Die Küche ist das Herzstück eines jeden Haushalts. Hier wird gekocht, gelacht und gelebt. Doch wo gehobelt wird, da fallen Späne – oder in diesem Fall: Wo gekocht wird, da fallen Abfälle an. Der Abfluss der Küchenspüle ist wohl der am stärksten beanspruchte Abwasserweg im ganzen Haus. Täglich muss er mit einer Mischung aus Wasser, Spülmittel, Fetten, Ölen und kleinen Essensresten fertig werden.
Es ist ein schleichender Prozess: Zuerst läuft das Wasser nur zögerlich ab, dann hört man ein gluckerndes Geräusch, und schließlich steht die braune Brühe im Becken. Nichts geht mehr. Eine professionelle Rohrreinigung durch einen Norva24 Partnerbetrieb ist dann oft die letzte Rettung. Doch soweit muss es gar nicht kommen. Wer die chemischen und physikalischen Prozesse in seinen Rohren versteht und einige einfache Gewohnheiten in den Küchenalltag integriert, kann Verstopfungen fast vollständig vermeiden.
In diesem Artikel erfahren Sie alles über die größten Feinde Ihres Küchenabflusses und wie Sie mit einfachen Mitteln dafür sorgen, dass eine teure Rohrreinigung gar nicht erst nötig wird.
Der Feind Nr. 1: Fett und Öl – Die unterschätzte Gefahr
Wenn man professionelle Rohrreiniger fragt, was die häufigste Ursache für verstopfte Küchenabflüsse ist, lautet die Antwort fast immer: Fett.
Viele Menschen begehen den Fehler, flüssiges Bratfett, Öl aus der Thunfischdose oder Reste von Saucen einfach in den Ausguss zu kippen. Die Logik dahinter scheint schlüssig: „Es ist flüssig, also fließt es weg.“ Doch das ist ein fataler Irrtum.
Was passiert im Rohr?
Fett ist hydrophob, es vermischt sich also nicht mit Wasser. Solange das Fett heiß ist (z. B. direkt aus der Pfanne), bleibt es flüssig. Doch sobald es in den Abfluss gelangt, kühlt es ab. Das Wasser im Siphon und in den weiterführenden Rohren ist deutlich kälter. Das Fett erstarrt binnen Sekunden.
Es setzt sich an den Rohrwandungen ab, Schicht für Schicht. Man kann sich das vorstellen wie die Verkalkung von Arterien im menschlichen Körper. Der Durchmesser des Rohres wird immer kleiner. Diese Fettschichten sind klebrig und uneben. Sie bilden den idealen Haftgrund für alles andere, was noch durch den Abfluss gespült wird.
Die richtige Entsorgung
Um eine aufwendige Rohrreinigung zu vermeiden, gilt die goldene Regel: Fett gehört niemals in den Abfluss.
- Kleine Mengen: Wischen Sie fettige Pfannen und Töpfe vor dem Spülen mit einem Haushaltstuch (Küchenrolle) aus. Das fettige Tuch gehört in den Restmüll.
- Große Mengen: Frittierfett oder größere Mengen Öl sollten in einem verschließbaren Gefäß (altes Marmeladenglas, leere Plastikflasche) gesammelt und dann über den Restmüll entsorgt werden.
- Der „Heiße-Wasser-Trick“ hilft nicht: Viele glauben, dass man Fett einfach mit viel heißem Wasser und Spülmittel wegspülen kann. Das verschiebt das Problem jedoch nur. Das Fett emulgiert zwar kurzzeitig, trennt sich aber wenige Meter weiter hinten im Rohrsystem wieder vom Wasser, kühlt ab und verstopft dann die Hauptleitung oder Fallrohre, was eine noch teurere Rohrreinigung zur Folge haben kann.
Der Feind Nr. 2: Speisereste und Stärke
Neben Fett sind organische Speisereste der zweite Hauptgrund für verstopfte Küchenabflüsse. Besonders tückisch sind hierbei stärkehaltige Lebensmittel.
Das Quell-Problem
Nudeln, Reis, Kartoffelschalen oder Mehlreste haben eine physikalische Eigenschaft, die im Kochtopf gewünscht, im Abfluss aber katastrophal ist: Sie quellen auf. Ein paar Reiskörner, die beim Abgießen im Ausguss landen, wirken harmlos. Doch im Siphon saugen sie sich mit Wasser voll und vergrößern ihr Volumen um ein Vielfaches. In Kombination mit den oben beschriebenen klebrigen Fettschichten entsteht eine Art „Mörtel“, der das Rohr komplett abdichtet.
Der Mythos vom Kaffeesatz
Ein hartnäckiges Gerücht hält sich wacker: „Kaffeesatz reinigt das Rohr, weil er wie Scheuermilch wirkt.“ Das ist falsch. Rohrreinigungsexperten warnen eindringlich davor. Kaffeesatz löst sich nicht im Wasser auf. Er ist schwer und setzt sich in den Kurven und Senken der Rohre ab (besonders im Siphon). Dort verbindet er sich mit Fett zu einer betonartigen Masse, die extrem schwer zu entfernen ist. Kaffeesatz gehört in den Bio-Müll oder auf den Kompost, aber niemals in den Ausguss.
Prävention: Technische Helfer und richtige Gewohnheiten
Die beste Rohrreinigung ist die, die man nicht durchführen muss. Mit wenigen Hilfsmitteln und Handgriffen schützen Sie Ihre Leitungen.
Das Abflusssieb: Klein, aber oho
Die einfachste und effektivste Investition für Ihre Küche kostet nur wenige Euro: Ein feinmaschiges Abflusssieb aus Edelstahl. Es verhindert mechanisch, dass grobe Speisereste, Gemüseschnipsel oder Nudeln in den Siphon gelangen. Alles, was im Sieb hängen bleibt, können Sie mit einem Handgriff in den Mülleimer klopfen. Gewöhnen Sie sich an, das Sieb nach jedem Abwasch kurz zu leeren.
