Baustellen sind oft ein Hindernis, besonders für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Während akustische Signale bisher vor allem bei Ampelanlagen bekannt sind, sollen sie in Zukunft auch bei Baustellenübergängen eingesetzt werden, um Sehbehinderten Menschen einen sicheren Übergang zu gewährleisten. Die neuen Innovationen wurden letzte Woche auf einem Pressetermin vorgestellt.
Barrierefreie Baustellen: So wird der Straßenverkehr für alle sicherer
Im Sommer 2022 wurde am Neumarkt erstmals ein akustisches Leitsystem getestet, das sehbehinderte und -beeinträchtigte Menschen sicher durch Baustellen führen sollte. Nun, drei Jahre später, haben sich diese Systeme weiterentwickelt. Ziel der barrierefreien Baustellen ist es, die Sache für Menschen aller Personengruppen (Sehbeeinträchtigte, Persnen mit Kinderwagen, ältere Menschen, aber auch alle anderen Personengurppen) zu vereinfachen und den Straßenverkehr sicherer zu machen. „Aus Anwenderperspektive sind die Neuerungen sinnvoll. Die Baustelle ist eine der herausfordernsten Situationen aufgrund der vielen sich wechselnden Geräusche.“, so Steven Brentrop von der Fachstelle Inklusion.
Mit Rampe, taktiler Folie und Klang: Hightech für sichere Baustellen
Um diese Ziele zu erreichen, wurden die Baustellensysteme mit akustischen und taktilen Signalen, nach dem zwei-Sinne-Prinzip, ausgestattet. So gibt es zum einen eine taktile Folie, entwickelt von Brightline, auf dem Boden, die durch die Baustelle führt. Zum anderen machen die neuen Baken der Firma AVS ein Entlangtasten am Rand der Baustelle möglich. Zudem gewähren die neuen Baken aus Stahl eine höhere Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, da diese viel stabiler als die bisher verwendeten Systeme sind. Mit einer höhenvariablen Rampe soll eine barrierefreie Übergangsschwelle geschaffen werden, um auch Rollstuhlfahrern und Kinderwägen, die Gefahrensituation zu erleichtern.

Akustische Info-Baken: So helfen App und Signal durch die Baustelle
Neben den taktilen und baulichen Neuerungen gibt es jedoch auch technische Neuerungen. So gibt es Info-Baken, die durch akustische Signale und gesprochene Hinweise den Zugang zur Baustelle erleichtern. Dies geschieht mit Hilfe einer App, die die Sehbeeinträchtigte Person auf ihrem Handy dabei hat. Dadurch wird das Signal automatisch ausgelöst und weist beispielsweise darauf hin, wie lange die Baustelle ist.

Haltestellen, die sprechen: Neue Technik informiert bei Ausfällen
Ebenfalls neu ist ein technisches System bei Haltestellen. Ist eine Haltestelle außer Betrieb, muss auch ein blinder beziehungsweise sehbeeinträchtiger Mensch darüber informiert werden. So kommt auch hier eine Ansage für die Person, ausgelöst durch die Handy-App. Das System erkennt also, wenn eine sehbeeinträchtigte Person sich näher und spielt das akustische Signal ab.
Innovative Leitsysteme bald auch in Osnabrück?
Die neuen Systeme wurden bereits anderthalb Jahre in Hannover getestet. Und auch in anderen Städten bundesweit sind die Systeme schon in den Alltag integriert. Nun soll Osnabrück folgen. Eine mögliche Anwendung ist zum Beispiel die Baustelle am Neumarkt, die beim geplanten Abriss entsteht. Das Problem: es gibt für die Neuerungen keine gesetzliche Grundlage und die Kosten liegen beim Verkehrssicherer. Das ist problematisch, da die neuen Elemente aus Stahl erheblich teurer sind als die alten aus Plastik.

