Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit trug sich Egils Levits, der von 2019 bis 2023 Staatspräsident Lettlands war, in das Goldene Buch der Stadt ein, und festigte damit erneut die Verbundenheit zwischen Deutschland und Lettland.
Frieden und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit
Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter würdigte Levits in ihrer Ansprache als „einen Staatsmann, der sich in besonderer Weise für Demokratie, Freiheit und die Verteidigungsfähigkeit Europas eingesetzt hat“, und betonte auch, wie wichtig Frieden, Freiheit und Demokratie damals, wie auch besonders in der heutigen Zeit, sind: „Dass wir Sie, Herr Präsident, hier am heutigen Tag der Deutschen Einheit begrüßen dürfen, ist ein starkes Zeichen. Denn während uns das Jahr 1648 daran erinnert, dass die Kraft des Kompromisses Frieden möglich machen kann, gemahnt der 3. Oktober 1990, dass Freiheit, Einheit und Demokratie alles andere als selbstverständlich sind. Sie mussten im Osten unseres Landes vielmehr erst von den Bürgern der damaligen DDR erkämpft werden – nicht mit Waffen, sondern mit einer friedlichen Revolution. Und Freiheit, Einheit und Demokratie müssen auch heute geschützt und verteidigt werden. Gegen ihre Feinde von innen, aber auch von außen.“
Der Westfälische Frieden ist ein wichtiger Maßstab
Levits dankte der Stadt Osnabrück für die Einladung und den Eintrag ins Goldene Buch: „Hier ist das moderne Völkerrecht entstanden. Doch ich sehe, dass diese Ordnung, die vor fast 400 Jahren geschaffen wurde, heute bedroht ist. Frieden konnte man durch den Westfälischen Friedensschluss nicht garantieren, aber man hat damals einen Maßstab geschaffen, an dem das Verhalten von Staaten gemessen werden kann: richtig oder falsch. Nach dem Westfälischen Frieden gab es zwar weiterhin Kriege, doch nun konnte man bestimmen, wer Angreifer und wer Opfer ist. Das ist die bleibende Wirkung der Friedensordnung, die hier geschaffen wurde. Auch die Stadt Osnabrück mit ihrer besonderen Einrichtung der Friedensgespräche trägt Verantwortung für die Bewahrung dieses Maßstabs. Ich bin überzeugt, dass die Stadt Osnabrück dieser Verantwortung mit großem Erfolg gerecht wird. Ich wünsche, dass diese Friedensordnung auch künftig als Maßstab gilt – und dass die Stadt Osnabrück diese besondere, ehrenvolle Bürde weiterhin in die Zukunft trägt.“
Nach seinem Eintrag ins Goldene Buch sprach Levits bei den Osnabrücker Friedensgesprächen mit dem Titel „Die Zukunft der Europäischen Union in Zeiten geopolitischer Umwälzung“ über die über die Herausforderungen, vor denen Europa angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, globaler Machtverschiebungen und der Rolle Deutschlands innerhalb der EU steht.


