Corona-Ausbruch in Bramsche: Alloheim-Betreiber “Wir sind erschüttert”

Nachdem unsere Redaktion am Dienstagmorgen den massiven Ausbruch in einem Alten- und Pflegeheim in Bramsche öffentlich gemacht hatte und u.a. mit der Pflegerin sprechen konnte, die tagelang versucht hatte den Heimbetreiber, die Behörden und die Polizei auf die Situation aufmerksam zu machen, hatten wir einen Fragenkatalog an die Düsseldorfer Zentrale des Unternehmens geschickt.

Trotz telefonischer Zusicherung uns im Tagesverlauf detailliert zu antworten, erhielten wir am Mittwochabend lediglich eine allgemein gehaltene Pressemitteilung, die wir hier ungekürzt im Wortlaut veröffentlichen.

Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Osnabrück den Vorfall. Mehrere Angehörige haben sich bei unserer Redaktion gemeldet und von Pflegemängeln und mangelhafter Kommunikation mit der Heimleitung berichtet.

Leitender Heimmitarbeiter soll Presse falsche Berichterstattung unterstellt haben

In einem unserer Redaktion berichteten Fall, soll noch am Mittwochnachmittag ein leitender Mitarbeiter des Alloheim in Bramsche gegenüber einer besorgten Tochter, die sich nach dem Gesundheitszustand ihrer Mutter erkundigte, die inzwischen bekannten Fallzahlen (48 infizierte Bewohner, 15 infizierte Mitarbeiter, 2 Todesfälle) in Zweifel gezogen haben und von falschen Berichten der Presse und lediglich einem einzelnen bestätigten Fall gesprochen haben.

Die Stellungnahme der Düsseldorfer Zentrale des Alloheim Bramsche:

“In unserer Einrichtung in Bramsche hat sich das Coronavirus (SARS-CoV-2) in den vergangenen Tagen auf einem Wohnbereich für demenziell veränderte Menschen ausgebreitet. Zahlreiche Fälle von Infektionen sind dort ärztlich bestätigt.

Wir sind erschüttert von den Krankheitsfällen und in Gedanken bei den betroffenen Bewohnern, Mitarbeitern und deren Angehörigen. Wir hoffen sehr auf eine baldige Genesung aller Infizierten. Wir bedauern die Todesfälle, die trotz schnellen Handelns nicht verhindert werden konnten. Unser stilles Gedenken gilt den Verstorbenen, wir fühlen mit ihren Angehörigen.

Alloheim hat im Rahmen seiner Präventionsmaßnahmen unternehmensweit bereits am 19. März 2020 einen umfangreichen Pandemieplan etabliert. Auf diesen Pandemieplan haben wir von zahlreichen Behörden wie etwa der zuständigen Heimaufsicht eine positive Rückmeldung erhalten. Bereits Anfang März haben wir zum Schutze unserer Bewohner und Mitarbeiter alle Besucher gebeten, bis auf Weiteres von Besuchen der Bewohner unserer Einrichtungen abzusehen. Um Infektionsrisiken durch Besuche zu auszuschließen, haben wir kurz darauf ein generelles Besuchsverbot erlassen.

Außerhalb unseres Einflussbereiches liegt jedoch die frühzeitige Aufdeckung der nach wie vor bestehenden Infektionsrisiken. Um diese zu minimieren, fordern wir im Sinne aller Pflegeheime die flächendeckende Testung sämtlicher Neuaufnahmen und Verlegungen von einem Krankenhaus in die Pflegeheime.

Die Einrichtung hat umgehend, nachdem sie von der Infektion eines ersten Bewohners mit dem Coronavirus Kenntnis bekam, das zuständige Gesundheitsamt informiert und seitdem sämtliche weiteren Schritte auf täglicher Basis mit der Behörde abgestimmt. Jeden Tag wurden alle aktuellen Zahlen zu Bewohnern mit Symptomen schriftlich an das Gesundheitsamt gemeldet. Unabhängig davon haben wir alle entsprechenden Isolations- und Hygienemaßnahmen unmittelbar eingeleitet. Auch diese wurden stets zeitnah dem Gesundheitsamt kommuniziert, die weitere Vorgehensweise abgestimmt sowie deren Vorgaben umgesetzt.

