Es war wohl ein klassischer Regie-Fehler, denn was der externe Stadtplaner den Teilnehmern der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses zum seit Jahren vor sich hindümpelnden Shoppingcenter-Projekt am Neumarkt ins Stammbuch schrieb, war von Seiten des Auftraggebers, der Verwaltung, so sicher nicht gewollt.

“Die Mall bereitet uns große Magenschmerzen”, so Benjamin Wille in seinem Vortrag, der einen Zwischenstand des in Arbeit befindlichen Städtebaulichen Masterplans für die Innenstadt liefern sollte.

Wenn sich zwischen Altstadt und Neustadt etwas tun soll um die beiden Stadtteile zu verbinden, dann gelänge das über die Neugestaltung des Neumarkts, “aber um Gottes Willen keine Mall”!

Seine deutliche Ablehnung begründete der Städteplaner aus Berlin unter anderem damit, dass es offensichtlich sei, dass mit einem neuen Einkaufscenter an anderer Stelle Flächen wegbrechen werden. Angesichts reichlich vorhandener Leerstände, zum Beispiel in der Hasestraße oder der Möserstraße, ist für den Außenstehenden nicht nachvollziehbar, warum man in Osnabrück so viel Hoffnung auf eine Mall setzen würde.
Was die Johannisstraße angeht, so kann sich der Stadtplaner eine Zukunft vorstellen, die nicht unbedingt einen Schwerpunkt im Einzelhandel haben muss.

Osnabrück mit Defiziten beim “Willkommen”

Bevor es zum Thema Shoppingcenter kam, gab der Stadtplaner mit dem “Blick von außen” bereits zahlreiche Einblicke auf verschiedene Aspekte, wo es in der Hasestadt noch Optimierungspotential gibt. Als Beispiel nannte er das “Willkommen”, das er für Reisende am Hauptbahnhof oder Altstadtbahnhof (Hasetor-Bahnhof) nicht erkennen könne. “Wo ist denn hier die Innenstadt?” oder “wie komme ich hier jetzt zum historischen Marktplatz?”, seien Fragen gewesen, die sich ihm als Auswärtigen bei der Anreise aufgedrängt hätten.

Möglichkeiten am Wall vorerst durch Neumarktsperrung belastet

Beim Verkehr auf dem Wall kann sich der Stadtplaner perspektivisch die Wegnahme von Fahrspuren vorstellen – allerdings zeigte sich auch hier ein kritischer und politisch unbelasteter Blick von außen, denn kurzfristig sei es “logisch, dass die Sperrung des Neumarkts mehr Druck auf den Wallring bringt”. Mit verbessertem ÖPNV und mehr CarSharing sei aber perspektivisch eine Entlastung des Individualverkehrs zu erwarten.
Ähnlich argumentierte auch Stadtbaurat Frank Otte, der darauf aufmerksam machte, dass für junge Menschen der eigene Führerschein und ein eigenes Auto längst nicht mehr den Stellenwert hätten, den sie bislang gehabt haben, weswegen zukünftig dem motorisierten Individualverkehr der Raum genommen werden könne.

Aufregung bei Heiko Panzer von der SPD

In der weiteren Diskussion konnte der SPD-Verkehrsexperte. Heiko Panzer nicht an sich halten, zumindest nachträglich einen Versuch zu unternehmen den unbelasteten auswärtigen Blick des Experten wieder in die nach Sicht der Regenbogenkoalition korrekten Schranken zu weisen.
“Mindestens 40%”, würde die Johannisstraße in die Tiefe “belebt”, so der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion zur Vision des Shoppingcenters. Und weiter zu den vor mehr als sieben Jahren auf den Weg gebrachten und seither nicht umgesetzten Plänen: “Wir haben uns in der Tiefe Gedanken gemacht”. Abschließend wurde der Experte, der eigentlich unbelastet arbeiten soll, noch mit einem düsteren Schlusssatz des SPD-Ratsherrn konfrontiert: “Das Schreckgespenst werde ich Ihnen austreiben”.