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So kritisch hinterfragt die Sparkasse Osnabrück ihre Rolle im Nationalsozialismus

Zum 200. Geburtstag möchte die Sparkasse nicht nur in die Zukunft blicken, sondern auch kritisch ihre Vergangenheit hinterfragen. Dafür hat sie zusammen mit dem Unternehmen H&C Stader Nachforschungen zur Sparkasse Osnabrück in der Zeit des Nationalsozialismus angestellt. Nach einem halben Jahr Recherche wurden auf einem Pressetermin am Donnerstag (15. Mai) nun die Ergebnisse vorgestellt.

Sparkasse Osnabrück blickt zurück in die NS-Zeit

200 Jahre Sparkasse Osnabrück. Ein Grund zum Feiern und zum nachdenken. Passend zum Jubiläum hat die Sparkasse Osnabrück gemeinsam mit dem Unternehmen H&C Stader die NS-Zeit aufgearbeitet. Ziel war es laut Vorstandvorsitzendem Johannes Hartig, einen validen Eindruck über die Sparkasse im Nationalsozialismus durch verschiedene Quellensichtungen zu erlangen. „Wir wollten wissen, wie groß die Nähe der Sparkasse Osnabrück zum Nationalsozialismus war und was geschehen ist in dieser Zeit. Uns war wichtig dieses dunkle Kapitel in der Geschichte der Sparkasse ganz bewusst aufzuarbeiten.“ Wichtig dabei war der Bank die aktive Aufarbeitung, sowie der offene und ehrliche Umgang mit dem Thema.

Präsentieren ihr veröffentlichtes Dossier: (v.l.n.r) André Schüller, Dr. phil. Max Schlenker, Dr. phil. Esther Graf, Johannes Hartig, Fabian Winkler. / Foto: Marieke Timmermann
Präsentieren ihr veröffentlichtes Dossier (von links): André Schüller, Dr. Max Schlenker, Dr. Esther Graf, Johannes Hartig und Fabian Winkler. / Foto: Marieke Timmermann

Aus Akten wird Aufklärung

Zur Recherche standen H&C Stader rund 300 Akten aus dem Sparkassenarchiv, dem niedersächsischen Landesarchiv und dem Stadtarchiv Osnabrück, bestehend aus 3.500 bis 4.000 Seiten, zur Verfügung. Seit Februar 2024 arbeiteten insgesamt fünf Personen an der Erstellung des jetzt veröffentlichten Dossiers.

Sparkassen im Zeichen der NS-Ideologie

Wie in allen anderen Teilen des Landes nach der Machtübernahme von Adolf Hitler 1933,  unterstanden auch die Sparkassen dem Prozess der Gleichschaltung, bei der es um die Ausrichtung auf die Weltanschauung des Nationalsozialismus ging. Auf Grund dessen wurden jüdische Beamte und politische unliebsame“ Personen aus dem Staatdienst entfernt. So auch bei der Sparkasse in Osnabrück: bei Bewerbungen wurden ab 1933 Ariernachweise“ verlangt, jüdische Mitarbeiter wurden entlassen oder degradiert.

Kleinsparer für den großen Krieg

Die Kontrolle der Nationalsozialisten über die Sparkassen war eng mit ihren wirtschaftspolitischen Zielen verbunden. Um die Finanzierung der Aufrüstung und die spätere Kriegsführung zu gewährleisten, war es notwendig Geld anzusparen. So kam es zu einer propagandischen Überhöhung von Sparen und Konsumverzicht. Mit weiteren Aktionen und Aufrufen wie die Zweckssparform Bauernsparbuch“ sollte weiteres Kapital eingezogen werden. Und das nicht ohne Folgen: 1939 besaß jeder zweite Deutsche ein Sparbuch und die Spareinlagen stiegen zwischen 1939 bis 1944 um das Vierfache. Zu Kriegsende verwalteten die Sparkassen landesweit Einlagen von etwa 100 Milliarden Reichsmark und Reichsanleihen – das machte 94,2 Prozent des Wertpapierbestandes aus.

Plakatwerbung des deutschen Sparkassenverlags. / Foto: Marieke Timmermann
Plakatwerbung des deutschen Sparkassenverlags. / Foto: Marieke Timmermann

Umgang mit jüdischen Kundinnen und Kunden

Auch im Umgang mit der jüdischen Bevölkerung reihten sich die Sparkassen in die damalige Zeit ein. So wurde entsprechend der Gesetzeslage jüdischen Kunden der Zugang zu ihren Vermögenswerten verwehrt. Zudem unterstützten sie die Beschlagnahme durch Weitergabe von Kundendaten.

Auch Sparkasse Osnabrück eingebunden

Die Sparkasse Osnabrück besteht aus den Vorgängerinstituten der Stadtsparkasse und der Kreissparkasse, die sich 1997 zur heutigen Sparkasse Osnabrück zusammenschlossen. Anders als bei vergleichsbaren Sparkassen ging hier der Prozess der Gleichschaltung nur langsam vonstatten.

Dennoch erfüllte die Bank pflichtbewusst alle gesetzlichen Vorgaben des NS-Regimes. So wurden auch hier nur Beamte neu eingestellt, die in der NSDAP waren und einen Ariennachweis“ vorlegen konnten. Zudem bevorzugte die Sparkasse alte Kämpfer“ zu beschäftigen, die bereits vor 1933 NSDAP-Mitglied waren. Im Umgang mit jüdischen Kontoinhabern wurden viele Konten gesperrt und Vermögenswerte zur Zwangsversteigerung gebracht. Zudem war die Sparkasse unmittelbar an der Zwangsversteigerung der Osnabrücker Synagoge im Jahr 1938 beteiligt, die nur Tage vorher beschädigt wurde.

Da viele Mitarbeiter an die Front gerufen wurden, setzte mit Kriegsausbruch ein enormer Arbeitskräftemangel ein, der auch an der Sparkasse Osnabrück nicht klanglos vorbei ging. Im April 1942 waren insgesamt 48 Prozent des Personalbestandes von 1939 einberufen. Nach Kriegsende arbeiteten nur noch rund 20 bis 30 Mitarbeiter bei der Kreissparkasse. Durch den Krieg waren Gebäude der Sparkasse von Zerstörungen betroffen, wie die Hauptzweigstelle 1944.

Wie die Sparkasse ihre Geschichte sichtbar macht

Interessierte können sich das Dossier online durchlesen. Um ihre Ergebnisse auch analog für die Bürger zugänglich zu machen, plant die Bank ein Ausstellungsformat im vierten Quartal im Museumsquartier. Außerdem sollen alle Quellen ins niedersächsische Landesarchiv überführt werden, um sie für weitere spätere Nachforschungen nutzen zu können.


 
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