Der Militärhistoriker Sönke Neitzel geht davon aus, dass der Einsatz europäischer Friedenstruppen in der Ukraine für Russlands Präsidenten Wladimir Putin inakzeptabel bleiben wird. Laut Neitzel würden gut bewaffnete europäische Truppen mit Luftabwehr in der Ukraine eine De-facto-Mitgliedschaft des Landes in der NATO bedeuten. Dies äußerte er in einem Interview mit dem „Stern“. Seine Einschätzung ist ein Teil der größeren Debatte über die europäische Sicherheitspolitik angesichts der anhaltenden Spannungen in Osteuropa.
Europäische Truppen in der Ukraine
Sönke Neitzel, der an der Universität Potsdam als Militärhistoriker lehrt, sieht in den von Großbritannien und Frankreich vorgeschlagenen Einsätzen europäischer Friedenstruppen in der Ukraine eine politische Strategie. „Das ist ein politisches Argument gegenüber Trump, um sich wieder an den Verhandlungstisch zu bringen“, sagte Neitzel dem „Stern“. Nach seinen Worten liegt der Hintergrund in der Schockwirkung, die die vermeintliche Schwäche der Europäer im internationalen Kontext verursacht habe. „Deshalb versuchen sie, Stärke zu zeigen, um die eigene Beteiligung zu erreichen“, fügte Neitzel hinzu.
Sorge vor dem Sapad-Manöver
Neitzel äußert zudem große Besorgnis hinsichtlich des bevorstehenden Sapad-Manövers Russlands im Herbst. Er warnt davor, dass dies möglicherweise zur Vorbereitung eines weiteren Krieges genutzt werden könnte. „Polen und Balten haben große Angst, dass das der Auftakt sein könnte, das Baltikum anzugreifen“, so Neitzel. „Vielleicht nicht großflächig, aber um einen Fait accompli, eine vollendete Tatsache, zu schaffen“, erläuterte er mit Bezug darauf, dass ein solcher Angriff etwa durch das Überqueren der Brücke in der Grenzstadt Narva in Estland erfolgen könnte. Dies könnte einen Test für die Reaktionsfähigkeit der NATO darstellen und bei einer ausbleibenden Reaktion „politisch den Todesstoß“ für das Bündnis bedeuten.
Hintergrund der britisch-französischen Initiative
Die vorgeschlagenen Vorstöße von Großbritannien und Frankreich, europäische Truppen in die Ukraine zu entsenden, stellen laut Neitzel einen Versuch dar, geopolitische Stärke zu demonstrieren. „Für die Europäer ist es ein Schock, dass ihnen ihre eigene Verzwergung vorgeführt wird“, erklärte er im Interview mit dem „Stern“. Durch das Zeigen von Stärke hoffen die Europäer, ihre Position in künftigen Sicherheitsverhandlungen zu verbessern und ihre Beteiligung sicherzustellen.
Quelle: Mit Material der dts Nachrichtenagentur. ✨ durch KI bearbeitet, .
