Premiere: Erster Praxiseinsatz von Studierenden der neuen Hebammenwissenschaften auf dem Finkenhügel

Start frei: Joana Schäfer (li.) und Eva-Maria Linke gehören zu den ersten Studentinnen der Hebammenwissenschaften. / Foto: Jens Lintel

Neuerungen auf dem Weg in den Hebammenberuf: Nachdem die Ausbildungsvorgaben für Hebammen, an die Vorgaben der anderen europäischen Länder nach EU-Recht angepasst wurden, wird die Berufsausbildung zur Hebamme in Zukunft ein Studium sein.

An der Akademie des Klinikums Osnabrück, an der die Hebammenausbildung eine lange Tradition hat, sind im vergangenen Herbst 16 junge Frauen in die dreijährige Ausbildung gestartet. Fast gleichzeitig haben im Wintersemester des Vorjahres die ersten 24 Studierenden – darunter 23 Frauen und ein Mann – den siebensemestrigen neuen Studiengang „Hebammenwissenschaft B. Sc.“ an der Hochschule Osnabrück aufgenommen. Sechs von ihnen durchlaufen den praktischen Teil ihres Studiums im Klinikum Osnabrück.

Bachelorstudiengang statt fachschulischer Ausbildung

In Zukunft wird der primärqualifizierende duale Bachelorstudiengang die bisherige fachschulische Ausbildung ablösen. Die Hochschule Osnabrück ist einer von vier Standorten in Niedersachsen, an denen das neue Studium absolviert werden kann. Nach Informationen von Silke Geers, die den Fachbereich Hebammenausbildung an der Akademie des Klinikums leitet, gibt es eine große Nachfrage nach den Studienplätzen.

Zu den jungen Leuten, die jetzt in Osnabrück in den akademisierten Beruf starten, gehören u.a. die aus Baden-Württemberg stammende Joana Schäfer und Eva-Maria Linke, die aus dem Kreis Herford kommt. Beide freuen sich nicht nur darüber, dass sie einen der raren Studienplätze ergattert haben – sondern auch über die Kombination von Hochschule und dem Klinikum Osnabrück, wegen der sie sich besonders viel von ihrer Ausbildung versprechen.

Neben einer Zugangsberechtigung für die Hochschule und einem vierwöchigen Vorpraktikum bildet es die Zugangsvoraussetzung für den Studiengang, dass ein Vertrag zur akademischen Hebammenausbildung bei einer kooperierenden Praxiseinrichtung vorgewiesen werden muss. In diesen Einrichtungen absolvieren die Studierenden den praktischen Teil ihrer Ausbildung. Es stehen in jedem Semester mehrwöchige Praxisphasen für sie an, deren Dauer variiert.

Osnabrück als Wunschstandort

„Ich habe mich bewusst in Osnabrück beworben, da ich an einem Standort studieren und den praktischen Teil absolvieren wollte, an dem bereits Erfahrung mit dem älteren Hebammenstudiengang „Midwifery“ vorhanden ist“, sagt Joana Schäfer. Auch Eva-Maria Linke hat sich Osnabrück aufgrund des auch künftig übergangsweise weiter angebotenen Studiengangs „Midwifery“ ausgesucht. „Es gibt zahlreiche Standorte, an denen der Studiengang Hebammenwissenschaft ohne solch einen Vorlauf gestartet ist. Ich gehe davon aus, dass wir davon profitieren, dass wir an der Hochschule von bereits erfahrenen Dozentinnen unterrichtet werden und an der bereits das Zusammenspiel mit den Ausbildungseinrichtungen geübt ist“, sagt sie.