Teller vorreinigen
Bevor Geschirr in das Spülbecken oder die Spülmaschine wandert, sollten grobe Speisereste konsequent in den Mülleimer abgestreift werden. Auch Saucenreste sollten so gut wie möglich entfernt werden. Je weniger organische Masse in das System gelangt, desto geringer das Risiko einer Verstopfung.
Regelmäßiges Spülen mit kochendem Wasser
Auch bei größter Vorsicht gelangen minimale Fettmengen in den Abfluss. Um zu verhindern, dass sich diese festsetzen, sollten Sie einmal pro Woche einen großen Topf kochendes Wasser direkt in den Ausguss gießen. Die Hitze verflüssigt frische Fettablagerungen und spült sie weiter, bevor sie aushärten können. Dies ist eine einfache Form der thermischen Rohrreinigung, die völlig ohne Chemie auskommt.
Hausmittel zur Pflege: Die sanfte Rohrreinigung
Sie müssen nicht warten, bis der Abfluss verstopft ist, um aktiv zu werden. Eine regelmäßige Pflege mit Hausmitteln hält die Rohre frei und neutralisiert Gerüche.
Die Natron-Essig-Methode
Diese Kombination ist ein Klassiker und wirkt Wunder bei der Vorbeugung:
- Geben Sie etwa 4 Esslöffel Natron (oder Backpulver) direkt in den trocken gelegten Ausguss.
- Gießen Sie sofort eine halbe Tasse Essigessenz hinterher.
- Es wird anfangen zu sprudeln und zu zischen. Das ist die chemische Reaktion, bei der Kohlendioxid entsteht. Dieses Gas lockert Ablagerungen mechanisch, während der Essig gegen Kalk und Fett wirkt.
- Lassen Sie das Gemisch etwa 15 Minuten einwirken.
- Spülen Sie mit reichlich heißem Wasser nach.
Wenden Sie diese Methode einmal im Monat an, um leichte Beläge zu entfernen und Bakterien abzutöten, die für schlechte Gerüche sorgen.
Warum Sie auf chemische Granulate verzichten sollten
Im Supermarkt gibt es aggressive chemische Rohrreiniger. Diese sind oft auf Basis von Natriumhydroxid oder Kaliumhydroxid. Sie sind zwar effektiv, bergen aber Risiken:
- Hitzeentwicklung: Bei der Reaktion entsteht enorme Hitze. Kunststoffrohre (Siphons) können sich verformen und undicht werden.
- Verklumpung: Wird das Granulat nicht schnell genug weggespült oder überdosiert, kann es im Rohr zu einem harten Klumpen auskristallisieren, der das Rohr endgültig verschließt. Dann hilft oft nur noch das Aufsägen des Rohres durch einen Fachmann für Rohrreinigung.
- Umwelt: Die Chemikalien belasten das Abwasser stark.
Der Siphon: Die manuelle Reinigung
Trotz aller Vorsicht kann sich im Siphon (dem U-förmigen Rohrstück unter der Spüle) Schmutz ansammeln. Der Siphon dient als Geruchsverschluss, ist aber auch eine Schmutzfalle.
Trauen Sie sich ruhig, den Siphon ein- bis zweimal im Jahr manuell zu reinigen. Das ist einfacher als gedacht:
- Stellen Sie einen Eimer unter den Siphon.
- Lösen Sie die Überwurfmuttern (meist von Hand oder mit einer Rohrzange vorsichtig möglich).
- Nehmen Sie das U-Stück heraus und leeren Sie das Wasser in den Eimer.
- Reinigen Sie das Rohrstück gründlich mit einer Flaschenbürste und heißem Wasser in einem anderen Becken oder der Badewanne.
- Bauen Sie alles wieder zusammen und prüfen Sie, ob die Dichtungen noch intakt sind (ggf. austauschen).
- Lassen Sie Wasser laufen und prüfen Sie auf Dichtheit.
Diese mechanische Rohrreinigung ist die gründlichste Methode, um den Bereich direkt unter der Spüle sauber zu halten.
Spülmaschine nicht vergessen
Oft vergessen wird, dass die Spülmaschine meist an denselben Siphon angeschlossen ist wie die Spüle. Wenn der Abfluss der Spüle durch Fett verengt ist, kann auch das Wasser der Spülmaschine nicht mehr richtig abgepumpt werden. Umgekehrt pumpen Spülmaschinen oft fettiges Wasser in den Siphon. Reinigen Sie daher regelmäßig auch das Sieb im Boden Ihrer Spülmaschine und lassen Sie die Maschine einmal im Monat mit einem Maschinenpfleger bei hoher Temperatur (mindestens 60 Grad) laufen, um Fette im Abpumpschlauch zu lösen.
Wann ist der Profi gefragt?
Trotz bester Vorbeugung kann es passieren, dass die Verstopfung tiefer im Rohrsystem sitzt, etwa im Fallstrang des Hauses oder in der Grundleitung. Warnzeichen hierfür sind:
- Wasser kommt an anderen Stellen (z. B. Dusche) hoch, wenn die Spülmaschine läuft.
- Es gluckert laut, auch wenn kein Wasser läuft.
- Hausmittel und Pömpel zeigen keinerlei Wirkung mehr.
In diesen Fällen sollten Sie keine weiteren Selbstversuche unternehmen, da Sie das Problem durch Druck oder Chemie verschlimmern könnten. Ein professioneller Betrieb für Rohrreinigung verfügt über Spezialkameras und elektromechanische Spiralen, um das Problem tief im System zu lokalisieren und zu beheben.
AFP