In Osnabrück gab es 2017 wieder etwas mehr Unfälle als 2017 – doch welche Ursachen hatten diese eigentlich und was kann dagegen getan werden? Titelfoto: mhp – fotolia.com

Osnabrück ist eine der vier größten Städte Niedersachsens. Die mehr als 160.000 Einwohner genießen – im Hinblick auf Arbeitsweg und Infrastruktur – viele Vorteile. Ganz ohne Auto geht es dann aber doch nicht. Der Verkehr in Osnabrück ist nicht nur für die Stadtplaner eine Herausforderung. Auch im Hinblick auf die Unfallstatistik ist der Verkehr in Osnabrück relevant. Wie viele Autos täglich in Osnabrück unterwegs sind, lässt sich leider nicht ohne Weiteres feststellen. Es fehlt einfach an verlässlichen Zahlen zum Verkehrsaufkommen. Ein Grund, warum Zahlen so schwer zu erheben sind, ist die Zahl der Pendler aus dem Umland.

Aber: Die aktuelle Unfallstatistik für die Stadt lässt vermuten, dass in Osnabrück die Verkehrsdichte zunimmt. Im Vergleich zum Jahr 2016 stieg die Zahl der Verkehrsunfälle um 1,4 Prozent an. Veröffentlicht von der zuständigen Polizeidirektion, gab es 2016 31.367 Unfälle. Im Berichtsjahr 2017 stieg die Zahl der Verkehrsunfälle auf 31.595 an. Allerdings darf diese Zahl keinen falschen Eindruck erwecken. In Osnabrück belief sich die Zahl der Verkehrstoten im gleichen Zeitraum auf 54 – was einen Tiefststand für die vergangenen 10 Jahre bedeutet. Welche Gründe tauchen in der Statistik besonders oft als Unfallursache auf?

Vorfahrtsverletzungen, Abbiegen und Sicherheitsabstand

Die in Osnabrück häufig in Erscheinung tretenden Unfallursachen sind:

  • Nichteinhaltungen des Sicherheitsabstands
  • Verletzungen der Vorfahrtsregeln
  • Fehler beim Abbiegen.

Für die beiden letztgenannten Unfallursachen verzeichnet die Statistik – im Vergleich zum Vorjahr – eine Zunahme. Während beispielswiese 2016 noch 2.346 Verletzungen der Vorfahrtsregeln zu einem Unfall führten, waren es 2017 2.413. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich die Veränderung bei den Fehlern beim Abbiegen.

Aber: Der Sicherheitsabstand ist als Unfallursache in Osnabrück rückläufig. Hier hat sich das Unfallgeschehen sogar sehr deutlich verändert. Von 2.893 Unfällen wegen des Sicherheitsabstands in 2016 auf 2.282 Unfälle in 2017.

Welche Rückschlüsse lassen die Zahlen zu? Generell scheint Autofahrern inzwischen klar zu sein, wie wichtig der Sicherheitsabstand ist. Auf der anderen Seite keimt – angesichts der Veränderungen bei Unfällen durch die Nichteinhaltung der Vorfahrtsregeln oder Fehler beim Abbiegen – der Verdacht auf, dass die Aufmerksamkeit einiger Autofahrer 2017 gelitten hat.

Mit welchen Strafen ist im Zusammenhang mit den Verkehrsdelikten zu rechnen? Beispiel Sicherheitsabstand: Für Geschwindigkeiten bis 80 Stundenkilometer kommen Autofahrer noch recht glimpflich davon. Eine Unterschreitung des zulässigen Abstands (halber Tachowert) kostet in erster Linie ein Bußgeld. Wie hoch ein solches Bußgeld ist, richtet sich nach den Folgen, die der Verstoß hat. Eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer oder Sachbeschädigungen können teurer werden.

Fahrverbote und Punkte drohen dann, wenn die Geschwindigkeit über 80 Stundenkilometern liegt. In diesem Zusammenhang kann es schnell zu Punkten und Fahrverboten kommen. Allerdings ist fraglich, ob Geschwindigkeiten, die dafür nötig sind, in Osnabrück im Stadtverkehr erreicht werden.

Ein anderes Beispiel ist die Missachtung der Vorfahrt. Auch hier drohen Verkehrsteilnehmern Strafen, bei denen es auch um Punkte gehen kann.

  • Missachtung der Vorfahrt mit Behinderung – 25 Euro, keine Punkte
  • Missachtung der Vorfahrt mit Gefährdung – 70 Euro, 1 Punkt
  • Nichtbeachtung Stoppschild mit Gefährdung – 70 Euro, 1 Punkt

Alkohol und Drogen

Als Unfallursache kommen leider auch Alkoholmissbrauch und der Konsum von Betäubungsmitteln immer wieder vor. Letztere halten sich in Osnabrück auf einem hohen Niveau. Alkoholfahrten sind ein Problem, das Verkehrsteilnehmer immer wieder – besonders aber in den Abend- und Nachtstunden betrifft. Also gerade dann, wenn schon aufgrund der Tageszeit die Sichtverhältnisse auf der Straße eingeschränkt sind.

Wie sehen die Strafen in diesem Zusammenhang aus? Die Höhe der Strafe variiert und hängt vom Blutalkoholspiegel ab. Besonders viel Aufmerksamkeit ist von Fahranfängern gefragt. Hintergrund: Für diese Personengruppe gilt im Straßenverkehr die 0-Promille-Regel. Wird dies überschritten, drohen 250 Euro Bußgeld und 1 Punkt im Verkehrsregister. Bei Überschreitungen der 0,5 Promillegrenzen ergeben sich zudem deutlich höhere Strafen.

