Die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland bleibt hoch. Im ersten Quartal 2025 verzeichnete das Bundeskriminalamt (BKA) 1.047 entsprechende Delikte, darunter zahlreiche Gewalt- und Propagandadelikte. Besonders häufig wurden die Taten dem Bereich „Politisch motivierter Kriminalität – rechts“ zugeordnet, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, über die die „Welt“ berichtet.
Antisemitische Straftaten auf konstant hohem Niveau
Das BKA registrierte im Zeitraum von Januar bis März 2025 insgesamt 1.047 antisemitische Straftaten. Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht, darunter 27 Gewalttaten und 422 Fälle von Volksverhetzung. Die meisten Delikte wurden dem Phänomenbereich „Politisch motivierter Kriminalität – rechts“ zugeordnet: Elf Gewalttaten sowie 554 weitere Straftaten. Aus „ausländischer Ideologie“ der Tatverdächtigen wurden 267 Straftaten und sechs Gewaltdelikte erfasst, aus „religiöser Ideologie“ 145 Straftaten und fünf Gewalttaten. Einer linken Motivation werden 15 antisemitische Straftaten zugeordnet. Unter die Kategorie „sonstige Zuordnung“ fallen 66 Taten, darunter fünf Gewaltdelikte. Als Stichtag für die Erhebung nannte das Bundesinnenministerium den 30. Juni 2025.
Die Bandbreite der Straftaten reicht laut den Angaben von Sachbeschädigung, Bedrohung und Beleidigung bis hin zu mehreren Fällen von Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung. In Berlin und Coburg wurde jeweils ein Mordversuch verzeichnet. Darüber hinaus wurden verschiedene Fälle des Zeigens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen wie das Hakenkreuz oder Symbole der Hamas festgestellt.
Vorläufige Zahlen mit deutlichem Anstieg
Für das Jahr 2024 meldete das BKA insgesamt 6.560 judenfeindliche Straftaten, darunter 178 Gewalttaten, 1.438 Propagandadelikte und 3.128 Fälle von Volksverhetzung, wie ebenfalls aus der Antwort auf die Linke-Anfrage hervorgeht. Diese Zahlen gelten als vorläufig und steigen erfahrungsgemäß durch Nachmeldungen deutlich an. Beispielsweise gab das Bundesinnenministerium auf die Linke-Anfrage im Mai 2024 noch 793 Fälle an, bis zum Stichtag 30. Juni 2024 war die Zahl auf 1.759 angewachsen. Die Linksfraktion fragt die Statistik für jedes Quartal seit 2008 ab.
Reaktionen von Zentralrat und Linksfraktion
Die anhaltend hohe Zahl an judenfeindlichen Straftaten bezeichnete Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, als „alarmierend, für Juden, aber kaum überraschend“, wie die „Welt“ berichtet. Sie mache „das Ausmaß an Anfeindungen und Hass greifbar, das Juden tagtäglich entgegenschlage“. Schuster erklärte weiter: „Seit dem 7. Oktober 2023 beobachten wir eine dramatische Zuspitzung des Antisemitismus in Deutschland.“
Mit Blick auf die politischen Hintergründe sagte Schuster der „Welt“: „Neben den Straftaten aus dem rechtsextremen Spektrum – einem Milieu, das längst nicht mehr am Rand unserer Gesellschaft steht, sondern über seinen parlamentarischen Arm salonfähig geworden ist –, nimmt der islamistisch motivierte Antisemitismus immer weiter zu.“ Er betonte: „Diese Radikalisierung darf nicht zur neuen Normalität werden.“ Schuster forderte entschiedenes Handeln gegen Judenhass: „Was wir jetzt brauchen, ist keine Betroffenheitsrhetorik, sondern einen Staat, der konsequent durchgreift und antisemitische Straftaten in allen Erscheinungsformen bekämpft.“
Auch die Linksfraktion sieht dringenden Handlungsbedarf. Bünger erklärte gegenüber der „Welt“: „Jede antisemitische Straftat ist eine zu viel, und es passiert viel zu wenig, um Antisemitismus wirksam zu bekämpfen.“ Besonders wichtig seien „verlässlich finanzierte Bildungsinitiativen sowie Beratungsangebote für Betroffene von antisemitischen Anfeindungen und Gewalttaten“. Die Zivilgesellschaft stehe als Trägerin derartiger Projekte und Angebote „stärker unter Druck als je zuvor“.
Bünger forderte zudem einen anderen Umgang mit propalästinensischen Protesten: „Was der Bekämpfung von Antisemitismus überhaupt nicht hilft, ist, wenn legitime Proteste gegen israelische Kriegsverbrechen in Gaza als antisemitisch diffamiert oder gar kriminalisiert werden.“ Ebenso kritisierte sie: „Ebenso schädlich ist es, wenn deutsche Politiker Antisemitismus als vermeintlich importiertes Problem bezeichnen, dem man mit einer noch härteren Ausweisungspolitik und Abschiebungen begegnen könne. Das ist eine unerträgliche Verharmlosung des europäischen Antisemitismus, der eine lange Geschichte hat und besonders des Vernichtungsantisemitismus der Nazis.“
Quelle: Mit Material der dts Nachrichtenagentur. ✨ durch KI bearbeitet, .