Der Grünen-Vordenker Ralf Fücks fordert von seiner Partei einen neuen Kurs in der Klimapolitik. Angesichts veränderter gesellschaftlicher Prioritäten und einer angespannten wirtschaftlichen Lage mahnt Fücks zu mehr Realismus und einer neuen Kommunikation im Umgang mit Klimafragen. Im Magazin „Focus“ äußerte Fücks deutliche Kritik und legte konkrete Vorschläge für eine Neuausrichtung der Partei dar.
Verschobene Prioritäten und wirtschaftliche Herausforderungen
Ralf Fücks, seit 1982 Mitglied der Grünen und langjähriger Vorsitzender der Heinrich-Böll-Stiftung, sieht die Grünen vor grundlegenden Herausforderungen. „Die Prioritäten haben sich verschoben. Sorge vor wirtschaftlichem Abstieg, unkontrollierter Migration und Krieg treiben die Menschen stärker um“, sagte Fücks dem „Focus“. Die wirtschaftliche Situation unterscheide sich deutlich von der Lage vor vier oder fünf Jahren, als Klimapolitik noch hohe Zustimmung genoss. „Die Kostenfrage spielt jetzt eine viel größere Rolle. Wenn man das nicht realisiert, fährt ökologische Politik gegen die Wand“, so Fücks laut „Focus“.
Als Direktor der von ihm gegründeten Denkfabrik Zentrum Liberale Moderne betont Fücks die Notwendigkeit, Klimapolitik den aktuellen Realitäten anzupassen. Er fordert, ehrlich mit Herausforderungen und Zielkonflikten umzugehen: „Wir müssen uns klimapolitisch ehrlich machen: mit Blick auf die Kosten, die Zielkonflikte, die absehbare Entwicklung. Wir brauchen eine realistische Klimakommunikation, ohne resignativ oder fatalistisch zu werden“, sagte Fücks dem „Focus“.
Kritik an der Parteistrategie
Im Hinblick auf die junge Generation bemängelt Fücks das Fehlen einer überzeugenden Erzählung von Seiten der Grünen. „Den Grünen fehlt eine mitreißende Fortschrittserzählung, die politischen Pragmatismus mit dem Mut zur Veränderung verbinde“, sagte Fücks ebenfalls im „Focus“.
Ergebnisse der Bundestagswahl
Bei der Bundestagswahl im Februar erreichten die Grünen nur 11,6 Prozent der Zweitstimmen. Das bedeutete einen Rückgang um 3,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Herbst 2021. In der Folge verloren die Grünen die Regierungsverantwortung. Die Grünen-Spitzenpolitiker Robert Habeck und Annalena Baerbock zogen sich daraufhin aus der ersten Reihe der Bundespolitik zurück.
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