Zusätzlich winken Autofahrern, die erwischt werden, Fahrverbote. Diese variieren zwischen 1 Monat bis 3 Monaten. Übersteigt die Blutalkoholkonzentration den Wert von 1,1 Promille, handelt es sich um eine Straftat, die mit Gefängnis geahndet werden kann.

Alkohol und Fahrrad

Das Thema Alkohol im Straßenverkehr beschäftigt immer wieder. Autofahrer meinen mitunter, nach einer durchzechten Nacht wieder ins Auto steigen zu können. Allerdings braucht der Körper immer einige Stunden, um Alkohol komplett abzubauen. Restalkohol kann daher immer noch nachgewiesen werden und zu einer Strafe führen.

Wie sieht das Ganze eigentlich mit dem Fahrrad aus? Wer als Autofahrer den Pkw stehen lässt und von einer Feier mit dem Rad nach Hause fährt, macht offensichtlich etwas richtig. Allerdings sieht das deutsche Verkehrsrecht auch hier teils drastische Strafen vor. So zielt § 316 Strafgesetzbuch(StGB) nicht allein auf Pkw ab, sondern umfasst allgemein alle Fahrzeuge.

Ab 1,6 Promille drohen Radfahrern Geldstrafen, Führerscheinentzug und MPU. Der Entzug der Fahrerlaubnis gründet sich auf die Annahme, dass Betroffene nicht die entsprechende Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeugs besitzen.

Weitere Unfallursachen

Bild : nd3000 – fotolia.com
Mal schnell eine Nachricht lesen oder Emails checken während der Fahrt – leider wird diese Gefahr von vielen Autofahrern deutlich unterschätzt.  Bild : nd3000 – fotolia.com

Unfälle im Straßenverkehr gehen nicht nur auf die bisher genannten Ursachen zurück. In der Praxis gibt es viele weitere Gründe, warum es auf Osnabrücks Straßen täglich kracht. Dazu gehören Übertretungen der Geschwindigkeit sowie die Nutzung des Smartphones oder Handys.

Aber auch die in den letzten Jahren immer weiter verbreiteten Elektrofahrräder werden zu einem Problem. Hintergrund: 2013 erfasste die Statistik weniger als 75 Unfälle. 2017 erreicht die Zahl der Unfälle mit Beteiligung eines Pedelecs bzw. E-Bikes bereits die Marke von 280.

Der sprunghafte Anstieg ist leicht zu erklären – es sind mehr dieser Zweiräder mit elektrischer Tretunterstützung auf den Straßen unterwegs. Auffällig ist allerdings die Zahl der Betroffenen, die bei einem solchen Unfall eine schwere Verletzung – teils mit Todesfolge – erleiden, gestiegen. Verantwortlich macht die Polizei Osnabrück hierfür zwei Aspekte. Auf der einen Seite sind Pedelecs – im Vergleich zu einem normalen Fahrrad – deutlich schwerer.

Die Gewichtszunahme entsteht durch den verbauten Elektromotor und den Akku. Auf der anderen Seite erreichen Radfahrer mit den elektrischen Rädern höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten. Aufgrund dieser Tatsache gehen Unfälle mit Pedelecs folgenschwerer aus. Auch das Alter der Unfallopfer spielt eine wichtige Rolle, da Pedelecs gerne von älteren Personen gefahren werden. Diese könnten bei Unfällen schwerer Verletzungen davontragen, weil sie zum Beispiel häufig blutverdünnende Medikamente schluckten.

Risikogruppen im Straßenverkehr

Jugendliche haben es mit dem Auto besonders eilig. Diese Ansicht ist weit verbreitet. Auf die Zahl der Unfälle bzw. der Verkehrstoten bezogen lässt sich die Aussage allerdings nicht pauschal untermauern. Gegenüber 2016 ist die Zahl der jungen Verkehrstoten (15 Jahre – 24 Jahre) zurückgegangen.

Überraschend auf der anderen Seite die Entwicklung bei den Unfallzahlen in der Altersgruppe 65+. Hier verzeichnet die Statistik eine Zunahme von mehr als 500 Unfällen innerhalb nur eines Jahres. Als mögliche Ursache wird die Überforderung im Straßenverkehr mit zunehmendem Alter angesehen. Präventiv kann die Polizei Osnabrück hier nicht einschreiten – die Gesellschaft (und alle anderen Verkehrsteilnehmer) sind auf die Einsicht der betagten Autofahrer angewiesen. Letztlich müssen diese selbst erkennen, ob die Herausforderung noch zu bewältigen sind.

Symbolbild Unfall
Zum Glück gingen trotz der gestiegenen Unfallzahlen weniger Unfälle am Ende tödlich aus. Das ist ein Signal der Hoffnung für die Zukunft. Bild: Paolese – fotolia.com

Fazit: Zahl der Unfälle in Osnabrück gestiegen

Jeder will mobil sein. Entsprechend hat sich die Verkehrsdichte in Osnabrück in den letzten Jahren entwickelt. Und damit natürlich auch die Zahl der Unfälle. Insgesamt macht die Unfallstatistik einen leichten Anstieg bei den Verkehrsunfällen aus. Allerdings sind davon nicht alle Bereiche betroffen. Autofahrern haben im letzten Jahr mehr auf den Sicherheitsabstand geachtet, dafür häuften sich allerdings Unfälle aufgrund der Missachtung der Vorfahrt. Ein Problem bleiben auch in Osnabrück Alkohol- und Drogenfahrten. Trotz der inzwischen sehr drastischen Strafen tauchen diese Delikte in den Statistiken nach wie vor auf. Eine Überraschung ist der starke Anstieg von Unfällen mit Pedelecs. Die Elektrofahrräder sind zuletzt vermehrt in Unfälle verwickelt – was einerseits auf die Zunahme in der Bevölkerung, aber auch auf die Besonderheiten der Bauart – zurückzuführen ist.