Schäfer, Linke und vier weitere Studierende der Hebammenwissenschaften haben gerade ihre erste vierwöchige Praxisphase im Kreißsaal durchlaufen. Auf der Wochenbettstation, in der Neonatologie, auf der gynäkologischen Station, bei Operationen und bei den freiberuflichen Hebammen werden sie bei den nächsten Einsätzen sein. Beide Studierende waren auch gleich bei mehreren Geburten mit dabei – Joana Schäfer auf Anhieb bei Zwillingen. „Jetzt am Anfang haben wir uns einen Überblick über die Aufgabenbereiche von Hebammen verschafft, mit denen sie im Kreißsaalalltag konfrontiert werden“ so Schäfer. „Für uns ging es erstmal darum, unsere Rolle im Kreißsaalteam zu finden. Wir durften Hebammen in verschiedenen Betreuungssituationen begleiten und einige Aufgaben bereits selbstständig übernehmen“, ergänzt Linke.

Gelungener Studienauftakt

Beiden hat gut gefallen, wie sie in das Team von Geburtshilfeabteilung und Frauenklinik aufgenommen und im weiteren Verlauf angeleitet worden sind. Wie Fachbereichsleiterin Silke Geers verdeutlicht, die selbst Hebamme und Gesundheitswissenschaftlerin ist, werden die Studierenden in einem Viertel ihrer praktischen Studienphasen in Form von individuellen Praxisanleitungen durch die Praxisanleiterinnen der Hebammenschule, des Kreißsaals und der Stationen begleitet. Nach Angaben von Anke Kramer, der Leitenden Hebamme des Klinikums, sind es allein fast zehn ihrer Kolleginnen, die sich dafür qualifiziert haben, an der Ausbildung von Nachwuchs mitzuwirken. „Das zeigt, wie wichtig wir das nehmen“, sagt Kramer.

Nach Meinung der beiden Studentinnen ist der Auftakt im Klinikum super gelaufen. „Wir wurden zunächst ein paar Tage in der Akademie und im Kreißsaal außerhalb der regulären Dienste eingeführt, was den Einstieg erleichtert hat. Auch von den Schülerinnen wurden wir offen ins Team aufgenommen.“ lobt Linke. „Wir sind total motiviert, weil wir als Erste mit dem Studiengang Hebammenwissenschaft starten. Es herrscht Aufbruchsstimmung und wir bekommen viel positives Feedback – das gibt ein gutes Gefühl“, so Schäfer.

Die jungen Frauen sehen eine Chance darin, dass das Hebammenwesen mit dem neuen Studiengang nun endgültig von der Bezugswissenschaft zur eigenen wissenschaftlichen Disziplin geworden ist. „Damit sind viele neue berufliche Möglichkeiten verbunden“, meint Linke, „aber vor allem nützt es ja auch den Müttern, wenn in unserem Beruf zunehmend evidenzbasiert und auf Grundlage von wissenschaftlicher Forschung gearbeitet wird.“

Traumberuf Hebamme

Für die beiden jungen Frauen ist der Hebammenberuf der schönste Beruf, den sie sich vorstellen können. Eva-Maria Linke hat sich mit voller Überzeugung aus einem Wirtschaftsstudiengang umorientiert – und für Joana Schäfer war es der Traumberuf, seit sie elf Jahre alt ist. Beide finden es schön, Frauen in der besonderen Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bedürfnisorientiert begleiten zu können und die Selbstbestimmung und Autonomie der Frauen zu fördern. Sie sehen eine herausfordernde Aufgabe im Hebammenberuf, die mit viel Verantwortung verbunden sei, gleichzeitig aber viele und künftig sogar noch mehr spannende Einsatzfelder biete.

Akademieleiterin Kerstin Moldenhauer und Fachbereichsleiterin Silke Geers freuen sich darüber, dass die Frauen so gut an der Hochschule und im Klinikum Osnabrück angekommen sind. Wie sie ankündigen, werden auf dem Finkenhügel zum kommenden Wintersemester bereits neun Praxisplätze für Studierende der Hebammenwissenschaft zur Verfügung gestellt.

Ein Studium ist für die Hebammenausbildung nicht ganz neu. Schon seit vielen Jahren haben die Auszubildenden im Fachbereich Hebammenausbildung durch die Kooperation mit der Hochschule Osnabrück die Möglichkeit, parallel zu ihrer Ausbildung den Studiengang „Midwifery“ zu absolvieren. Weitere Infos zum Thema gibt’s hier.


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