Jede Menge Testosteron zog am vergangenen Dienstagnachmittag in die Anlage der Kalifornischen Seelöwen im Zoo Osnabrück ein: Bulle Diego aus dem Dortmunder Zoo lebt aufgrund von Umbauarbeiten vorübergehend bei den drei Osnabrücker Weibchen Bella, Sana und Donna am Schölerberg.

 Erst zierte sich Seelöwen-Bulle Diego noch etwas die große Transportbox zu verlassen und das neue Gehege zu erkunden, aber nach ein paar Lockrufen seiner Pflegerin aus Dortmund siegte schließlich die Neugier. „Es bedeutet auch immer ein Risiko, wenn neue Artgenossen in bestehende Gruppen integriert werden. Bei Diego und den Osnabrücker Weibchen verlief das Kennenlernen bislang aber ruhig“, erläutert Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoo Osnabrück.

Der über 200 Kilo schwere Bulle aus Dortmund zeigte sofort Interesse: Nachdem er zunächst allein in einen abgetrennten Bereich auf die Außenanlage gelassen wurde und ein kurzes Bad nahm, dauerte es nur wenige Minuten, bis er seine weiblichen Artgenossen kennenlernte.

Erstes Kennenlernen verlief positiv

Die Osnabrücker Tierpflegerin Kerstin Seifert weiß, dass Seelöwen untereinander klare Ansagen machen: „Seelöwenbullen sind sehr dominant und daher kann es unter den Raubtieren auch teilweise ruppig zugehen. Ein Kennenlernen kann dann auch schon mal etwas rauer ausfallen. Bei dem ersten Treffen der Osnabrücker Weibchen mit Diego lief aber alles gut. Die Tiere haben natürlich noch Respekt voreinander und sind ein wenig aufgeregt, sind aber auch sehr neugierig.“ 

Seelöwen-Bulle nur vorübergehend in Osnabrück

Die drei Osnabrücker Weibchen Bella (15 J.), Sana (12 J.) und Donna (15 J.) bewohnen seit dem krankheitsbedingten Tod von Seelöwenbulle Enrico im vergangenen Jahr die Anlage allein. Ihr neuer Mitbewohner bleibt jedoch nur vorübergehend in Osnabrück, voraussichtlich für die Dauer des Umbaus. „Während Diego bei uns lebt, wird seine Anlage in Dortmund saniert und umgebaut. Die beiden Dortmunder Seelöwenweibchen können in der Zeit in einem separaten Becken vor Ort bleiben, aber für Diego musste eine Zwischenlösung gefunden werden“, erklärt Wulftange den männlichen Zuwachs bei den Seelöwen. Die Reise des 7Jahre alten Kalifornischen Seelöwenbullen von Dortmund nach Osnabrück verlief reibungslos. „Da Diego sich im Vorfeld bereits an die Transportbox gewöhnen konnte und den Gang in die Box geübt hat, lief der Transport laut den Dortmunder Kollegen wie am Schnürchen“, sagt Wulftange. 

Medical Training für medizinische Untersuchungen

Diegos Tierpflegerin aus Dortmund bleibt noch ein paar Tage in Osnabrück, um dem Tier in seiner Eingewöhnungsphase etwas Rückhalt zu geben – denn ihr Gesicht und ihre Stimme sind Diego bestens vertraut. Außerdem können sich so die Tierpfleger aus Dortmund und Osnabrück auszutauschen: „Es ist wichtig, viele Informationen über den Charakter und die Angewohnheiten eines neuen Tieres zu erfahren. Dann können wir besser auf Diego eingehen und gut mit ihm arbeiten“, erklärt Wulftange. Wichtig ist dieser Austausch vor allem beim sogenannten Medical Training. Dabei lernen die Seelöwen kleine Kommandos auszuführen, die für medizinische Untersuchungen wichtig sind. Auf das Medical Training mit Diego, das regelmäßig mit den im Osnabrücker Zoo lebenden Seelöwen durchgeführt wird, können sich die Besucher besonders freuen. „Diego kann bereits sehr viele Kommandos. Während des Trainings kontrollieren wir routinemäßig die Augen und Zähne der Tiere. Außerdem üben wir die Versorgung etwaiger Verletzungen und die Abnahme von Blut über die Hinterflosse. So gewöhnen wir die Tiere an diese Abläufe und sie müssen für kleinere Untersuchungen nicht unbedingt narkotisiert werden“, erläutert Seifert. Das Training findet auf freiwilliger Basis statt: Die Tiere werden für ihre Teilnahme mit Fisch belohnt und Bestrafungen gibt es nicht. Im Zoo Osnabrück müssen sich Diego und die Pfleger nun erst einmal kennenlernen und Vertrauen aufbauen, bevor es dann an das gemeinsame medizinische Training geht.

Seelöwe Diego im Zoo Osnabrück
Diego aus Dortmund fühlt sich sichtlich wohl in Osnabrück.

„Besucher können den Bullen Diego mit den drei Weibchen in der Osnabrücker Seelöwen-Anlage ab sofort erleben. Man erkennt ihn an seinem doch recht massigen Körper und bulligen Kopf. Außerdem wird man ihn wohl in großen Teilen des Zoos hören können, denn bereits in Dortmund war er als ‚Schreihals‘ bekannt“, so Andreas Wulftange. Das Brüllen ist für Kalifornische Seelöwen typisch, da sie so einerseits ihre Weibchen zusammen und andererseits potenzielle Rivalen fern halten.

Wissenswertes zu Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus)

Kalifornische Seelöwen leben an den Küstenregionen der nordamerikanischen Pazifikküste bis Mittelmexiko. Sie leben in Familien, die oft größere Einheiten bilden. Seelöwen gehören zu den Ohren-Robben, das heißt, sie besitzen sichtbare Außenohren. Durch besondere Muskeln ist es ihnen möglich, die Ohren zu schließen, damit kein Wasser eindringt, wenn sie bis zu einer Tiefe von 100 Metern abtauchen. Sie ernähren sich von Tintenfischen und Fischen, wobei sie bis zu 30 Kilogramm am Tag verzehren können. Ihre dicke Speckschicht unter der Haut schützt sie vor der Kälte. Der Seelöwe ist mit seinem torpedoähnlichen Körperbau und seinen zu Flossen umgewandelten Gliedmaßen gut an das Leben im Wasser angepasst. Er kann die Hinterflossen aber auch unter den Körper schieben und recht gewandt an Land laufen sowie geschickt klettern, wobei ihn ein guter Gleichgewichtssinn unterstützt.

Die Behändigkeit der Tiere außerhalb des Wassers ist notwendig, da Paarung, Geburt und Aufzucht der Jungen an Land stattfinden. Im Mai/Juni werden die Jungtiere geboren, sie sind circa 65 Zentimeter lang und ca. 8 Kilogramm schwer. Die ersten zehn Tage bleiben sie an Land und werden alle zwei Stunden von der Mutter gesäugt. Sie können von Natur aus nicht schwimmen und müssen es von den Eltern lernen.

 

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Fotos: Zoo Osnabrück, Svenja Vortmann