Das Musical „Elisabeth“ von Michael Kunze (Buch und Songtexte) und Sylvester Levay (Musik) ist mit einer halbszenischen Tour-Inszenierung zurückgekehrt – aktuell zu Gast an der Staatsoper Hannover. Unter der Regie von Gil Mehmert, der eine dichte und temporeiche Erzählweise in den Vordergrund stellt, zeigt sich das Stück in einer überraschend konzentrierten und eindrucksvollen Form.
Orchester als integraler Bestandteil der Inszenierung
Auf ein klassisches Bühnenbild wird bewusst verzichtet: Das 19-köpfige Orchester ist auf der Bühne sichtbar und wird als integraler Bestandteil der Inszenierung genutzt. Diese Entscheidung trägt ebenso zur Intensität bei wie die Straffung der Handlung durch Kürzungen bei Songs und Reprisen.

Die dramaturgische Fokussierung auf Figurenentwicklung und Personenregie überzeugt, während das historische und charakterbezogene Kostümbild von Yan Tax zusätzliche Authentizität verleiht. Das Sounddesign von Thomas Strebel liefert kristallklare Klänge, die von Michael Balgavys atmosphärischem Videodesign auf einer LED-Wand und dem Lichtdesign von Michael Grundner eindrucksvoll ergänzt werden.

Starke Leistungen auf der Bühne
Besonders hervorzuheben sind die Darstellerinnen und Darsteller: Kristine Emde brilliert als Elisabeth mit starker Stimme und beeindruckender Wandlungsfähigkeit zwischen jung und alt. Lukas Mayer überzeugt als Tod mit kühler Präsenz und volltönender Stimme, während Gerrit Hericks als Lucheni mit lebendig-aggressivem Gesang und mitreißender Erzählkunst begeistert. Auch die Nebenrollen, etwa Esther Ardoin als Erzherzogin Sophie, Armin Kahl als Kaiser Franz Joseph oder Dennis Hupka als Kronprinz Rudolf, sind durchweg stark und stimmlich hervorragend besetzt.

Exzellentes Orchester
Musikalisch ist Sylvester Levays Partitur das Herzstück der Aufführung. Das exzellente Orchester unter der Leitung von Bernd Steixner entfaltet kraftvoll eine enorme Bandbreite zwischen Symphonie, Walzer und Rock/Pop. Große Songs wie „Der letzte Tanz“ und „Ich gehör nur mir“ oder ironisch-satirische Lieder wie „Kitsch“ setzen besondere Glanzpunkte, und die dynamischen Ensemblenummern wie „Milch“ werden durch eine fein abgestimmte Choreografie von Simon Eichenberger bereichert.
Insgesamt gelingt die halbszenische „Elisabeth“-Aufführung auch ohne klassisches Bühnenbild mit starker Erzählweise, herausragenden Künstlerinnen und Künstlern sowie musikalischer Qualität.

