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Wagners „Fliegender Holländer“ als packender Seelensturm am Theater Osnabrück

Ein Sturm zieht auf – nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Herzen der Figuren. Das Theater Osnabrück wagt mit Richard Wagners „Der Fliegende Holländer“ eine beeindruckende Gratwanderung zwischen Grusel, Romantik und mythischer Wucht. Regisseur Dennis Krauß, der auch für Bühne und Kostüme verantwortlich ist, verwandelt die Oper in ein atmosphärisches Gesamtkunstwerk von düsterer Schönheit.

Ein Ölgemälde in Bewegung

Krauß entwirft eine Bühne, die wirkt wie ein lebendig gewordenes Gemälde. Rot und Blau dominieren das Bild. Auf der Drehbühne erhebt sich eine halbrunde Felskonstruktion, die sich immer wieder wandelt: mal zerklüftete Küste, mal das schwankende Deck eines Geisterschiffs. Alles scheint in Bewegung, als würde das Meer selbst atmen.

Der Fliegende Holländer / Foto: Matthias Horn
Alles aus einem Guss: Dennis Krauß zeichnet für Regie, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich. / Foto: Matthias Horn

Starke Stimmen, feine Nuancen

Krauß liest den „Fliegenden Holländer“ als romantische Horrorstory. Der Holländer, von Martin-Jan Nijhof mit intensiver Präsenz und großartiger Stimme gestaltet, erscheint wie ein Untoter: blasses Gesicht, rot umrandete Augen, ein Körper, gezeichnet von Jahren auf dem Meer. Sein blutrotes Kostüm kontrastiert scharf mit dem tiefblauen Ensemble – Sinnbild seines ewigen Fluchs.

Susann Vent-Wunderlich gestaltet Senta mit leuchtendem Sopran, Dominic Barberi verleiht Daland eine erdig-warme Bassfarbe und Kwonsoo Jeon als Erik zeigt eine berührende Zerrissenheit, während Florian Wugk (Steuermann) und Nadia Steinhardt (Mary) das Ensemble überzeugend abrunden.

Der Fliegende Holländer / Foto: Matthias Horn
„Der Fliegende Holländer“ am Theater Osnabrück überzeugt nicht nur musikalisch, sondern auch optisch. / Foto: Matthias Horn

Ein Meer aus Klang

Der neue Generalmusikdirektor Christopher Lichtenstein hat das Osnabrücker Symphonieorchester sorgfältig auf Wagners Klangwelt vorbereitet. In der besuchten Vorstellung führt Kapellmeister Benjamin Huth das Orchester mit feiner Hand, balanciert Dramatik und Stille präzise aus.

Auch der Chor unter der Leitung von Sierd Quarré beeindruckt durch Kraft und Präzision. Die Choreografin Gal Fefferman verleiht dem Ensemble durch stakkatoartige Bewegungen zusätzliche Spannung – stark wie die ganze Oper.


 
Dominik Lapp
Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.
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