Das Gesundheitsamt und die Heimaufsicht haben sich mit ärztlicher Begleitung zudem seit Samstag bei mehreren Vor-Ort-Terminen in der Einrichtung von der jeweiligen Umsetzung der Maßnahmen und dem Gesundheitszustand der Bewohner überzeugt. Beim ersten Termin am vergangenen Samstag haben Gesundheitsamt, Heimaufsicht und Hygienebeauftragter des Landkreises die zuvor besprochenen Maßnahmen geprüft und ohne größere Anmerkungen abgenommen. Die am gleichen Abend zugesandte Anordnung von Hygienemaßnahmen des Landkreises spiegelten im Wesentlichen die ohnehin bereits von der Einrichtung ergriffenen Maßnahmen wider, ergänzt um einige Hinweise.

Auch wurde die Pflegequalität der Einrichtung in Bramsche noch Ende Januar 2020 vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) überprüft: Selbst unter den neuen MDK-Prüfkriterien wurde der Einrichtung eine gute bis sehr gute Qualität bescheinigt.

Die aktuelle Situation ist auch für unsere Mitarbeiter vor Ort eine Ausnahmesituation. Sie bedeutet auch für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter eine erhebliche psychische als auch physische Belastung. Mit großem Engagement und unermüdlichem Einsatz arbeiten sie daran, diese Ausnahmesituation zu meistern. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erbringen derzeit Höchstleistungen, um die Risikogruppe der Seniorinnen und Senioren nicht nur zu schützen, sondern sie auch in allen Lebensbereichen vor dem Verlust ihrer Lebensqualität zu bewahren.

Ergänzend zu den Mitarbeitern in der Pflege und Betreuung aller Bewohner in der Einrichtung, auch auf dem betroffenen Wohnbereich, sind mehrere Mitarbeiter des Zentralen Qualitätsmanagements der Alloheim-Gruppe zur Unterstützung der Mitarbeiter vor Ort in der Einrichtung.

Wir haben großes Verständnis dafür, dass unsere Bewohner und ihre Angehörigen nun in Sorge sind. Zugleich versichern wir, dass die Einrichtung und ihre Mitarbeiter in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, der Heimaufsicht und dem zentralen Qualitätsmanagement alles unternehmen werden, um unsere Bewohner und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen.

Auf Basis unseres bestehenden Pandemieplans hat Alloheim auf die Situation abgestimmte, professionelle Sofortmaßnahmen in der Einrichtung eingeleitet. Über deren Umsetzung tauschen wir uns regelmäßig mit dem Gesundheitsamt aus. Zu den Maßnahmen gehören u.a.:
Sämtliche Bewohner aller Wohnbereiche bleiben auf ihren Zimmern und nehmen auch dort das Essen ein. Die Gemeinschaftsräume sind gänzlich geschlossen.
Der betroffene Wohnbereich wurde isoliert und sämtliche Verbindungen zu anderen Teilen der Einrichtung geschlossen.
Die Mitarbeiter sind wohnbereichsbezogen eingeteilt. Die Mitarbeiter (Pflege, Reinigung etc.) arbeiten also ausschließlich auf dem ihnen zugewiesenen Wohnbereich.
Die Zugangswege für die Mitarbeiter in die Einrichtung wurden je nach Wohnbereich separiert.
Die Mitarbeiter des betroffenen Wohnbereichs arbeiten in Schutzkleidung. Die Versorgung der Einrichtung mit Schutzausrüstung durch die Alloheim Unternehmensgruppe ist bislang sichergestellt.
Unabhängig von Symptomen messen wir auf allen Wohnbereichen bei jedem Bewohner mehrmals am Tag die Temperatur. Vergleichbare Vorsorgemaßnahmen gelten auch für alle Mitarbeiter.”


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