Das Janusgesicht des Wissens

Im Zeitalter der Selbstoptimierung nimmt die Erweiterung des Allgemeinwissens einen wichtigen Stellenwert für das Leben des Einzelnen ein. Nicht umsonst spricht der Volksmund von einem „Wissensschatz“, den zu hegen, pflegen und beständig zu erweitern eine Triebfeder ist, die bei Individuen mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt ist. Aus der Perspektive der Biologie ist die Verknüpfung unserer genuin menschlichen Intelligenz mit unserem dopaminergen System für den Impetus verantwortlich, beständig an dem Ausbau unserer Stärken zu feilen.

In der Literatur hat Johann Wolfgang von Goethe mit der Figur des Doktor Faust der menschlichen Sehnsucht nach vollständiger Erkenntnis ein Denkmal gesetzt – was damals anrüchiger war, als wir es uns heute vorstellen. Der Topos von der Schlange als sündige Verführerin des Menschen, verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis zu speisen und sich anzumaßen, gottgleich zu werden, war den zeitgenössischen Zuschauern nur allzu bewusst.

Gamification: Wissenserweiterung macht Spaß

Im Digitalzeitalter ist der Zugang zu Wissen nicht viel weiter als einen Knopfdruck entfernt. Selbst diejenigen, die um vermeintlich dröge anmutende Wissensinhalte normalerweise einen Bogen machen und vom faustischen Streben eher wenig erfüllt sind, können sich einen niedrigschwelligen Zugang zur Welt des Wissens bahnen. Wissenstests finden sich in Kategorien wie Geschichte, Politik, Erdkunde, Wirtschaft, Chemie, Physik, Biologie, Kunst, Kultur, Literatur und anderen in Hülle und Fülle im Internet. Die Quizze lassen sich gut als Hobby zum Zeitvertreib zum Zwecke der Wissensaneignung nutzen, und wer die Wissensfragen im Gesamtpaket haben möchte, sucht sich einfach ein Allgemeinwissen Quiz.

Infografik: Wissen
Infografik: Allgemeinwissen aufbauen

Die Vorteile eines breiten Allgemeinwissens

Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen man kunstvoll am Hof zu parlieren pflegte. Und auch die Debattierclubs, die eng mit der Emanzipation des Bildungsbürgertums in der Epoche der Aufklärung verbunden waren, sind Geschichte. Dennoch lässt sich auch heute noch mit Genuss kulturvoll Konversation betreiben. Fehlen hierfür die geeigneten Gesprächspartner – denn zu jedem Fortschritt gehört auch Degeneration – gibt es inzwischen sogar Alternativen in Form von KI-Bots, denen die Zukunft gehört und die sich fortan in einem atemberaubenden Tempo weiter entwickeln werden.

Mit einem guten Allgemeinwissen trägt man stark dazu bei, die Achtung seiner Mitmenschen zu gewinnen, seinen Status zu stärken und Selbstvertrauen zu erlangen. Auf seinen Wissensschatz kann man in jeder Lebensphase zurückgreifen. Diskussionen lassen sich besser führen und in vielen Bewerbungen gehören Tests zum Allgemeinwissen dazu. Gebildete Personen haben es in Seminaren und anderen Bildungsprogrammen leichter, in denen es um den Erwerb von Abschlüssen und Zertifikaten geht.

Für den Berufsalltag und die Karriere gilt dies ebenso, zumal im Informationszeitalter der fortgeschrittenen Digitalisierung, die mit der KI-Entwicklung in eine neue Epoche eingetreten ist, Wissen so wertgeschätzt wird wie nie zuvor. Ohne Wissen wären all die technologischen Innovationen, denen wir unsere Lebensqualität zu verdanken haben, nicht entstanden. Informationen sind das Fundament, auf dem unsere moderne Welt aufgebaut ist. Letztendlich ist Wissen Macht und im spirituellen Sinne führt der Weg zur Erkenntnis gar zur Erleuchtung.

Abgrenzung von Allgemeinwissen und Allgemeinbildung

In Diskussionen werden Allgemeinbildung und Allgemeinwissen oft als Synonyme verwendet, was allerdings nicht korrekt ist. Vielmehr ist das Allgemeinwissen das Fundament, auf dem sich Allgemeinbildung aufbauen kann. Wissen besteht aus Informationen, die uns zur Verfügung stehen.

Erst, wenn es uns gelingt, diese Informationen dafür zu nutzen, um Zusammenhänge herzustellen, Beziehungen zu entwickeln und in Verknüpfungen zu denken, kann wirklich von einer soliden Allgemeinbildung gesprochen werden. Somit ist das Allgemeinwissen die Voraussetzung für die Allgemeinbildung und damit für ein vernetztes und interdisziplinäres Denken. Dies ist wiederum die Voraussetzung für das wissenschaftliche Denken.

