisierung eine größere Gefahr dar als die Legalisierung. Deshalb erfolgt noch im Jahr 2022 ein Gesetzesentwurf, sodass die Cannabis-Legalisierung vielleicht schon im Frühjahr 2023 beginnen kann.

So steht es um die Branche

Der wohl aktivste Vertreter der Branche ist SynBiotic SE. Lars Müller, CEO des Branchenprimus steht bereits in den Startlöchern und verweist in Interviews immer wieder auf die Vorteile der Legalisierung und die Steuereinnahmen, die der milliardenschwere Markt generieren würde. Die börsennotierte Unternehmensgruppe beheimatet unter anderem den Marktführer des bereits heute florierenden Marktes für CBD-Produkte und wartet lediglich auf das Go der Bundesregierung.

Studien haben gezeigt, dass es mindestens 5 % der deutschen Erwachsenen (als 4 Millionen Menschen) sind, die bereits regelmäßig Cannabis konsumieren. Dieser Konsum ist heute natürlich noch illegal, wird aber bald legal sein. Bislang ist es nur möglich, medizinisches Cannabis legal in der Apotheke zu erwerben. Außerdem gibt es die beliebten CBD-Produkte, welche frei verkäuflich sind, solange sie weniger als 0,2 % THC enthalten. THC, das ist der Stoff, der die berauschende Wirkung erzielt.

Hersteller von CBD-Produkten müssen sich dennoch immer wieder mit den Behörden herumschlagen. Auch Synbiotic SE-CEO Lars Müller hat in einem Interview bemängelt, wie schwierig der Markt momentan noch sei. Das gilt übrigens nicht nur für Produkte zum Einnehmen, sondern auch für Cremes und Salben. Eines ist daher sicher: Die Cannabis-Legalisierung wird auch auf diesen Sektor positive Effekte erzielen.

Eine Studie hat gezeigt, dass sich die Legalisierung auch für Deutschland im Gesamten lohnen wird. Der Haushaltseffekt wird voraussichtlich 4,7 Milliarden Euro betragen. Die direkten Steuereinnahmen werden bei 1,8 Milliarden Euro liegen – so der Hanfverband. Aber auch indirekte Auswirkungen für eingesparte Gelder für die Polizeieinsätze sowie die Lohnsteuer werden nicht ausbleiben.

Das deutsche Reinheitsgebot auch bei Cannabis

Bislang ist dem Markt noch nicht ganz klar, wie die Legalisierung von Cannabis in der Praxis aussehen wird. Wird es die Produkte nur in der Apotheke zu kaufen geben? Oder wird Deutschland so etwas wie Coffeeshops einführen?

Die betroffenen Unternehmen möchten mithelfen, um für Zufriedenheit ihrer Kunden zu sorgen. Außerdem soll eine Differenzierung von Cannabis als Medizinprodukt und Cannabis als Genussmittel erfolgen. Denn die beiden Zielgruppen unterscheiden sich stark voneinander.

Aber nicht nur der Konsum muss gesetzlich geregelt werden – auch der Anbau. Bislang ist noch nicht klar, ob Deutschland Cannabis ausschließlich importieren wird oder ob Kapazitäten geschaffen werden, um selbst anzubauen. Diese sind nämlich bislang noch nicht vorhanden.

Hierbei schwingt immer der Gedanke mit, dass das Cannabis eine gewisse Qualität haben muss. Wie das seitens der Regierung geregelt wird, ist noch nicht ganz klar. Eines steht jedoch fest: Wenn Cannabis in Deutschland nach Pharma-Regeln in Reinräumen angebaut wird, wird sich das erheblich auf die Preise auswirken. Zudem steigt der Energieverbrauch. An Nachhaltigkeit ist da nicht mehr zu denken.

Lars Müller, CEO von SynBiotic SE, schlägt daher einen neuen Qualitätsstandard vor. So etwas wie das deutsche Reinheitsgebot funktioniert auch bereits in anderen Bereichen. Warum daher nicht auch bei Cannabis?

Cannabis-Verkauf in Deutschland

Die deutsche Cannabiswirtschaft hat bereits Wünsche geäußert und Konzepte vorgestellt, wie der Verkauf von Cannabis in Deutschland aussehen könnte. Vor allem SynBiotic SE hat sich Gedanken darüber gemacht: Hippe Fachgeschäfte mit gut ausgebildetem Fachpersonal sollen es sein. Immerhin geht es um einen verantwortungsvollen Gebrauch von Cannabis.

Der Serienunternehmer Müller ist daher im April ein Joint Venture mit dem Systemgastronomen Enchilada-Gruppe eingegangen. Dazu zählen unter anderen bekannte Marken wie Dean & David, Pommes Freunde und Besitos. Das Portfolio umfasst damit immerhin etwa 70 Standorte im ganzen Bundesgebiet. Durch die Partnerschaft soll ein unkomplizierter Start ermöglicht werden, sobald die Legalisierung endlich in Kraft tritt.


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Redaktion Hasepost
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