Kaufhof-Verhüllung: Deshalb muss die Kunst in Osnabrück “bewacht” werden

Wenn der Künstler Ibrahim Mahama in Osnabrück eines geschafft hat, dann die Bevölkerung in der Meinung über sein Kunstwerk, das verhüllte ehemalige Kaufhof-Gebäude, zu spalten.

Keine zwei Meinungen sollte es bei der Frage nach dem Brandschutz geben. Dazu hat bereits in der vergangenen Woche Kulturstadtrat Wolfgang Beckermann gegenüber der Redaktion der HASEPOST erklärt, warum die Kunstinstallation rund um die Uhr bewacht werden muss und was bei der Planung im Vorfeld nicht bedacht worden war.

Nach Angaben von Beckermann soll vor allem die Statik der Hänge-Aktion im Fokus der Sicherheitsüberlegungen gestanden haben. Dabei sei man von komplett windundurchlässigen Stoffen ausgegangen und habe schließlich sogar deutlich mehr Sicherheit geschaffen, als für die tatsächlich verwendeten Materialien notwendig ist. Hinsichtlich Brandschutz, so Beckermann, habe man aber kurzfristig “nachsteuern” müssen.

Keine Überprüfung des verwendeten Materials hinsichtlich Brandschutz

Anders als bei Werbeplanen, die regelmäßig an Baugerüsten zu finden sind, wurde das vom Verhüllungskünstler Mahama verwendete Material (Jutesäcke und ein extra aus Afrika eingeflogenes Gewebe aus Kunstfasern) nicht im Vorfeld auf seine Feuergefährlichkeit hin überprüft.

Brandwache vor dem verhüllten Kaufhof
Brandwache vor dem verhüllten Kaufhof. / Foto: Pohlmann

Üblich bei der Verhüllung von Gebäuden sind nach Recherchen unserer Redaktion zertifizierte Materialien, die der Brandschutzklasse B1 entsprechen. So werden auf der Osnabrücker Maiwoche auch für die Werbeplanen an den Bühnen nur entsprechend zertifizierte Stoffe zugelassen.
Dabei handelt es sich um “schwer entflammbare” Materialien nach der in Deutschland geltenden Brandschutznorm DIN 4102-1. Die DIN-Norm definiert, dass der Brand nach dem Entfernen der Brandquelle bei Stoffen nach der Brandschutzklasse B1 von selbst erlischt. Zusätzlich gilt europaweit auch die Klassifizierung nach EN 13501-1, um auch “Brandnebenerscheinungen” wie Rauchentwicklung oder brennende Tropfen auszuschließen.

Kaufhof-Material entspricht nicht gängigen Brandschutznormen

Ein von unserer Redaktion anhand einer Stoffprobe vorgenommener Versuch zeigt, dass das verwendete Material nicht “von selbst erlischt” und es bei einem Brand wohl auch zu starker Rauchentwicklung kommen dürfte.

Feuerwehr hielt erste Brandwache über Nacht

Um direkt Sicherheit zu schaffen, wurde in der vergangenen Woche die Berufsfeuerwehr angefordert. Später übernahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kunsthalle die “Brandwache”. Inzwischen soll eine private Sicherheitsfirma diese Aufgabe bis Oktober 24/7 übernehmen.

Stoff musste teilweise wieder runter von der Fassade

Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wurde ein Sicherheitsabstand von 5 Metern zu dem an der Möserstraße angrenzenden Gebäude geschaffen – dafür musste die bereits bestehende Installation teilweise wieder entfernt werden. Die zu Beginn der Verhüllungsaktion bis auf den Boden reichenden Materialien (Jutesäcke und Kunststoff-Mischgewebe) wurden nachträglich um einige Meter “angehoben” und können jetzt zum Beispiel nicht mehr von einer achtlos weggeworfenen Zigarette in Brand gesetzt werden.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

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