Rund um den 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, zeigen Stadt und Landkreis Osnabrück sowie die Stadt Georgsmarienhütte: Der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt bleibt drängend – und er braucht klare Botschaften, politische Konsequenzen und eine breite öffentliche Aufmerksamkeit.
Die neuesten Zahlen bestätigen den Ernst der Lage. Das Bundeskriminalamt meldet für 2024 bundesweit 265.942 Opfer häuslicher Gewalt – ein neuer Höchststand. Auch in Niedersachsen steigen die Fallzahlen, besonders im Bereich Partnerschaftsgewalt. Frauen und queere Menschen sind überproportional betroffen.

Stadt Osnabrück zeigt Flagge
Die Stadt Osnabrück hisst am 25. November traditionell die Fahne gegen Gewalt – ein Symbol, das bewusst mit politischen Forderungen verknüpft wird. Das Gleichstellungsbüro drängt auf den konsequenten Ausbau lokaler Schutz- und Unterstützungsangebote, unter anderem auf Basis der Istanbul-Konvention. Die Gleichstellungsbeauftragte Patricia Heller mahnt: „Jede Person hat ein Recht auf ein Leben frei von Gewalt. Deshalb müssen wir insbesondere die lokalen Schutz- und Unterstützungsstrukturen stärken, damit Betroffene tatsächlich Sicherheit finden.“ Allein 2024 mussten im Autonomen Frauenhaus über 300 Frauen und Kinder abgewiesen werden – ein Hinweis auf gravierende Engpässe.
Auch Landkreis setzt Zeichen
Auch der Landkreis Osnabrück setzt ein sichtbares Zeichen: Vor dem Kreishaus wird die orangefarbene Fahne gehisst – Symbol für Haltung, Aufmerksamkeit und Solidarität. Ein besonderer Schwerpunkt des Landkreises liegt in diesem Jahr auf Gewalt in jungen Partnerschaften. Untersuchungen zeigen, dass bereits Teenager psychische Kontrolle, digitale Überwachung, Erniedrigungen oder körperliche Gewalt erleben können. Prävention müsse daher früh ansetzen – in Schulen, Jugendzentren sowie durch medienpädagogische Angebote.
„Gewalt beginnt nicht erst im Erwachsenenalter“, betont Franziska Grüter-Matt, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Osnabrück. „Teenagerbeziehungen sind wichtige Lernorte, und wir müssen Jugendlichen klarmachen, dass Respekt, Freiwilligkeit und Gleichberechtigung die Grundlagen jeder Beziehung sind. Niemand muss Gewalt aushalten, und jede Form von Gewalt ist eine zu viel.“
Eine niedrigschwellige Aktion, die weit in den Alltag reicht, ist die Brötchentüten-Aktion der Zonta-Frauen: Bäckereien in der Region geben am 25. November Tüten mit Hinweisen auf Hilfsangebote aus – in diesem Jahr mit besonderem Blick auf Jugendliche.

Georgsmarienhütte: Bonbons, Bänke und ein Theaterstück
Auch Georgsmarienhütte setzt wieder auf vielfältige Aktionen. Vor dem Rathaus weht die Aktionsflagge, und stadtweit werden Give-aways verteilt: Pfefferminzbonbons, gemeinsam von der Gleichstellungsbeauftragten Susanne Häring und der Polizei verteilt, versehen mit wichtigen Hilfetelefonnummern. „Damit soll eine klare Message gesetzt werden“, sagt Häring. „Denn hier in Georgsmarienhütte ist kein Platz für Gewalt jeglicher Art.“
Sechs orangefarbene Bänke im Stadtgebiet – eine weitere folgt noch dieses Jahr – machen die Problematik im öffentlichen Raum sichtbar. „Diese Bänke sind nicht nur ein Angebot für Betroffene, sondern sollen die Gesellschaft insgesamt sensibilisieren, nicht wegzuschauen“, so Häring. „Denn Gewalt an Frauen und Mädchen ist leider mitten unter uns.“
Zudem lädt die Stadt am 1. Dezember zur kostenlosen Theateraufführung „Die Frau, die gegen Türen rannte“ ein, in Kooperation mit dem Präventionsrat – ein weiterer Baustein der öffentlichen Sensibilisierung.
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