Zwei junge Menschen aus Osnabrück machen sich auf den Weg, um für ein Jahr das Gesicht ihrer Heimatstadt im Ausland zu sein. Mit Huda Hamal Hadad und Şahin Ayhan schickt Osnabrück zwei neue Städtebotschafter in die Partnerstädte Çanakkale in der Türkei und Angers in Frankreich.
Ein einzigartiges Austauschmodell
Seit 1965 gibt es das Städtebotschafter-Programm, das Osnabrück von allen anderen Städten in Deutschland unterscheidet. Mehr als 300 Menschen haben in den vergangenen Jahrzehnten in dieser besonderen Funktion gelebt und gearbeitet. Während es in Derby (England) seit 2015 keinen Osnabrücker Städtebotschafter mehr gibt und in Haarlem (Niederlande) nur ein einziges Mal ein Städtebotschafter aus der Friedensstadt vertreten war, ist der Austausch mit Çanakkale und Angers bis heute fest verankert.
Arbeiten, wohnen, Alltag meistern
Die jungen Botschafterinnen und Botschafter erhalten in den jeweiligen Städten Arbeitsverträge und Wohnungen. Von ihrem Gehalt müssen sie die ortsübliche Miete zahlen und mit dem verbleibenden Budget den Alltag organisieren. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Sie pflegen Kontakte in die Partnerstädte, unterstützen bei Begegnungen, vermitteln Praktika und Brieffreundschaften, geben Auskünfte und organisieren Bürgerreisen.
„Für die jungen Leute ist es eine Herausforderung, weil sie sich für ein Jahr selbst versorgen und organisieren müssen – vom Einkaufen über das Wäschewaschen bis hin zur Terminorganisation“, betont Jens Koopmann, Leiter des Städtepartnerschaftsbüros.
Erfahrungen fürs Leben
Auch Oberbürgermeisterin Katharina Pötter hebt die Bedeutung des Programms hervor: „Unsere Städtebotschafter sind wichtige Ansprechpartner in den Partnerstädten. Und für sie ist es eine wertvolle Erfahrung, weil sie andere Kulturen und viele Menschen kennen lernen. Aus diesen Begegnungen sind oftmals Freundschaften entstanden.“
Huda Hamal Hadad will Jugendparlament in Çanakkale gründen
Die 19-jährige Huda Hamal Hadad stammt aus Syrien, lebte für einige Zeit in der Türkei und ist seit 2015 in der Region Osnabrück zu Hause. Sie spricht neben Arabisch und Türkisch auch Deutsch und Englisch, hat ihr Abitur am Graf-Stauffenberg-Gymnasium absolviert und sieht in dem Aufenthalt in Çanakkale eine Chance für ihre Zukunft: „Ich bin sehr gespannt auf die Zeit und möchte dort Erfahrungen für meinen späteren Beruf sammeln.“ Ihr erklärtes Ziel ist nämlich, Arabistik und Politikwissenschaft zu studieren, um später im diplomatischen Bereich zu arbeiten. In Çanakkale möchte sie gern dabei helfen, ein Jugendparlament wie in Osnabrück aufzubauen – ein Projekt, das dort seit 2021 im Gespräch ist, aber bisher nicht umgesetzt wurde.
Şahin Ayhan zieht es nach Frankreich
Der 20-Jährige Şahin Ayhan verbrachte nach dem Abitur zunächst ein halbes Jahr in Australien. „Ich war dort gerade am Strand, als ich gelesen habe, dass Städtebotschafter gesucht werden.“ Nun will er in Angers nicht nur neue Erfahrungen sammeln, sondern auch seine Französischkenntnisse verbessern. „Ich lasse das einfach auf mich zukommen und möchte in Angers so gut wie möglich im Alltag zurechtkommen“, verrät er im Gespräch mit unserer Redaktion.