Wissenschaftliche Methoden

Erst eine hohe Allgemeinbildung befähigt uns dazu, Theorien zu entwickeln und die ihnen zugrunde liegenden Hypothesen zu prüfen, die nach der wissenschaftlichen Methode verifiziert oder falsifiziert werden können. Die Theoriebildung kann induktiv durch den Schluss vom Besonderen zum Allgemeinen, deduktiv durch den Schluss vom Allgemeinen zum Besonderen und falsifikatorisch nach der modernen Methode Karl Poppers geschehen.

Karl Popper vertraute der klassischen induktiven und deduktiven Schule nicht mehr und postulierte, dass wirklicher Erkenntnisgewinn nur durch Falsifikation geschehen könne. Aussagen, die nicht widerlegt werden können, hätten keinen Wert. Der Erkenntnisforscher setzte es sich zum Ziel, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das traditionelle Denken zu überwinden, so wie es Einstein mit dem Newtonschen Weltbild tat. Wie Albert Einstein gelang es ihm, darüber hinauszugehen und die Grenzen der alten Wissenschaft zu sprengen.

Wie verbessere ich mein Allgemeinwissen?

Wir geben nützliche Tipps, damit auch Sie ihren Wissensschatz erweitern können:

Erkenntnistheoretischer Dialog mit der KI

Die Möglichkeiten, seinen Wissensschatz auszubauen, sind im Digitalzeitalter gestiegen. Heute ist niemand mehr dazu gezwungen, bei aufkommenden Fragen seine Hausbibliothek nach Antworten zu durchforsten. Google hilft sofort in jeder Lage und inzwischen ist mit ChatGPT ein eloquenter und gebildeter Gesprächspartner stets nur noch einen Klick entfernt. Gerade hier ergeben sich wunderbare Möglichkeiten, sein Wissen in den Gebieten, die einen interessieren, durch einen Dialog mit dem KI-Bot zu erweitern. Es liegt letztendlich an uns, wie wir das Internet nutzen. Ja, es kann zur Verdummung beitragen, aber auch zur Wissenserweiterung.

Die Glotze macht dumm? Von wegen!

Was für das Internet gilt, gilt auch für das Fernsehen. Wer den Tag über nur vor dem Fernseher sitzt, um RTL oder RTL2 zu konsumieren, verdummt; aber wer das Fernsehen sinnvoll nutzt, profitiert von seinen Möglichkeiten. Im Sinne bildungsbürgerlicher Ideale sind Arte, 3Sat und Phoenix Gegenpole zu RTL und RTL2. Vor allem hier, aber selbstverständlich auch in anderen Programmen, finden sich sehenswerte Dokumentation zu Themen, die den Wissensschatz mehren. Nach den Sendungen lohnt sich eine nachträgliche Vertiefung der Inhalte.

Bücher öffnen Horizonte

Belesen und gebildet ist nicht das Gleiche, aber der Zusammenhang zwischen beiden Begriffen ist offensichtlich. Bücher sind ein Tor zur Welt und gute Bücher öffnen Horizonte. Für das Studium erfüllen Fachbücher ebenso ihren Zweck wie Sachbücher. Doch auch in der Weltliteratur und Belletristik sind viele Schätze verborgen, die einen Zugang zur Bildung herstellen, den kulturhistorischen Zeitgeist spüren lassen und das Verständnis für die großen Fragen der Zeit schärfen.

Jede Fremdsprache ist ein Kosmos

Jede Fremdsprache ist ein eigener Kosmos und vermittelt den Zugang zu einem anderen Kulturkreis und seiner Geschichte. Wer Fremdsprachen lernt, entwickelt ein Gespür für die Sprache allgemein und erweitert seinen Wortschatz. Durch die Auseinandersetzung mit der Sprache und Kultur eines Landes erweitert sich zwangsläufig der Blickwinkel, da die Rezeption es ermöglicht, die Perspektive seines Heimatlandes um die Perspektive des anderen Landes zu erweitern.

Reisen bilden

Wer eine Reise macht, hat viel zu erzählen. Die schönsten Eindrücke, die man aufnimmt, bieten reichlich Diskussionsstoff. Ähnlich wie bei Fremdsprachen sind Reisen in andere Länder wunderbar dazu geeignet, andere Kulturen kennenzulernen. Einen anderen Nutzen bringen Städtereisen. Städte sind steingewordene Geschichte und ihre Sehenswürdigkeiten wie der Kölner Dom, das Schloss Schönbrunn in Wien, der Eiffelturm in Paris und die Basilius-Kathedrale in Moskau haben eine Bedeutung, die weit über den innerstädtischen Einfluss hinausreicht.


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Redaktion Hasepost
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