Ein ungewöhnlicher Hingucker erwartet Besucherinnen und Besucher des Osnabrücker Zoos am kommenden Sonntag: Vor dem Eingang türmt sich eine fünf Meter hohe Statue aus Altkleidern. Mit dieser spektakulären Kunstinstallation protestieren Greenpeace-Aktive aus Osnabrück am 2. November von 14:00 bis 17:00 Uhr gegen die Folgen der Wegwerfmode – und fordern ein Gesetz gegen Fast Fashion.
Kunstaktion soll auf Mode-Müllberge aufmerksam machen
Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: In wenigen Wochen startet die „Black Week“, in der große Modekonzerne mit Rabatten den Konsum von Billigkleidung ankurbeln. Auf einem großen Banner warnen die Aktivistinnen und Aktivisten: „Fast Fashion: Billig gekauft, teuer bezahlt“.
Die Installation stammt aus der Feder der Künstlerin Emanuele Jane Morelli und besteht aus Textilien, die Greenpeace auf dem Kantamanto-Markt in Accra, Ghana, gesammelt hat – einem der größten Secondhand-Märkte der Welt. Dorthin gelangt auch ein Großteil der aussortierten Kleidung aus Europa, die dort zur massiven Umweltbelastung wird. Eine begleitende Ausstellung zeigt Fotos der vermüllten Landschaften in Ghana.
„Fast Fashion steht für ein Wirtschaftssystem, das Ressourcen verheizt und Menschen im globalen Süden mit unserem Müll alleine lässt. Das muss ein Ende haben“, sagt Tobias Demircioglu von der Greenpeace-Gruppe Osnabrück.
Greenpeace fordert Anti-Fast-Fashion-Gesetz nach französischem Vorbild
Mit der Aktion will Greenpeace nicht nur Aufmerksamkeit erzeugen, sondern auch politische Veränderungen anstoßen. Die Umweltschutzorganisation fordert ein „Anti-Fast-Fashion-Gesetz“ nach französischem Vorbild. Es soll unter anderem eine Sonderabgabe auf Wegwerfmode einführen, die Kreislaufwirtschaft durch Secondhand, Reparatur und Tauschsysteme fördern und Werbung für Fast-Fashion-Produkte – auch auf Social Media – verbieten.
Ein neues Rechtsgutachten im Auftrag von Greenpeace zeigt: Ein solches Gesetz wäre auch in Deutschland rechtlich umsetzbar. Die Notwendigkeit sei offensichtlich – seit dem Jahr 2000 habe sich die weltweite Bekleidungsproduktion mehr als verdreifacht. Jährlich werden bis zu 180 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt, von denen bis zu 40 Prozent unverkauft bleiben und vernichtet werden. Zudem landen über 60 Prozent der in Deutschland gesammelten Altkleider im Ausland – häufig auf Deponien oder in Flüssen.
„Nur ein starkes Anti-Fast-Fashion-Gesetz kann die Kleiderflut stoppen. Die Politik hat alle rechtlichen Möglichkeiten, diesen Irrsinn zu beenden. Sie muss sie nun auch nutzen. Hersteller müssen endlich für Überproduktion, Wegwerfmode und die Belastungen von Umwelt und Klima Verantwortung übernehmen“, fordert Tobias Demircioglu.
Hintergrund: Kleidung als Umweltproblem
Bereits im Oktober 2023 hatten Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten aus Afrika und Deutschland auf dem Kantamanto-Markt in Accra rund 4,6 Tonnen aussortierte Kleidungsstücke gesammelt – rund 19.000 Teile, die sonst verbrannt oder deponiert worden wären. Analysen zeigten, dass mehr als 96 Prozent der Textilien aus synthetischen Fasern bestanden und damit erheblich zur Plastikverschmutzung beitrugen.
