Der neue Radboulevard am Bahnhofsvorplatz in Osnabrück soll ein klares Signal senden: Radverkehr bekommt Raum, Ordnung und Vorrang. Doch kaum sind die neuen Flächen freigegeben, stehen bereits wieder Fahrräder dort, wo sie nicht hingehören. An Zäunen angeschlossen, mitten an den Fahrspuren, sorgen sie für Unmut bei Pendlern und Beobachtern.
Wildparkerei soll nicht geduldet werden
Aus Sicht der Stadt ist die Sache eindeutig. „Es ist nicht Sinn des Radboulevards, darauf Fahrräder abzustellen“, teilt Stadtsprecher Simon Vonstein auf Anfrage der HASEPOST mit und macht deutlich, dass das Problem kein rein Osnabrücker ist. Viele Städte kämpfen mit wild abgestellten Rädern an zentralen Knotenpunkten. Entsprechend schaut die Verwaltung über den eigenen Tellerrand hinaus. Man habe Lösungen anderer Kommunen im Blick und prüfe derzeit, welche Maßnahmen sich vor Ort umsetzen lassen. Unmissverständlich bleibt jedoch die Linie der Stadt: „Fakt ist: Ein Abstellen der Räder auf dem Radboulevard wird nicht akzeptiert.“

Kein Sand, sondern mineralische Mulchung
Neben den abgestellten Rädern sorgt vor allem die Gestaltung der neuen Beete für Diskussionen. Auf den ersten Blick wirken sie karg, fast wie Schottergärten: Sand und Kies statt sattes Grün. Zwar wurden die Flächen entsiegelt, doch bereits jetzt weht feiner Sand über den Radboulevard. Kritiker fragen sich, wie das zur gewünschten Abkühlung des Stadtraums beitragen soll – und ob das überhaupt mit den landesweiten Vorgaben zum Verbot von Schottergärten vereinbar ist.

Die Stadt weist diesen Vergleich klar zurück. Nach Angaben von Simon Vonstein wurden die Pflanzflächen mit Oberboden angelegt und lediglich oben mit einer dünnen Schicht Estrichsand abgedeckt. Diese so genannte mineralische Mulchung sei „in keinster Weise mit einem Schottergarten zu vergleichen“.
Bewährtes Konzept mit Geduld
Die Mulchschicht erfülle gleich mehrere Funktionen: Sie unterdrücke Wildkraut, halte den Boden mager und fördere so gezielt das Wachstum der Stauden. Ein ähnliches Vorgehen habe sich bereits bewährt, zuletzt beim Dreiecksbeet vor dem Advena-Hotel auf der früheren Wasserbeckenfläche.

Entscheidend ist dabei der Faktor Zeit. Schon im kommenden Jahr sollen die Stauden so weit gewachsen sein, dass sie den Sand weitgehend bedecken. Damit würde nicht nur die Optik deutlich grüner, auch das Verwehen des Materials durch den Wind soll dann spürbar nachlassen.
Ein Projekt im Werden
Der Radboulevard am Bahnhofsvorplatz ist damit weniger fertiges Produkt als vielmehr ein Projekt im Prozess. Ordnung beim Abstellen der Fahrräder und Geduld bei der Entwicklung der Pflanzflächen sind zentrale Baustellen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Die Stadt setzt darauf, dass sich mit klaren Regeln und etwas Zeit das gewünschte Bild einstellt: ein funktionaler, grüner und attraktiver Eingang in die Stadt für alle, die auf zwei Rädern unterwegs sind oder mit der Bahn in der Friedensstadt ankommen.
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