Die ADHS ist eine neurobiologische Erkrankung, die sich durch Konzentrationsprobleme, Impulsivität und Hyperaktivität äußert. Die klassische Therapie umfasst häufig Medikamente wie Ritalin, doch nicht alle Patienten sprechen darauf an oder vertragen es gut. In den letzten Jahren rückt Cannabis als alternative Therapieoption verstärkt in den Fokus. Doch wie wirksam ist medizinisches Cannabis bei ADHS? Welche Vorteile bietet es und welche rechtlichen Hürden gibt es?
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von ADHS mit Cannabis
Während ADHS traditionell mit Stimulanzien behandelt wird, berichten einige Patienten über positive Effekte von medizinischem Cannabis. Der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt beruhigend und Cannabidiol (CBD) besitzt zusätzlich angstlösende Eigenschaften. Erste Studien und Fallberichte deuten darauf hin, dass Cannabis-Sorten mit einem ausgeglichenen THC-CBD-Verhältnis die Symptome von ADHS lindern können, insbesondere in Bezug auf Reizüberflutung, Impulsivität und emotionale Dysregulation. Wer eine Therapie in Erwägung zieht, benötigt ein ADHS-Cannabis-Rezept, das von spezialisierten Ärzten ausgestellt wird. Anbieter wie CanDoc ermöglichen zudem die Verschreibung über das Internet.
Bei einer deutschen Studie im Jahr 2015, wurden 30 ADHS-Patienten untersucht, die auf konventionelle Medikamente nicht ansprachen. Bei 22 Teilnehmern verbesserte sich die Symptomatik durch die Cannabis-Therapie deutlich. Sie berichteten von erhöhter Konzentration, besserer Impulskontrolle und einer allgemeinen Verbesserung der Lebensqualität. Andere Studien legen nahe, dass das Endocannabinoid-System eine Schlüsselrolle bei der Regulation von Dopamin und Noradrenalin spielt. Beides sind Neurotransmitter, die bei ADHS eine zentrale Rolle einnehmen. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Viele Experten warnen vor möglichen Langzeitfolgen, insbesondere bei jungen Patienten, da Cannabis auch mit einer Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung und Suchtpotenzial in Verbindung gebracht wird.
Vorteile einer Cannabis-Therapie bei ADHS
Patienten, die von Cannabis profitieren, berichten häufig von folgenden positiven Effekten:
- Verbesserte Konzentration: Einige Patienten beschreiben eine Reduktion von Aufmerksamkeitsproblemen und eine längere Fokussierung auf Aufgaben.
- Verminderte Impulsivität: Cannabis kann dabei helfen, Impulse besser zu kontrollieren und unüberlegte Handlungen zu reduzieren.
- Angstlinderung: Viele Menschen mit ADHS leiden unter erhöhter innerer Unruhe und Angstzuständen, die durch Cannabis gemindert werden können.
- Bessere Schlafqualität: ADHS-Patienten haben häufig mit Schlafproblemen zu kämpfen. Cannabis kann eine beruhigende Wirkung haben und den Schlaf fördern.
- Alternative zu Stimulanzien: Manche Patienten reagieren empfindlich auf klassische Medikamente oder erleben Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen.
Trotz dieser potenziellen Vorteile ist die Therapie individuell zu betrachten. Nicht jeder ADHS-Patient spricht auf Cannabis positiv an, und Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Gedächtnisprobleme oder erhöhte Herzfrequenz müssen berücksichtigt werden.
Rechtliche Rahmenbedingungen für die Verschreibung von Cannabis bei ADHS
Seit März 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland unter bestimmten Bedingungen legal. Ärzte dürfen es verschreiben, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt und andere Therapieoptionen nicht ausreichen oder nicht vertragen werden. Zudem wurden die rechtlichen Vorgaben zuletzt angepasst und es ist für die Verschreibung von medizinischem Cannabis kein Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) mehr erforderlich. Dennoch müssen die Patienten gewisse Voraussetzungen erfüllen, bevor sie eine Cannabis-Therapie beginnen können:
- Individuelle Prüfung durch den Arzt: Die Verschreibung von medizinischem Cannabis unterliegt einer sorgfältigen ärztlichen Beurteilung. Cannabis darf nur bei Patienten mit einer diagnostizierten, therapieresistenten ADHS-Erkrankung verordnet werden. Das bedeutet, dass der Arzt individuell prüfen muss, ob eine herkömmliche Therapie nicht ausreichend wirksam oder nicht verträglich ist.
- Ausschöpfung anderer Behandlungsmöglichkeiten: Bevor eine Cannabis-Therapie in Betracht gezogen wird, müssen zunächst bewährte ADHS-Medikamente ausprobiert worden sein. Nur wenn diese nicht den gewünschten Effekt erzielen oder starke Nebenwirkungen verursachen, kann ein Arzt eine alternative Therapie mit Cannabis erwägen.
- Verschreibung durch spezialisierte Ärzte: Obwohl nun kein BtM-Rezept mehr notwendig ist, übernehmen weiterhin meist Neurologen, Psychiater oder spezialisierte Ärzte die Verordnung von Cannabis. Allgemeinmediziner dürfen es in bestimmten Fällen ebenfalls verschreiben, doch die fachärztliche Expertise spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Die Behandlung mit medizinischem Cannabis erfordert eine kontinuierliche ärztliche Betreuung. Dazu gehören regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um die Wirkung und Verträglichkeit zu überprüfen. Außerdem wird die Dosierung individuell angepasst, um eine optimale therapeutische Wirkung zu erzielen und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.
Cannabis-Rezepte auch online verfügbar
Eine weitere Erleichterung für Patienten stellt die Möglichkeit dar, Cannabis-Rezepte online ausstellen zu lassen. Telemedizinische Angebote ermöglichen es, dass Patienten nach einer ärztlichen Überprüfung ein Rezept online erhalten, sofern alle rechtlichen und medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind. Dies ist insbesondere für Patienten von Vorteil, die Schwierigkeiten haben, einen spezialisierten Arzt in ihrer Nähe zu finden oder aufgrund ihrer Symptomatik eingeschränkt mobil sind.
In Deutschland arbeitet unter anderem die Grünhorn Apotheke in Leipzig mit telemedizinischen Anbietern zusammen und übernimmt den Versand von medizinischem Cannabis direkt an die Patienten. Damit entfällt der oft mühsame Gang zur Apotheke, und die Therapie kann diskret und komfortabel fortgesetzt werden. Diese Entwicklung zeigt, wie sich die medizinische Versorgung durch digitale Lösungen weiterentwickelt und Patienten den Zugang zu alternativen Behandlungsmethoden erleichtert.

